Bedeutung und Dringlichkeit der CRA-Konformität


Die Open-Source-Gemeinschaft entwickelt Cybersicherheitsprozesse für die Umsetzung von CRA-Vorschriften
Schwierigkeiten bei der Entwicklung von Open-Source-Sicherheitsstandards



Die Apache Software Foundation, die Blender Foundation, die OpenSSL Software Foundation, die PHP Foundation, die Python Software Foundation, die Rust Foundation und die Eclipse Foundation wollen zusammen an der Erstellung gemeinsamer Spezifikationen für die sichere Softwareentwicklung auf der Grundlage bewährter Open-Source-Prozesse arbeiten.

In dem Bestreben, den realen Herausforderungen der Cybersicherheit im Open-Source-Ökosystem zu begegnen und die volle Unterstützung des Cyber Resilience Act (CRA) der Europäischen Union zu demonstrieren, kündigen die Organisationen eine Initiative zur Erstellung gemeinsamer Spezifikationen für die sichere Softwareentwicklung an.

Die Rolle der Eclipse Foundation in der Sicherheitsstandardisierung
Diese gemeinsame Anstrengung ist bei der in Brüssel ansässigen Eclipse Foundation AISBL und des Eclipse Foundation Specification Process beheimatet und wird in Form einer neuen Arbeitsgruppe umgesetzt. Als Europas größte Open-Source-Stiftung, die seit langem einen robusten offenen Spezifikationsprozess entwickelt und anwendet, bietet die Eclipse Foundation eine ideale Plattform für dieses Projekt. Andere Open Source Foundations sowie KMU, Industrieunternehmen und Forschungseinrichtungen sind eingeladen, sich ebenfalls zu beteiligen. Ausgangspunkt sind die bereits bestehenden Sicherheitsrichtlinien und -verfahren der jeweiligen Open-Source-Stiftungen und ähnliche Dokumente, in denen Best Practices beschrieben werden. Die Leitung der Arbeitsgruppe folgt dem üblichen, mitgliedergeführten Modell der Eclipse Foundation, wird aber durch eine erweiterte Vertretung der Open-Source-Gemeinschaft ergänzt, um Vielfalt und Ausgewogenheit bei der Entscheidungsfindung zu gewährleisten. Die Ergebnisse bestehen aus einer oder mehreren Prozessspezifikationen, die unter einer liberalen Copyright-Lizenz für Spezifikationen und einer gebührenfreien Patentlizenz zur Verfügung gestellt werden.

Der Grund für diese Zusammenarbeit geht über die Einhaltung von Vorschriften hinaus. Software, insbesondere Open-Source-Software, spielt in unserer Gesellschaft eine immer wichtigere Rolle, und der Bedarf an Zuverlässigkeit, Sicherheit und Schutz nimmt stetig zu. Neue Vorschriften, wie z. B. der bevorstehende CRA, unterstreichen die Dringlichkeit von "Secure by Design" und robusten Sicherheitsstandards für die Lieferkette, und zwar lange vor Inkrafttreten der neuen Verordnung im Jahr 2027.

Open-Source-Gemeinschaften und -Stiftungen halten sich zwar in der Regel an die branchenüblichen Best Practices im Sicherheitsbereich und haben diese auch in der Vergangenheit umgesetzt, doch fehlt es ihren Ansätzen häufig an Abstimmung und umfassender Dokumentation. Nun stehen sie vor einer gemeinsamen Herausforderung: der dringende Bedarf an Standards für den Cybersicherheitsprozess, der durch CRA geschaffen wurde.

Der CRA zieht zahlreiche Standardisierungsanforderungen der Europäischen Kommission an die Europäischen Standardisierungsorganisationen nach sich. Und dies sind nur die europäischen Anforderungen. Auch aus den USA und anderen Regionen sind ähnliche Regulierungen zu erwarten. Der CRA definiert eine neue Art von Wirtschaftsakteur: den Open Source Steward. Auch in diesem Zusammenhang möchten die Open Source Foundations gemeinsame Spezifikationen für eine sichere Softwareentwicklung definieren.

Diese Herausforderung wird durch folgende Faktoren verschärft:

• Die heutige globale Software-Infrastruktur besteht zu über 80 Prozent aus Open Source. Der Software-Stack, der jedem Produkt mit digitalen Elementen zugrunde liegt, wird in der Regel mit Open-Source-Software erstellt. Wenn wir also von der "Software-Lieferkette" sprechen, beziehen wir uns in erster Linie, aber nicht ausschließlich, auf Open Source.

• Traditionelle Normungsorganisationen haben in der Vergangenheit wenig mit Open-Source-Gemeinschaften und der breiteren Software-/IT-Branche zusammengearbeitet. Erschwerend kommt hinzu, dass ihre Governance-Modelle den Open-Source-Gemeinschaften derzeit keine Möglichkeiten zur Beteiligung bieten.

• Open-Source-Gemeinschaften haben nur begrenzte Erfahrung im Umgang mit traditionellen Normungsorganisationen. Zudem ist es für sie aufgrund ihrer begrenzten Ressourcen schwierig, sich einzubringen.

• Die Erarbeitung von Standards ist in der Regel ein langwieriger Prozess, und die Zeit drängt.

Diese neuen Cybersicherheitsstandards müssen zwar unter Berücksichtigung der Anforderungen von Open-Source-Entwicklungsprozessen und -Gemeinschaften entwickelt werden, aber es gibt keinen klaren Weg, wie dies in der Kürze der Zeit geschehen kann. Ebenso wichtig ist es, dass diese Standards so entwickelt werden, dass sie auch die Bedürfnisse der proprietären Softwareentwicklung großer Unternehmen, vertikaler Branchen sowie kleiner und mittlerer Unternehmen berücksichtigen.

Trotz dieser Herausforderungen gibt es eine Grundlage für die Entwicklung. Führende Open-Source-Gemeinschaften und -Stiftungen haben seit Jahren sichere Softwareentwicklungsprozesse erarbeitet und angewendet. Dabei handelt es sich um Best Practices der Branche in Bezug auf Vorgehensweisen wie koordinierte Offenlegung, Peer Reviews und Freigabeprozesse. Diese Vorgehensweisen wurden von jeder dieser Organisationen dokumentiert, wenn auch manchmal unter Verwendung unterschiedlicher Terminologie und Ansätze. Die Eclipse Foundation geht davon aus, dass die technische Dokumentation dieser bestehenden Cybersicherheitsprozesse einen Ausgangspunkt für die Entwicklungen bieten kann, die für die Einhaltung der CRA-Vorschriften erforderlich sind.

Ziel ist es, dass die erarbeiteten Spezifikationen in die formellen Normungsprozesse von mindestens einer der europäischen Normungsorganisationen einfließen können. In Anbetracht des engen Zeitrahmens für die Umsetzung der CRA stellt dieser schnelle Start ein konstruktives Umfeld für die technischen Diskussionen dar, die für die Stewards, Mitwirkenden und Anwender von Open Source notwendig sind, um die Anforderungen des CRA zu erfüllen.

Die Eclipse Foundation ist offen für Interessenten, die an den Spezifikationen für eine sichere Open-Source-Entwicklung mitarbeiten möchten. Gemeinsam mit Open-Source-Organisationen, KMU, Branchenführern und Forschungseinrichtungen sollen die Herausforderungen des CRA angegangen werden. Wer weiterhin Informationen über diese Initiative erhalten möchte, trägt sich deswegen in diese Mailingliste ein. (Eclipse Foundation: ra)

eingetragen: 18.04.24
Newsletterlauf: 26.06.24

Eclipse Foundation: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>


Meldungen: Markt / Unternehmen

  • Position bei Compliance-Software gestärkt

    Aunetic, Spezialistin für Governance-Software, gibt die Übernahme von Qnister bekannt, einem führenden schwedischen Anbieter von Compliance-Softwarelösungen, der sich auf GDPR und Whistleblowing-Services spezialisiert hat.

  • Infos über aktuelle Rechtsvorschriften

    Die Düsseldorfer Compliance-Management-Spezialistin SAT geht eine strategische Allianz mit Enhesa ein. Das Unternehmen mit Sitz in Brüssel ist ein weltweit tätiger Anbieter von Informationen über Rechtsvorschriften und Nachhaltigkeit und ergänzt das Angebot der SAT optimal insbesondere beim Aufbau unternehmensindividueller Rechtskataster auf internationaler Ebene.

  • Regeln zum "exekutiven Fußabdruck" einhalten

    Das neue Medizinforschungsgesetz (MFG) wurde laut Angaben von Transparency möglicherweise zugunsten der Pharmaindustrie angepasst - und zwar entsprechend der Forderung des amerikanischen Pharmakonzerns Eli Lilly. Transparency verweist auf Recherchen eines Teams von Investigate Europe, Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR und interne Dokumente aus dem Bundesgesundheitsministerium, die diesen ungeheuerlichen Verdacht nahelegen sollen.

  • Elektronische Rechnungen

    Esker, Anbieterin von KI-gesteuerten Prozessautomatisierungslösungen für die Bereiche Finanzen, Einkauf und Kundenservice, gab bekannt, dass das Unternehmen offiziell von der französischen Generaldirektion für öffentliche Finanzen (Direction Générale des Finances Publiques, DGFiP) als Partner-Digitalisierungsplattform (Plateforme de Dématérialisation Partenaire, PDP) für elektronische Rechnungen registriert wurde.

  • ESG mit Esker

    Nachhaltigkeit steht in der Politik weiter weit oben auf der Prioritätenliste. Die Europäische Union verabschiedete Ende 2022 neue Gesetze zur nichtfinanziellen Berichterstattung, die die bestehenden Regelungen für Konzerne Non-Financial Reporting Directive (NFRD) auf weitere Unternehmen und mit neuen Rahmenbedingungen erweitern.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen