Kontrolle der Finanzmärkte


Bankenverband kritisiert Per Steinbrücks Forderung nach Trennbankensystem
Finanzkrise habe gezeigt, dass Trennbanken genauso systemrelevant seien wie Universalbanken


(11.10.12) - Zu dem von Peer Steinbrück vorgelegten Papier zur Kontrolle der Finanzmärkte erklärte Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes:

"Die Forderung, das deutsche Universalbankensystem durch eine Trennbanken-Holding-Struktur zu ersetzen, ist ein Placebo mit gefährlichen Nebenwirkungen.

Die Finanzkrise hat gezeigt, dass Trennbanken genauso systemrelevant sind wie Universalbanken. Lehman Brothers als ein Verursacher der Finanzmarktkrise von 2008 war eine klassische Investmentbank, die es auch nach den Vorschlägen von Peer Steinbrück gegeben hätte. Die derzeitige spanische Bankenkrise wurde wiederum, von den spanischen Cajas (Sparkassen) ausgelöst, also klassischen Privatkundenbanken. Keine der Krisen wäre somit durch ein Trennbankensystem verhindert worden.

Dafür werden die erwiesenen Vorteile des Universalbankensystems bedenkenlos über Bord geworfen. Universalbanken sind allgemein krisenstabiler, da sie durch ihre Aktivitäten auf verschiedenen Geschäftsfeldern für einen Risikoausgleich sorgen. Zudem bieten Sie Ihren Kunden die Möglichkeit, verschieden Produkte kostengünstig aus einer Hand zu bekommen. Eine Abkehr vom Universalbankensystem würde daher zu erheblichen Finanzierungsnachteilen für die deutsche Wirtschaft führen.

Wer also ohne Rücksicht auf die andersartige Wirtschaftsstruktur in den USA und Großbritannien ein Trennbankensystem fordert, spielt den Wettbewerbern der deutschen Industrie in die Hände und setzt Arbeitsplätze in Deutschland aufs Spiel.

Richtig liegt Steinbrück mit der Forderung, Risiko und Haftung wieder zu vereinen. Dies ist ein wichtiges Element eines marktwirtschaftlichen Finanzsystems. Zielführender als ein Trennbankensystem sind dafür aber die bereits auf den Weg gebrachten Gesetzesvorhaben. So werden insbesondere systemrelevante Banken künftig erhöhten Eigenkapitalanforderungen sowie einer intensiveren Aufsicht unterliegen. Außerdem müssen sie mittels eines von der Aufsicht abzunehmenden Sanierungsplans aufzeigen, wie sie einer wirtschaftlichen Schieflage effektiv begegnen wollen.

Grundsätzlich richtig wenn auch nicht neu ist der Vorschlag, dass künftig die Kreditwirtschaft und nicht der Steuerzahler für die Kosten einer Abwicklung eines Instituts aufkommen soll. Deutschland ist hier mit dem Ende 2010 geschaffenen Restrukturierungsfonds bereits gut aufgestellt. Nach den Plänen der Kommission soll zukünftig jeder EU-Mitgliedstaat über einen solchen Fonds verfügen. Wer – wie Steinbrück – für angeblich systemrelevante Großbanken einen gesonderten Topf auf europäischer Ebene errichten will, verkennt, dass die Krise gerade von kleinen und mittleren Banken wie von den spanischen Sparkassen verschärft wurde. Deren Abwicklungskosten könnte ein nationaler Fonds ohne Beteiligung der Großen kaum stemmen."

(Bundesverband deutscher Banken: ra)

Bankenverband: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Kommentare und Meinungen

  • Reduktion bürokratischer Hürden war überfällig

    Die Deutsche Kreditwirtschaft (DK) begrüßt, dass die EU-Kommission die Bedeutung des europäischen Verbriefungsmarktes erkannt und konkrete Reformvorschläge vorgelegt hat. Die geplanten Entlastungen bei Sorgfaltspflichten, Reporting und aufsichtlichen Prozessen sind ein Schritt in die richtige Richtung.

  • Haftungsübernahme der Banken & Betrugsproblem

    Die Europäische Union will Betrug eindämmen, bei dem Kundinnen und Kunden von Kriminellen getäuscht und zu Zahlungen verleitet werden. Der Rat hat sich nun auf seine Position zur Änderung des Zahlungsrechts verständigt. Heiner Herkenhoff, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes und diesjähriger DK-Federführer, betont: "Betrug kann nur wirksam bekämpft werden, wenn alle Beteiligten - Kreditinstitute, Telekommunikationsanbieter und Internetplattformen - ihren Beitrag leisten. Das muss auch der gesetzliche Rahmen widerspiegeln." Denn die Kriminellen entwickelten ihre Betrugsmaschen ständig weiter und nutzen neue Einfallstore über Social Media und andere digitale Kommunikationsmittel. Unerlässlich ist aber auch die Wachsamkeit der Kundinnen und Kunden. "Ohne ihre Mithilfe kann das Problem nicht gelöst werden", so Herkenhoff weiter.

  • Neue EU-Labels zu Langlebigkeit

    Am 20. Juni 2025 trat die neue EU-Ökodesignverordnung in Kraft.?Zugleich gibt es neue EU-Labels zu Langlebigkeit und Reparierbarkeit. Dazu erklärt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder: "Die neuen Regelungen zum Ökodesign und entsprechenden Kennzeichen sind ein wichtiger Schritt für mehr Nachhaltigkeit in der digitalen Welt."

  • Finanzsektor muss mitgedacht werden

    Die Deutsche Kreditwirtschaft (DK) sieht Fortschritte, da sich die EU-Mitgliedsstaaten auf eine allgemeine Ausrichtung zur Omnibus Initiative geeinigt haben. Die ursprünglich von der Europäischen Kommission geplanten Vereinfachungen bei Berichtspflichten im Bereich Sustainable Finance sind ein wichtiger Schritt, um Unternehmen von Bürokratie zu entlasten und Nachhaltigkeit in der Praxis wirksamer zu gestalten.

  • Krisenmanagement & Einlagensicherung

    Die Deutsche Kreditwirtschaft (DK) begrüßt den politischen Kompromiss zur Reform des europäischen Rahmens für Krisenmanagement und Einlagensicherung (CMDI). "Der Kompromiss ist ein Schritt in die richtige Richtung. Die Einlagensicherung kann modernisiert, das europäische Abwicklungsregime gestärkt werden. Doch zentrale Fragen zur Rolle und finanziellen Belastung nationaler Sicherungssysteme bleiben offen", sagt Heiner Herkenhoff, Hauptgeschäftsführer des diesjährigen DK-Federführers Bundesverband deutscher Banken."

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen