Regulatorische Themengebiete MiFID II & PRIIPS


MiFID-Compliance: Sind Fondskosten und Zielmarktdefinitionen gemäß MiFID II und PRIIPs in Europa vergleichbar?
Die größte Problematik liegt in der Auswahl des Kalkulationsverfahrens für die Transaktionskosten, welche einen wesentlichen Teil der Kosten eines Fonds ausmachen



Das RegTech Unternehmen acarda und das Beratungshaus Kommalpha arbeiten seit rund zwei Jahren eng bei operativen Prozessen in den regulatorischen Themengebieten MiFID II und PRIIPS zusammen. Hierbei sind Asset Manager und deren Fondsadministratoren gefordert, standardisierte Daten bereitzustellen, die die Grundlage für die Berechnung und Befüllung der PRIIPS- und MiFID-Kundeninformationen sind. Obwohl sich die Datenstrukturen (Stichwort EPT und EMT) und Prozesse in der Branche etabliert zu haben scheinen, gibt es signifikante Unterschiede in Europa bei der Auslegung der Kostenberechnung, so die Feststellung von Gerhard Jovy, Geschäftsführer von acarda und Clemens Schuerhoff, Vorstand von Kommalpha.

Die größte Problematik liegt in der Auswahl des Kalkulationsverfahrens für die Transaktionskosten, welche einen wesentlichen Teil der Kosten eines Fonds ausmachen. Angewendet werden verschiedene Verfahren nach UCITS KIIDs, nach PRIIPS oder MiFID II. Aber auch innerhalb von PRIIPS oder MiFID werden die Kosten unterschiedlich berechnet. So gibt es bei den implizierten Transaktionskosten die "New-PRIIPS" bzw. Schätz-Methode oder die "Arrival Price" bzw. "Full-PRIIPS"-Methode".

Beide Verfahren werden noch uneinheitlich angewandt, z.B. die Schätzmethode für MiFID, die Arrival-Price-Methode für PRIIPS oder das gleiche Verfahren für beide Reports. Auch bei der Schätzmethode, für die pro Transaktion und Instrument Basispunkte mit dem Transaktionswert multipliziert werden, gibt es starke Unterschiede. Die einen nehmen hierbei einen von dem französischen Fondsverband AMF publizierten Wert als Vorgabe, die anderen nutzen eigene günstigere Zahlen.

Acarda, welches als Serviceunternehmen alle Verfahren berechnet, sieht hierbei eine Tendenz bei UK-Gesellschaften und großen deutschen Fonds, die Berechnung nach der regulatorisch gewünschten, aber aufwendigeren Arrival-Price-Methode bzw. einem Hybrid-Verfahren durchzuführen. Die Kosten sind in der Regel, nach der Analyse von hunderten von Fonds, niedriger als beim AMF-basierten Schätzverfahren. Bei dem Arrival-Price Hybrid-Verfahren wird die Differenz der Marktpreise zu dem Ausführungspreis berechnet (Arrival-Price), wobei bei Abweichungen oder fehlenden Marktpreisen Schätzwerte (Hybrid) eingesetzt werden.

Sofern aber das Schätzverfahren, insbesondere für neue Fonds genutzt wird, empfiehlt Gerhard Jovy, die AMF Tabelle mit einem Sample der eigenen Transaktionen zu vergleichen und diese vorzugsweise anzuwenden.

Die Zielmarktdefinition von Investmentfonds ist ebenfalls ein Sachverhalt, der bei der Befüllung des sog. "European MiFID Templates (EMT)" Spielräume zulässt, was insbesondere bei der Datenkonvertierung in länderspezifische Formate wie in Deutschland das WM Daten-Format zu strukturellen Problemen führt. Das europäische EMT passt hinsichtlich Datengranularität und Parameterauswahl nur sehr bedingt auf das über Jahrzehnte gewachsene Datenuniversum von WM Daten. Das kann zu Lücken oder unkorrekten Einträgen führen, was erhebliche Konsequenzen auf die Vertriebsfähigkeit der entsprechenden Fonds bedeutet. Kommalpha und acarda empfehlen hier ein individuelles Mapping und nachträglich Kontrollen der bei WM Daten gespeicherten Daten.

Fazit:
Die Liste der Herausforderungen bei der Umsetzung von regulatorischem Meldewesen ist lang. Das gilt nicht nur für MiFID und PRIIPS, sondern setzt sich mit AIFMD, Solvency II, CRR, EMIR und länderspezifischen Konvertierungen fort. Viele dieser Probleme resultieren aus inkonsistenten Daten aus verschiedenen Quellen, unterschiedlichen Auslegungen und der Bearbeitung in verschiedenen Abteilungen. Deswegen empfiehlt es sich, das regulatorische Reporting an einer zentralen Stelle auf Basis nur eines zentralen Datenhaushaltes durchzuführen, so die Aussage von Gerhard Jovy, Geschäftsführer von acarda. Dies kann auch zur Digitalisierung des gesamten Fondsuniversums genutzt werden, was dann auch für weitere Anwendungsgebiete wie der Bereitstellung von Kundeninformationen online genutzt werden kann.
(Kommalpha: ra)

eingetragen: 16.11.19
Newsletterlauf: 23.01.20

Kommalpha: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Markt / Unternehmen

  • Identitäts-Wallet (EUDI-Wallet)

    Ein breites Bündnis aus Wirtschaft, Zivilgesellschaft und deutscher Kreditwirtschaft setzt sich für die rasche Einführung einer europäischen digitalen Identität ein. In einem gemeinsamen Positionspapier fordern die unterzeichnenden Verbände, darunter Bitkom und der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), klare politische Leitlinien sowie eine beschleunigte Umsetzung für die Identitäts-Wallet (EUDI-Wallet). Eine Wallet ist eine virtuelle Brieftasche, in der verschiedene digitale Dokumente auf dem Smartphone oder Tablet gespeichert werden können.

  • In den Diensten der Rechtsberufe

    Doctrine, Plattform für juristische KI, steigt in den deutschen Markt ein. Das französische Legaltech-Unternehmen bietet seine Lösungen nun auch deutschen Kanzleien, Unternehmen, Behörden und Gerichten an. Doctrine entwickelt KI-Werkzeuge, die auf der Grundlage verlässlicher juristischer Informationen bei der Recherche sowie dem Verfassen juristischer Schriftsätze unterstützen. In Deutschland kooperiert Doctrine dazu mit dejure.org, einer der vertrauenswürdigsten Quellen für juristische Informationen. Doctrine geht hierzu eine strategische Beteiligung an dejure.org ein.

  • Cloud-Souveränität beginnt in Europa

    Wer hat Zugriff auf unsere Daten - und wo sind diese gespeichert? Diese Fragen stellen sich aktuell immer mehr Unternehmen in Europa. Angesichts zunehmender Cyberrisiken und globaler Spannungen wächst das Bewusstsein für digitale Souveränität. Und das zu Recht: Besonders die Zusammenarbeit mit US-Cloud-Diensten führt für europäische Unternehmen immer wieder zu Herausforderungen - sowohl operativ, rechtlich als auch sicherheitstechnisch. Die Bedeutung des europäischen Datenstandorts für Resilienz, Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit ist daher wichtiger denn je. Das gilt gerade für das Vertragsmanagement. Denn hier kommen hochsensible Informationen ins Spiel.

  • Kernkapital geht insgesamt zurück

    Die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) und die Europäische Zentralbank (EZB) haben die Ergebnisse ihres regelmäßigen Stresstests veröffentlicht. Seit dem Frühjahr haben sich die Kreditinstitute der Simulation eines Basis- und eines pessimistischen Drei-Jahres-Szenarios mit einem schweren makroökonomischen Abschwung gestellt. Die Ergebnisse werden von der EZB zur Berechnung der individuellen aufsichtlichen Eigenmittelempfehlung der Institute herangezogen. Der Stresstest hatte zuletzt 2023 stattgefunden.

  • Bitkom veröffentlicht Transparenzbericht

    Als erster großer Wirtschaftsverband hat Bitkom einen umfassenden Transparenzbericht veröffentlicht. Er enthält unter anderem detaillierte Angaben zur internen Organisation, Entscheidungsprozessen, Mitgliederstrukturen, Finanzen und Beschäftigten, Kommunikation und den politischen Aktivitäten. Mit dem Transparenzbericht geht Bitkom deutlich über die gesetzlichen Vorgaben hinaus.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen