Transparency fordert verbesserte "Revisionskultur"


Umfrage deckt unangemessene Beeinflussung interner Revisoren auf
Der Aufgabenbereich der Interne Revisoren wird durch die Leitung der jeweiligen Organisation, durch Verbandsstandards der Internen Revisoren, aber in bestimmten Bereichen auch durch den Gesetzgeber definiert

(10.11.15) - Um die Unabhängigkeit Interner Revisoren steht es schlecht in Deutschland. Zu diesem Ergebnis ist eine Befragung durch Transparency International Deutschland gekommen, deren Ergebnisse jetzt vorliegen. 65 Prozent der Teilnehmer gaben dabei an, in der Vergangenheit bereits unangemessene Beeinflussungsversuche erlebt zu haben. Bei gut fünfzig Prozent ging es um eine Beschönigung der Prüfergebnisse; etwa dreißig Prozent erklärten, Ergebnisvorgaben erhalten zu haben oder zu Ergebnisfälschungen gedrängt worden zu sein (Mehrfachantworten waren möglich).

Interne Revisoren prüfen in Unternehmen und Behörden Geschäftsprozesse und -ergebnisse. Ihr Aufgabenbereich wird durch die Leitung der jeweiligen Organisation, durch Verbandsstandards der Internen Revisoren, aber in bestimmten Bereichen auch durch den Gesetzgeber definiert, beispielsweise im Aktiengesetz (§ 91 Abs. 2 AktG), im Versicherungsaufsichtsgesetz (§ 64a Abs. 1 VAG) für Versicherungsunternehmen oder im Kreditwesengesetz (§ 25a Abs. 1 Nr. 1 KWG) für Kreditinstitute. Darüber hinaus werden Funktion und Aufgaben der Internen Revision bei Finanzdienstleistern durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) genauer definiert. Interne Revisoren sollen zur internen Transparenz und Integrität von Unternehmen beitragen. "Dieses Ziel ist gefährdet, wenn Revisoren starkem Druck ausgesetzt werden, der darauf zielt, dass lediglich ‚erwünschte‘ Prüfergebnisse berichtet und ‚unerwünschte‘ Ergebnisse verschwiegen oder verschleiert werden”, warnt Norbert Graf Stillfried, Leiter der Arbeitsgruppe Wirtschaft von Transparency International Deutschland.

"Der Fall VW macht deutlich, dass die derzeitigen internen Prüfverfahren und Risikoanalysen ihr Ziel nicht mit ausreichender Sicherheit erreichen – weil sie nicht tief genug gehen, nicht beachtet, oder sogar unterdrückt werden. Interne Revisoren müssen direkten Zugang zu den Kontrollorganen ihrer Unternehmen haben. Die Verantwortlichen in den Unternehmen gehen ein gewaltiges persönliches und unternehmerisches Risiko ein, wenn sie die Internen Revisoren und Compliance-Beauftragten nicht respektieren und ihre Warnungen nicht ernst nehmen", erklärte dazu Edda Müller, Vorsitzende von Transparency International Deutschland.

Transparency International fordert,
>> dass Unternehmen, Kammern und Verbände sich für eine verbesserte Stellung der Innenrevisoren einsetzen;
>> dass die Politik gesetzliche Maßnahmen zum verstärkten Schutz von Internen Revisoren ins Auge fasst – sei es in Form einer Ergänzung des Kündigungsschutzes oder in einem eigenen Gesetz, das Rechte und Pflichten der Innenrevisoren generell regelt;
>> dass die Wissenschaft die aufgezeigten Risiken und die Möglichkeiten, die Unabhängigkeit der Revisoren zu sichern, systematisch untersucht.

Die 95 Teilnehmer der Umfrage sind in der Regel aktive Interne Revisoren und kommen aus einer Vielzahl von Branchen (Gesundheit, Versicherungen, Banken, Industrieunternehmen, staatliche Einrichtungen etc.). In zwei Dritteln der Fälle sind sie in großen und sehr großen Unternehmen (mehr als 1.000 Mitarbeiter) in Deutschland beschäftigt und durchschnittlich bereits über 11,5 Jahre als Revisor tätig. Die Ergebnisse der Befragung erheben keinen Anspruch auf Repräsentativität für die gesamte Gruppe der Revisoren.

Anlass für die Befragung waren einzelne Berichte über die Ausübung von erheblichem Druck auf interne Revisoren. Bisher war nicht ersichtlich, ob es sich bei den berichteten Pressionen um Einzelfälle oder um eine verbreitete Praxis im Umgang mit Internen Revisoren handelt. Die AG Wirtschaft von TI-Deutschland führte deshalb ab Juni 2015 eine web-basierte, offene und anonyme Befragung durch, unterstützt durch The AuditFactory und die Rogator AG, die freundlicherweise die erforderliche Umfrage-Software kostenfrei zur Verfügung stellte.
(Transparency: ra)

Transparency International: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Studien

  • Lösungsansätze gegen den GenAI-Gender Gap

    Frauen drohen bei Künstlicher Intelligenz (KI), die bis 2030 allein in Deutschland 3 Millionen Jobs verändern könnte, ins Hintertreffen zu geraten. So zeigen aktuelle Zahlen von Coursera, dass lediglich 27 Prozent der Lernenden in Generative-AI (GenAI)-Kursen in Deutschland (102.000 Einschreibungen) weiblich sind. Dies liegt noch unter dem weltweiten Durchschnitt von 32 Prozent und reicht im Ländervergleich gerade für einen Platz in den Top-Ten (Platz 9). Und das, obwohl sich allein auf Coursera im vergangenen Jahr weltweit alle 10 Sekunden jemand in einen GenAI-Kurs einschrieb.

  • Rote Linien für die zukünftige Nutzung von KI

    Laut einer aktuellen Studie von NTT Data droht eine Verantwortungslücke die durch KI möglich gewordenen Fortschritte zu untergraben. Mehr als 80 Prozent der Führungskräfte räumen ein, dass Führungsfähigkeiten, Governance und die Bereitschaft der Mitarbeitenden nicht mit den Fortschritten der KI mithalten können. Das gefährdet Investitionen, Sicherheit und das Vertrauen der Öffentlichkeit.

  • Europas Sanktionslandschaft

    Die Durchsetzung der europaweiten Datenschutz-Gesetzgebung hat einen neuen Höchststand erreicht: Erstmals überschreiten die öffentlich bekannten Bußgelder in Europa die Marke von fünf Milliarden Euro. Seit Inkrafttreten der General Data Protection Regulation (GDPR) im Mai 2018 wurden bis März 2025 insgesamt rund 5,65 Milliarden Euro an Strafen verhängt - ein Plus von 1,17 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr. Diese Rekordsumme spiegelt wider, wie stark sich die europäische Sanktionspraxis in den vergangenen Jahren entwickelt hat.

  • Absicherung unternehmerischer Entscheidungen

    Die zunehmende Regulierungsdichte mit immer neuen Vorschriften erschwert Vorständen und Aufsichtsräten die rechtliche Einschätzung unternehmerischer Entscheidungen und bremst unternehmerisches Handeln. Das Deutsche Aktieninstitut und die Anwaltskanzlei Gleiss Lutz haben die Studie "Absicherung unternehmerischer Entscheidungen - Entscheidungsfindung in unsicheren Zeiten" veröffentlicht.

  • Herausforderung: Datenschutz & geteilte Geräte

    Die Digitalisierung schreitet in der Transport- und Logistikbranche stetig voran und macht Prozesse innerhalb der Lieferkette immer transparenter und damit nachvollziehbarer. So kam die jüngste Studie "Digitale Innovationen: Was die Transport- und Logistikbranche jetzt braucht" von SOTI zu dem Ergebnis, dass sich 80 Prozent (weltweit 78 Prozent) der deutschen Arbeitnehmenden im T&L-Bereich durch die technische Nachverfolgbarkeit von Waren, für die sie im Rahmen ihrer Tätigkeit Verantwortung tragen, sicherer fühlen. Gleichzeitig empfinden jedoch 61 Prozent das Tracking dienstlicher Geräte als Eingriff in ihre Privatsphäre (weltweit 55 Prozent).

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen