Sicherstellung des Datenschutzes bei Versicherern


Fehlende Compliance: Versicherungsunternehmen vernachlässigen Datenschutz im BI-System
Eine aktive Überwachung der Benutzerzugriffe auf besonders sensible Daten findet bei gerade einmal fünf Prozent der befragten Unternehmen statt


(23.11.12) - Gerade Versicherungsunternehmen speichern viele und sensible Informationen. Datenschutz und Sicherheit sind daher wichtige Voraussetzungen für IT-Systeme der Assekuranzen. Doch ausgerechnet dort weist die technische Umsetzung der Business Intelligence-(BI)-Lösungen noch große Lücken auf. Die technischen Datenschutzaspekte erreichen nur einen Reifegrad von 2,75 von möglichen fünf. Das sind Ergebnisse einer Umfrage zum Implementierungsgrad von BI-Systemen in der Assekuranz von Steria Mummert Consulting.

Bundesweit gingen innerhalb von 18 Monaten mehrere zehntausend sensible Datensätze aus deutschen Unternehmen durch Diebstahl, Hackerattacken oder Unachtsamkeit verloren. Auch große Versicherer gerieten mit Datenlecks in die Schlagzeilen. Trotzdem nehmen viele Versicherer das Thema scheinbar noch nicht ernst genug und begnügen sich mit IT-Sicherheitsstandards, welche lediglich Gesetzeskonformität zum Maßstab nehmen. "Bei fast 90 Prozent der von uns im Rahmen der biMA for Insurance 2012 befragten Unternehmen sind die Datenschutzregeln konform mit den rechtlichen Anforderungen. Doch der Schein trügt. Zwar werden Kundendaten nach außen hin vor Zugriffen geschützt, innerhalb des Unternehmens jedoch häufig nicht vorsichtig genug behandelt, sagt Mark Hertting, Versicherungsexperte von Steria Mummert Consulting.

Eine aktive Überwachung der Benutzerzugriffe auf besonders sensible Daten findet bei gerade einmal fünf Prozent der befragten Unternehmen statt. Fragwürdige Aktionen mit Auswirkungen auf den Datenschutz werden daher nicht aktiv gemeldet. Darüber hinaus werden bei 36 Prozent der Studienteilnehmer echte Daten von Nutzern in Entwicklungssystemen verwendet. Von der Möglichkeit synthetischer oder zumindest anonymisierter Daten wird lediglich selten bei 37 beziehungsweise 26 Prozent der Versicherer Gebrauch gemacht. Bei mehr als 90 Prozent der Befragten besitzen auch Entwickler einen Zugriff auf die Produktionssysteme und damit auch auf sensible Daten. Im Rahmen des Datenschutzes ist es in jedem Fall sinnvoll, die zu schützenden Daten voneinander zu unterscheiden und kunden-, mitarbeiter- und unternehmenskritische Daten logisch oder physikalisch voneinander zu trennen.

"Eine wesentliche Verantwortung zur organisatorischen Sicherstellung des Datenschutzes kommt dem Datenschutzbeauftragten zu. Dieser muss in der Lage sein, nicht nur den Status Quo zu wahren, sondern auch die Konsequenzen von Gesetzesänderungen für das Data-Warehouse (DWH) abzuschätzen. Er muss die betroffenen fachlich Verantwortlichen informieren und beraten. Der Datenschutzbeauftragte sollte wie ein Anforderungssteller im DWH agieren und dafür Sorge tragen, dass die von ihm zu verantwortenden Datenschutzbelange auch umgesetzt werden", sagt Mark Hertting von Steria Mummert Consulting.

Ein weiteres wichtiges Thema ist der Schutz wettbewerbsrelevanter Informationen. Denn selbst bei Einhaltung aller Datenschutzgesetze werden vor allem die personenbezogenen Daten der Versicherten geschützt. Die jedoch mindestens genauso kritischen Wissensdaten zu Produkten oder Strategien der Unternehmen werden nicht berücksichtigt. "Diese geschäftskritischen Datenvorräte müssten mit größerer Priorität geschützt werden, um eine ungewünschte Transparenz über Firmenstrategien zu vermeiden. Dem steht jedoch noch die meist fehlende Zuordnung zu Datenschutzklassen entgegen", sagt Mark Hertting.

Mobile BI-Lösungen sind in der Praxis zwar noch nicht oft umgesetzt - ihnen wird allerdings für die Zukunft eine hohe Relevanz beigemessen. "Spätestens mit der mobilen Nutzung über Smartphone und Tablet-PC werden weitere technische Sicherheitslösungen unumgänglich. Unternehmen sollten bereits jetzt in die Absicherung ihrer sensiblen Informationen investieren", sagt Mark Hertting von Steria Mummert Consulting.

Hintergrund
Für die "BiMA for Insurance"-Studie befragte Steria Mummert Consulting zwei Dutzend Versicherungsunternehmen mit den Sparten Leben, Kranken und Schaden/Unfall. 60 Prozent der Unternehmen haben ein Prämienvolumen zwischen einer und fünf Milliarden Euro. Seit 2004 wird der Stand der Business Intelligence bei Versicherungen regelmäßig erhoben. (Steria Mummert Consulting: ra)

Steria Mummert Consulting: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Studien

  • Lösungsansätze gegen den GenAI-Gender Gap

    Frauen drohen bei Künstlicher Intelligenz (KI), die bis 2030 allein in Deutschland 3 Millionen Jobs verändern könnte, ins Hintertreffen zu geraten. So zeigen aktuelle Zahlen von Coursera, dass lediglich 27 Prozent der Lernenden in Generative-AI (GenAI)-Kursen in Deutschland (102.000 Einschreibungen) weiblich sind. Dies liegt noch unter dem weltweiten Durchschnitt von 32 Prozent und reicht im Ländervergleich gerade für einen Platz in den Top-Ten (Platz 9). Und das, obwohl sich allein auf Coursera im vergangenen Jahr weltweit alle 10 Sekunden jemand in einen GenAI-Kurs einschrieb.

  • Rote Linien für die zukünftige Nutzung von KI

    Laut einer aktuellen Studie von NTT Data droht eine Verantwortungslücke die durch KI möglich gewordenen Fortschritte zu untergraben. Mehr als 80 Prozent der Führungskräfte räumen ein, dass Führungsfähigkeiten, Governance und die Bereitschaft der Mitarbeitenden nicht mit den Fortschritten der KI mithalten können. Das gefährdet Investitionen, Sicherheit und das Vertrauen der Öffentlichkeit.

  • Europas Sanktionslandschaft

    Die Durchsetzung der europaweiten Datenschutz-Gesetzgebung hat einen neuen Höchststand erreicht: Erstmals überschreiten die öffentlich bekannten Bußgelder in Europa die Marke von fünf Milliarden Euro. Seit Inkrafttreten der General Data Protection Regulation (GDPR) im Mai 2018 wurden bis März 2025 insgesamt rund 5,65 Milliarden Euro an Strafen verhängt - ein Plus von 1,17 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr. Diese Rekordsumme spiegelt wider, wie stark sich die europäische Sanktionspraxis in den vergangenen Jahren entwickelt hat.

  • Absicherung unternehmerischer Entscheidungen

    Die zunehmende Regulierungsdichte mit immer neuen Vorschriften erschwert Vorständen und Aufsichtsräten die rechtliche Einschätzung unternehmerischer Entscheidungen und bremst unternehmerisches Handeln. Das Deutsche Aktieninstitut und die Anwaltskanzlei Gleiss Lutz haben die Studie "Absicherung unternehmerischer Entscheidungen - Entscheidungsfindung in unsicheren Zeiten" veröffentlicht.

  • Herausforderung: Datenschutz & geteilte Geräte

    Die Digitalisierung schreitet in der Transport- und Logistikbranche stetig voran und macht Prozesse innerhalb der Lieferkette immer transparenter und damit nachvollziehbarer. So kam die jüngste Studie "Digitale Innovationen: Was die Transport- und Logistikbranche jetzt braucht" von SOTI zu dem Ergebnis, dass sich 80 Prozent (weltweit 78 Prozent) der deutschen Arbeitnehmenden im T&L-Bereich durch die technische Nachverfolgbarkeit von Waren, für die sie im Rahmen ihrer Tätigkeit Verantwortung tragen, sicherer fühlen. Gleichzeitig empfinden jedoch 61 Prozent das Tracking dienstlicher Geräte als Eingriff in ihre Privatsphäre (weltweit 55 Prozent).

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen