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Datenschutz und Credit Management


Credit Manager und Datenschutzbeauftragte müssen in ihrem Unternehmen kooperieren, um ihre gegensätzlichen Interessen wahrnehmen zu können
Vereins für Credit Management (VfCM) will sich im Zuge der gesetzlichen Neuregelungen im Datenschutz in die öffentliche Diskussion einschalten


(01.12.06) - Credit Manager und Datenschutzbeauftragte müssen in ihrem Unternehmen kooperieren, um ihre gegensätzlichen Interessen wahrnehmen zu können. Außerdem sollten Unternehmen ihren Kunden gegenüber klarstellen, dass sie die Kundendaten auch zur Bonitätsprüfung heranziehen. Diese Forderungen formulierte Stephanie Iraschko-Luscher, Rechtsanwältin und Geschäftsführerin der MGDS Management-Gesellschaft für Datenschutz, anlässlich des Bundeskongresses des Vereins für Credit Management (VfCM) in Hamburg. Im Zuge der gesetzlichen Neuregelungen im Datenschutz will sich der Interessenverband in die öffentliche Diskussion einschalten.

Das Konfliktpotenzial liegt auf der Hand: Der Credit Manager benötigt möglichst viele Informationen über das Zahlungsverhalten der Kunden seines Unternehmens. Nur so kann er dazu beitragen, das Risiko von Forderungsausfällen zu minimieren. Zudem benötigt er verschiedene Möglichkeiten, seine Forderung schnell, zeitnah und in möglichst voller Höhe zu realisieren. Dem gegenüber muss der Datenschutzbeauftragte eines Unternehmens darüber wachen, dass die entsprechenden
Datenschutzvorschriften eingehalten werden. "Hier herrscht häufig noch nicht das richtige Verständnis", stellt die Fachanwältin fest.

Zur Verdeutlichung nannte sie ein konkretes Beispiel aus dem Marketing: "Wenn ich eine teure Uhr kaufe, sind meine Kundendaten auch für Anbieter anderer hochwertiger Artikel interessant. Sie wollen gezielt bei mir werben. Durch die Weitergabe solcher Kundendaten nähern wir uns der Vision vom gläsernen Kunden", meint die Fachanwältin. Das gleiche gelte für das Credit Management, das auf Daten bezüglich der Bonität eines Kunden angewiesen ist. So werden in der Praxis beispielsweise sensible Daten von Auskunfteien und konzerninterne Zahlungserfahrungen für das interne Rating von Kunden genutzt. Das Datenschutzgesetzt aber schränke diese Vorgehensweise ein. Hier seien die Unternehmen auch gefordert, ihren Kunden gegenüber klarzustellen, dass sie deren Zahlungsfähigkeit überprüfen: "Offenheit ist hier die beste Strategie."

Ein anderes Problemfeld sei die automatische Bewertung von Kunden im Massengeschäft. Hierbei, so die Anwältin, dürfe der Kunde nicht zu einer Nummer degradiert werden. Stattdessen müsse jeder Kunde individuell behandelt werden. Auch private Daten über das Familienleben und die Wohngegend seien datenschutzrechtlich relevant. "Es gibt Unternehmen, bei denen Menschen, die in der Nähe eines Gefängnisses wohnen, eine schlechtere Bewertung der Bonität erhalten", berichtet die Anwältin. Kunden, die eine gute Ehe führen, gelten in der Branche allgemein als bessere Zahler – Kunden, die kurz vor der Scheidung stünden, werde eine schlechtere Zahlungsmoral unterstellt, da sie sich auf möglicherweise hohe Scheidungskosten vorbereiteten.

Um Konflikte zwischen dem Credit Manager, der ein großes Interesse an solchen Informationen und Bewertungsmethoden hat, und dem Datenschutz zu vermeiden, müssten die beiden Parteien beispielsweise eine gemeinsame "Privacy Credit Policy" (PCP) erarbeiten. Diese PCP müsse konkrete Vorgaben und Feststellungen zu datenschutzrelevanten Prinzipien in einem Bereich enthalten, der auf besonderer Diskretion basiert. Verantwortlich für die Einhaltung der Richtlinien ist der Leiter der Kredit- oder Finanzabteilung.

Instrumente der PCP können sein:
>> Vorabkontrolle
>> Prüfung der Auftragsdatenverarbeitung
>> Erweiterung der Datenschutzerklärung / Datenschutzhinweise
>> Erarbeitung von Datenschutzrichtlinien und Anweisungen
>> Schulung der Kreditsachbearbeiter
>> Dokumentation der Bewertungsmerkmale beim Scoring
>> Sicherstellung der Betroffenenrechte
>> Prinzipienfeststellung
>> Schaffen von Transparenz
>> Prozessänderungen

"Die PCP ist als ein Hilfsmittel zu verstehen, die dynamischen Kreditprozesse datenschutzsicher gestalten zu können. Letztlich kann aber nur echtes Verständnis für die Datenschutzbelange der Kunden weiterhelfen", sagt Iraschko-Luscher abschließend.

Der Verein für Credit Management e.V. wurde 2002 in Kleve am Niederrhein gegründet. Ziel des Vereins ist es, das Berufsbild Credit Manager in Deutschland zu implementieren.(Cred Management: ra)


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    Am 11.08.2020, fanden mehrere Einsatzmaßnahmen wegen des Verdachts der Geldwäsche und der Steuerhinterziehung in mehreren Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main statt. Im Einzelnen: Ermittlungen gegen einen Geschäftsmann in Brandenburg - Einsatzkräfte des Bundeskriminalamts durchsuchten im Auftrag der Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main (Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftssachen) Räumlichkeiten einer Im- und Exportfirma sowie Wohnräume eines Beschuldigten in Brandenburg wegen des Verdachts der Geldwäsche.

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    Vierzehn Menschenrechts- und Digitalrechtsorganisationen - darunter auch die Deutsche Vereinigung für Datenschutz e.V. (DVD) - starteten, koordiniert von Liberties, die Kampagne #StopSpyingOnUs, indem sie gleichzeitig in neun EU-Ländern bei ihren nationalen Datenschutz-Aufsichtsbehörden Beschwerden gegen illegale Verfahren der verhaltensorientierten Werbung einreichen. Zu den Ländern, die an der Kampagne teilnehmen, gehören Deutschland, Belgien, Italien, Frankreich, Estland, Bulgarien, Ungarn, Slowenien und die Tschechische Republik. Dies ist die dritte Welle einer Kampagne, die 2018 begann. Die ersten Beschwerden wurden bei den britischen und irischen Datenschutzbehörden eingereicht.

  • Tausende Briefkastengesellschaften vorgehalten

    Seit drei Jahren ermittelt das Bundeskriminalamt im Auftrag der Staatsanwaltschaft München I wegen des Verdachts der Geldwäsche gegen insgesamt drei Beschuldigte. Ab 18.02.2019 erfolgte die gleichzeitige Beschlagnahme von vier Immobilien in Schwalbach am Taunus, Nürnberg, Regensburg und Mühldorf am Inn im Gesamtwert von rund 40 Millionen Euro. Daneben wurde ein Konto bei einer Bank in Lettland mit einem erwarteten Guthaben in Höhe von ca. 1,2 Millionen Euro beschlagnahmt, welches aus der Veräußerung einer weiteren Immobilie in Chemnitz herrührt. Zusätzlich wurde die vorläufige Sicherung von Kontoguthaben bei diversen Banken in Deutschland auf der Grundlage von Vermögensarresten in Höhe von ca. 6,7 Millionen Euro bei zwei beteiligten Immobiliengesellschaften in Deutschland veranlasst.

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