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BASF: Doppelt abgerechnet seit 2007


Großer Imageschaden beim Chemieriesen: BASF-Mitarbeiter unter Korruptionsverdacht
BDK: "Tendenz zu vermehrter Wirtschaftskriminalität"


(15.02.10) - Der nach Umsatz und Marktkapitalisierung weltgrößte Chemiekonzern, die deutsche BASF, gerät zusammen mit einer ehemaligen Partnerfirma in das Fadenkreuz von Korruptionsermittlern der Staatsanwaltschaft Kaiserslautern. Einem inzwischen bestätigten Bericht der Rheinpfalz nach sollen sich BASF-Mitarbeiter schmieren haben lassen. Im Gegenzugsoll es einem hessischen Betrieb möglich gewesen sein, Arbeiten bei den Ludwigshafenern doppelt abzurechnen. Der bis jetzt bekannte Schaden beläuft sich nach Angaben eines BASF-Sprechers auf rund eine Million Euro.

"Vor allem in hart umkämpften Branchen wie der Bau- oder Automobilindustrie besteht eine allgemeine Tendenz zu vermehrter Wirtschaftskriminalität. Die aktuelle Wirtschaftskrise hat dazu geführt, dass die Bandagen härter werden und Mittel wie Korruption Einzug halten", sagte Uwe Dolata, Sprecher des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK), im Gespräch mit pressetext. Dem Experten für Wirtschaftskriminalität nach wiegt der Fall für BASF weniger aus finanzieller Sicht schwer. Viel schlimmer sei der Imageschaden.

Nachdem sich die Ermittlungen im Januar gegen einen BASF-Ingenieur und vier Mitarbeiter des südhessischen Mittelständlers gerichtet hatten, scheint sich der Skandal auszuweiten. Wie der Leitende Oberstaatsanwalt Helmut Bleh bekannt gab, gibt es inzwischen mindestens ein Dutzend Beschuldigte in beiden Firmen. Seiner Einschätzung nach wird sich der Schaden erhöhen. Eine Mio. Euro sei erst der Anfang. Dem Stand der Recherchen zufolge wurden die Angestellten der Montagefirma bei dem Betrug von sechs BASF-Mitarbeitern unterstützt.

"Der Schaden für das Image kann schnell direkte Auswirkungen auf die Kunden von BASF haben. Denn wer will schon mit einem Unternehmen Geschäfte machen, das Korruption zu beklagen hat. Außerdem sind bei einem so großen Unternehmen die Aufsichtsbehörden rund um den Globus aufgeschreckt worden", verdeutlicht Dolata die Korruptionsfolgen gegenüber pressetext. Polizei und Staatsanwaltschaft sollen bei den betroffenen Unternehmen rund 700 Aktienordner beschlagnahmt haben, die jetzt ausgewertet werden. Betrogen wurde seit 2007.

Mit Hilfe der BASF-Mitarbeiter soll die Firma für Gerüstmontage- und Rohrleitungsarbeiten bereits abgerechnete Leistungen in andere Rechnungen erneut aufgeführt und so zweimal kassiert haben. Laut Bleh ist davon auszugehen, dass die BASF-Mitarbeiter für ihre Mithilfe mit Geld oder Sachleistungen bestochen wurden. Der Chemieriese hat reagiert und einen von den betroffenen sechs Mitarbeitern fristlos gekündigt. Die Kündigungen bei zwei weiteren werden vorbereitet, so ein BASF-Sprecher. In drei Fällen dauere die Prüfung noch an. (Presse-Mitteilung BDK Bayern: ra)


Meldungen: Markt-Nachrichten

  • Zusammenhang mit Korruptionsdelikten

    Im Jahr 2021 ist die Zahl der Korruptionsstraftaten in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr deutlich angestiegen. Von der Polizei wurden insgesamt 7.433 Korruptionsdelikte registriert - ein Anstieg von fast 35 Prozent im Vergleich zu 2020. Auch die Zahl der damit unmittelbar zusammenhängenden Begleitdelikte - hierzu zählen u.a. Betrugsdelikte und Urkundenfälschungen, wettbewerbsbeschränkende Absprachen bei Ausschreibungen, Strafvereitelungen, Falschbeurkundungen im Amt sowie Verletzungen des Dienstgeheimnisses - nahm um über 10 Prozent zu.

  • Deutsche Kunden einer Bank in Puerto Rico im Blick

    Am 11.08.2020, fanden mehrere Einsatzmaßnahmen wegen des Verdachts der Geldwäsche und der Steuerhinterziehung in mehreren Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main statt. Im Einzelnen: Ermittlungen gegen einen Geschäftsmann in Brandenburg - Einsatzkräfte des Bundeskriminalamts durchsuchten im Auftrag der Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main (Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftssachen) Räumlichkeiten einer Im- und Exportfirma sowie Wohnräume eines Beschuldigten in Brandenburg wegen des Verdachts der Geldwäsche.

  • Massiver Datenschutzverstoß

    Vierzehn Menschenrechts- und Digitalrechtsorganisationen - darunter auch die Deutsche Vereinigung für Datenschutz e.V. (DVD) - starteten, koordiniert von Liberties, die Kampagne #StopSpyingOnUs, indem sie gleichzeitig in neun EU-Ländern bei ihren nationalen Datenschutz-Aufsichtsbehörden Beschwerden gegen illegale Verfahren der verhaltensorientierten Werbung einreichen. Zu den Ländern, die an der Kampagne teilnehmen, gehören Deutschland, Belgien, Italien, Frankreich, Estland, Bulgarien, Ungarn, Slowenien und die Tschechische Republik. Dies ist die dritte Welle einer Kampagne, die 2018 begann. Die ersten Beschwerden wurden bei den britischen und irischen Datenschutzbehörden eingereicht.

  • Tausende Briefkastengesellschaften vorgehalten

    Seit drei Jahren ermittelt das Bundeskriminalamt im Auftrag der Staatsanwaltschaft München I wegen des Verdachts der Geldwäsche gegen insgesamt drei Beschuldigte. Ab 18.02.2019 erfolgte die gleichzeitige Beschlagnahme von vier Immobilien in Schwalbach am Taunus, Nürnberg, Regensburg und Mühldorf am Inn im Gesamtwert von rund 40 Millionen Euro. Daneben wurde ein Konto bei einer Bank in Lettland mit einem erwarteten Guthaben in Höhe von ca. 1,2 Millionen Euro beschlagnahmt, welches aus der Veräußerung einer weiteren Immobilie in Chemnitz herrührt. Zusätzlich wurde die vorläufige Sicherung von Kontoguthaben bei diversen Banken in Deutschland auf der Grundlage von Vermögensarresten in Höhe von ca. 6,7 Millionen Euro bei zwei beteiligten Immobiliengesellschaften in Deutschland veranlasst.

  • Korruption: Dunkelfeld weiterhin sehr groß

    Das Bundeskriminalamt (BKA) hat 2017 einen Rückgang der Korruptionsstraftaten registriert. Wie aus dem veröffentlichten Bundeslagebild Korruption hervorgeht, nahm die Zahl dieser Straftaten im Vergleich zum Vorjahr um 25 Prozent auf 4.894 ab. Damit wurde 2017 die niedrigste Anzahl von Korruptionsstraftaten seit fünf Jahren gemeldet. Das BKA führt diese Entwicklung unter anderem auf etablierte Compliance-Strukturen in Unternehmen und Behörden sowie auf die damit verbundene Sensibilisierung der Mitarbeiter zurück. Einen Grund zur Entwarnung liefern die Zahlen indes nicht: Nur ein Teil aller begangenen Korruptionsstraftaten wird polizeilich bekannt. Das Dunkelfeld wird weiterhin als sehr groß eingeschätzt.

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