Einheitliches europäisches Bitstromprodukts


Breko fordert Beibehaltung der physikalischen Entbündelung
Breitband-Pläne der EU: Keine Gleichmacherei zu Lasten des Wettbewerbs


(23.09.13) - Der Bundesverband Breitbandkommunikation e.V. (Breko) kritisiert die von der EU geplanten Regelungen zum europaweit einheitlichen Breitband-Vorleistungsprodukt auf Basis von Ethernet-Bitstrom (Layer-2-Zugang). Nach dem Willen der EU-Kommission soll es künftig in allen EU-Staaten ein einheitliches, "virtuelles Breitbandzugangsprodukt" geben, das alle anderen Zugangsarten perspektivisch ersetzen könnte.

Der bisher in Deutschland von den Wettbewerbern der Deutschen Telekom vielfach gebuchte, direkte Zugang zur Teilnehmeranschlussleitung (TAL) am Hauptverteiler (HVt) oder Kabelverzweiger (KVz) könnte dann auf dem Prüfstand stehen. Die Bundesnetzagentur soll nach den Plänen der EU sogar bestehende Regulierungsverfügungen daraufhin überprüfen, ob die physikalische Entbündelung zugunsten eines Bitstrom-Zugangs ersetzt werden kann.

Hintergrund: Die EU will einen europaweit einheitlichen Telekommunikations-Markt schaffen und hat hierzu ein umfangreiches Paket zur Neugestaltung des EU-Rechtsrahmens für elektronische Kommunikationsnetze und Dienste vorgestellt – besser bekannt unter dem Namen "EU single market package". Nach dem Willen von EU-Kommissions-Vizepräsidentin Neelie Kroes soll der Verordnungs-Vorschlag noch vor der Neuwahl des EU-Parlaments (Ende Mai 2014) verabschiedet werden.

Der Breko wehrt sich dabei nicht gegen die Einführung eines einheitlichen europäischen Bitstromprodukts. Eine solche Vorleistung kann für ein länderübergreifendes Privat- und Geschäftskundenangebot durchaus sinnvoll sein. Allerdings kann ein Bitstromzugang die physische Entbündelung keinesfalls ersetzen, sondern vielmehr als weitere Vorleistung ergänzen.

Entfiele die Möglichkeit des direkten Zugangs zur "nackten" Leitung am HVt oder KVz für die alternativen Breitband-Anbieter, würde der Wettbewerb massiv eingeschränkt. Denn dann bestünde für die einzelnen Unternehmen kaum noch die Möglichkeit, sich über bessere Qualität, verschiedene Optionen und letztlich auch den (Endkunden-) Preis zu differenzieren. Der Grund hierfür liegt in der Tatsache, dass nach den Plänen der EU allen Anbietern nur noch ein einheitliches Zugangsprodukt auf Bitstrom-Basis zur Verfügung steht, das auf Leitungen und Technik der Deutschen Telekom basiert. Beim direkten Zugang zur Teilnehmeranschlussleitung können die Carrier hingegen eigene (aktive) Technik einsetzen und so Produktqualität und Dienste selbst bestimmen.

"Wir wollen keine Gleichmacherei, sondern Vielfalt auf dem Breitband-Markt mit vielen unterschiedlichen Angeboten", sagt Breko-Geschäftsführer Dr. Stephan Albers. "Für uns gilt: Die physikalische Entbündelung muss unbedingt erhalten bleiben. Frau Kroes will die Marktteilnehmer zu ihren Vorschlägen aus Zeitgründen nicht einmal anhören – ein Affront gegen die zahlreichen Breitband-Carrier hierzulande."

Daneben steht bislang noch nicht fest, wo der Zugangspunkt für das EU-weit einheitliche Bitstrom-Produkt überhaupt liegen soll. Würde der Bitstrom direkt in der Vermittlungsstelle (am HVt) bereitgestellt, wären die Investitionen von Telekom-Wettbewerbern für Glasfaserleitungen und aktive Technik auf der Strecke vom Hauptverteiler bis zum Kabelverzweiger ab diesem Zeitpunkt wertlos.

Der Breko setzt nun auf Korrekturen des Kommissionsvorschlags, dem sowohl das Europäische Parlament als auch der Ministerrat zustimmen müssen. "Wir gehen davon aus, dass das Bundeswirtschaftsministerium die große Bedeutung der physischen Entbündelung für den deutschen Telekommunikationsmarkt kennt und sich im Ministerrat entsprechend dafür einsetzen wird", zeigt sich Albers zuversichtlich. (Breko: ra)

Breko: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Kommentare und Meinungen

  • Reduktion bürokratischer Hürden war überfällig

    Die Deutsche Kreditwirtschaft (DK) begrüßt, dass die EU-Kommission die Bedeutung des europäischen Verbriefungsmarktes erkannt und konkrete Reformvorschläge vorgelegt hat. Die geplanten Entlastungen bei Sorgfaltspflichten, Reporting und aufsichtlichen Prozessen sind ein Schritt in die richtige Richtung.

  • Haftungsübernahme der Banken & Betrugsproblem

    Die Europäische Union will Betrug eindämmen, bei dem Kundinnen und Kunden von Kriminellen getäuscht und zu Zahlungen verleitet werden. Der Rat hat sich nun auf seine Position zur Änderung des Zahlungsrechts verständigt. Heiner Herkenhoff, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes und diesjähriger DK-Federführer, betont: "Betrug kann nur wirksam bekämpft werden, wenn alle Beteiligten - Kreditinstitute, Telekommunikationsanbieter und Internetplattformen - ihren Beitrag leisten. Das muss auch der gesetzliche Rahmen widerspiegeln." Denn die Kriminellen entwickelten ihre Betrugsmaschen ständig weiter und nutzen neue Einfallstore über Social Media und andere digitale Kommunikationsmittel. Unerlässlich ist aber auch die Wachsamkeit der Kundinnen und Kunden. "Ohne ihre Mithilfe kann das Problem nicht gelöst werden", so Herkenhoff weiter.

  • Neue EU-Labels zu Langlebigkeit

    Am 20. Juni 2025 trat die neue EU-Ökodesignverordnung in Kraft.?Zugleich gibt es neue EU-Labels zu Langlebigkeit und Reparierbarkeit. Dazu erklärt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder: "Die neuen Regelungen zum Ökodesign und entsprechenden Kennzeichen sind ein wichtiger Schritt für mehr Nachhaltigkeit in der digitalen Welt."

  • Finanzsektor muss mitgedacht werden

    Die Deutsche Kreditwirtschaft (DK) sieht Fortschritte, da sich die EU-Mitgliedsstaaten auf eine allgemeine Ausrichtung zur Omnibus Initiative geeinigt haben. Die ursprünglich von der Europäischen Kommission geplanten Vereinfachungen bei Berichtspflichten im Bereich Sustainable Finance sind ein wichtiger Schritt, um Unternehmen von Bürokratie zu entlasten und Nachhaltigkeit in der Praxis wirksamer zu gestalten.

  • Krisenmanagement & Einlagensicherung

    Die Deutsche Kreditwirtschaft (DK) begrüßt den politischen Kompromiss zur Reform des europäischen Rahmens für Krisenmanagement und Einlagensicherung (CMDI). "Der Kompromiss ist ein Schritt in die richtige Richtung. Die Einlagensicherung kann modernisiert, das europäische Abwicklungsregime gestärkt werden. Doch zentrale Fragen zur Rolle und finanziellen Belastung nationaler Sicherungssysteme bleiben offen", sagt Heiner Herkenhoff, Hauptgeschäftsführer des diesjährigen DK-Federführers Bundesverband deutscher Banken."

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen