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Werbepraktiken sorgen für Differenzen


Breitbanddienste in Europa: Verbraucher bekommen nicht die Internetgeschwindigkeiten, für die sie zahlen
Differenz zwischen den beworbenen und den tatsächlichen Breitbandgeschwindigkeiten

(19.07.13) - Die europäischen Verbraucher erhalten bei Breitbanddiensten nicht die Download-Geschwindigkeiten, für die sie bezahlen. Im Durchschnitt verfügen sie lediglich über 74 Prozent der angegebenen Geschwindigkeit, für die sie bezahlt haben. Dies geht aus einer neuen Studie der Europäischen Kommission über feste Breitbandanschlüsse hervor.

Neelie Kroes, Vizepräsidentin der Europäischen Kommission, äußert sich hierzu wie folgt: "Dies ist das erste Mal, dass die Differenz zwischen den beworbenen und den tatsächlichen Breitbandgeschwindigkeiten durch vergleichbare und zuverlässige Daten aus allen EU-Mitgliedstaaten bestätigt wird." Es bestehen erhebliche Unterschiede zwischen den nationalen Märkten in Europa, die höchstwahrscheinlich auf unterschiedliche Werbepraktiken zurückzuführen sind. "Die Verbraucher brauchen mehr Informationen dieser Art, um fundierte Entscheidungen treffen zu können. Deshalb werden wir eine weitere Studie dieser Art in Auftrag geben. Wir sehen diese ersten Ergebnisse als weiteren Beleg für die Notwendigkeit eines echten vernetzten Binnenmarkts", sagt Neelie Kroes.

Wichtige Ergebnisse der Studie:
Kabel bietet die zuverlässigsten Download-Geschwindigkeiten: Im europäischen Durchschnitt von 74 Prozent verbergen sich erhebliche Unterschiede in Bezug auf die Leistung der einzelnen Technologien. xDSL-gestützte Dienste erreichten nur 63,3 Prozent der versprochenen Download-Geschwindigkeit, gegenüber 91,4 Prozent bei Kabel- und 84,4 Prozent bei FTTx-Anschlüssen.

In absoluten Zahlen lag die durchschnittliche Download-Geschwindigkeit aller Länder und aller Technologien bei 19,47 Mbit/s in Spitzenzeiten. FTTx-Dienste erreichten mit 41,02 Mbit/s die höchsten Geschwindigkeiten. Bei Kabeldiensten lag die Geschwindigkeit bei 33,10 Mbit/s, während xDSL-Dienste mit durchschnittlich 7,2 Mbit/s deutlich hinterher hinkten.

Bei den Upload-Geschwindigkeiten ist die Differenz zu den beworbenen Geschwindigkeiten geringer. Europaweit betrug die durchschnittliche Upload-Geschwindigkeit 6,20 Mbit/s, was 88 Prozent der angegebenen Geschwindigkeit entspricht. FTTx-Dienste erreichten bei weitem die höchsten Geschwindigkeiten (19,8 Mbit/s). Dies ist darauf zurückzuführen, dass viele FTTx-Dienste eine Upload-Geschwindigkeit anbieten, die näher an der Download-Geschwindigkeit liegt. Kabel- und xDSL-Dienste erreichen nur bescheidene 3,68 Mbit/s bzw. 0,69 Mbit/s.

Die Ergebnisse beziehen sich auf die Leistung zu Spitzenzeiten (d. h. 19:00 bis 23:00 Uhr an Wochentagen). Es handelt sich um die Gesamtergebnisse für die Stichprobe der Studie, nicht für die tatsächliche Zusammensetzung des Breitbandmarktes in jedem einzelnen Land.

Freiwillige gesucht!
Diese Studie wird bis Ende 2014 laufen, d. h. zwei weitere jährliche Messungen sind geplant. Die europäischen Verbraucher können die Leistung ihres jeweiligen Internetanbieters messen, wenn sie sich einer Freiwilligengemeinschaft anschließen, in der alle 27 Länder der EU plus Kroatien, Island und Norwegen vertreten sind. Ausgewählte Verbraucher erhalten ein kleines Gerät, das sie mit ihrem privaten Internetanschluss verbinden. Über dieses Gerät wird eine Reihe automatisierter Tests durchgeführt, wenn die Verbindung nicht genutzt wird. Es erfasst Geschwindigkeit und Leistung des Breitbandanschlusses. Weitere Informationen.

Hintergrund
Die Geschwindigkeiten von Breitbandprodukten werden in der Werbung mit "bis zu XX Mbit/s" angegeben. Dabei handelt es sich um die "beworbene", "nominale" bzw. "versprochene" Geschwindigkeit. Die Unterschiede zwischen der angegebenen Geschwindigkeit und der Geschwindigkeit beim Verbraucher können jedoch beträchtlich sein.

Unterschiede bei den Download-Geschwindigkeiten der einzelnen Mitgliedstaaten entstehen in erster Linie durch die traditionell in diesen Ländern eingesetzten Technologien.

Laut Studienergebnissen erklären zwischen 27 Prozent und 41 Prozent der europäischen Internetkunden, dass ihre Download-Geschwindigkeiten nicht mit den in ihren Verträgen angegebenen Geschwindigkeiten übereinstimmen. Fast die Hälfte der Kunden in der EU verweist auf gelegentliche Schwierigkeiten beim Zugang zu Online-Inhalten und -anwendungen aufgrund ungenügender Geschwindigkeiten oder Kapazitäten.

Dies ist die erste Studie über die Leistung von Breitbanddiensten, die sich auf alle EU-Mitgliedstaaten erstreckt und auch Kroatien einschließt, das der EU sehr bald beitreten wird; außerdem werden auf der Grundlage desselben Ansatzes auch Norwegen und Island einbezogen. Das Projekt wird von einem Spezialisten für die Prüfung der Leistung von Breitbanddiensten, SamKnows, durchgeführt. Das Unternehmen kann bereits ähnliche Projekte in Großbritannien und den USA vorweisen.

Die Studie beruht auf einer hardwaregestützten Methode und bietet äußerst genaue und unabhängige Ergebnisse für die Internetleistung, unabhängig von der Zugangstechnologie und den technischen Einrichtungen in den jeweiligen Haushalten. Die Methode wurde bereits von den nationalen Regulierungsbehörden in den USA, Großbritannien, Brasilien und Singapur eingesetzt.

Der Bericht zu Phase 1 wurde unabhängig von den Internetdienstanbietern (Internet Service Providers – ISP) erstellt, doch die ISP sind aufgefordert, sich an der Phase 2 zu beteiligen (Informationen über ec@samknows.com).

Die Ergebnisse datieren vom März 2012 und stammen von einer Gruppe von 9.104 Teilnehmern. Insgesamt wurden in 75.978.173 Einzeltests 3.065.341.850 Messungen vorgenommen. (Europäische Kommission: ra)


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