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Wettbewerbsfähigkeit europäischer Eisenbahnen


Derzeit gibt es in Europa mehr als 20 verschiedene Signalsysteme und ihre Inkompatibilität ist eines der größten technischen Hindernisse für den grenzüberschreitenden Eisenbahn-Verkehr
Das europäische Eisenbahnverkehrsleitsystem (ERTMS) könnte die Wettbewerbsfähigkeit des Schienenverkehrs erheblich steigern


(08.02.12) - Die Europäische Kommission hat einen Beschluss erlassen, mit dem das Verfahren für die Zertifizierung und Genehmigung von Strecken und Zügen, die mit dem europäischen Zugsicherungs- und Zugsteuerungssystem (ETCS) ausgerüstet sind, verbessert wird. Das ETCS ist das standardisierte europäische System für die Signalgebung und die Beeinflussung der Zuggeschwindigkeit. Durch die ETCS-Einführung auf wichtigen Güterverkehrs- und Hochgeschwindigkeitsstrecken wird die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Eisenbahnen erheblich gesteigert.

Dem ETCS liegt ein einfaches Konzept zugrunde: Von der Strecke aus werden Daten an einen Computer im Zug übermittelt, der anhand dieser Daten die jeweils zulässige Höchstgeschwindigkeit errechnet und den Zug bei Bedarf automatisch abbremst. Das ETCS ist Bestandteil des europäischen Eisenbahnverkehrsleitsystems (ERTMS).

Derzeit gibt es in Europa mehr als 20 verschiedene Signalsysteme und ihre Inkompatibilität ist eines der größten technischen Hindernisse für den grenzüberschreitenden Verkehr. Beispielsweise können der Einbau eines zusätzlichen nationalen Sicherheitssystems in eine Lokomotive, die bereits in verschiedenen Ländern zugelassen wurde, und die erneute Einholung aller Sicherheitsgenehmigungen mehr als 2 Mio. EUR kosten und länger als zwei Jahre dauern. Mit dem ETCS können diese Kosten vermieden werden.

Das ETCS zahlt sich aber nur aus, wenn die Produkte vollständig kompatibel sind und den europäischen Spezifikationen entsprechen. Mit dem heute erlassenen Beschluss werden die Anforderungen an Tests erhöht, insbesondere wird vorgeschrieben, dass bordseitige Produkte in akkreditierten Prüflabors getestet werden.

Technischer Hintergrund
Das Konzept des europäischen Zugsicherungs- und Zugsteuerungssystems (ETCS) ist nicht neu. Es gibt mehr als 20 nationale Systeme für die automatische Beeinflussung der Zuggeschwindigkeit. Diese nationalen Systeme sind allerdings nicht miteinander kompatibel. Um mit unterschiedlichen Systemen ausgerüstete Strecken befahren zu können, müssen die Lokomotiven entweder an der Grenze ausgetauscht werden (was sehr zeitaufwändig ist) oder über verschiedene Bordsysteme verfügen, die mit der jeweiligen Streckenausrüstung kompatibel sind (was zusätzliche Kosten verursacht und die Störanfälligkeit erhöht). In beiden Fällen werden der Binnenmarkt und der freie Verkehr beeinträchtigt.

Dies wirkt sich besonders auf den Güterverkehr negativ aus. Obschon der Eisenbahnverkehr über größere Entfernungen wettbewerbsfähiger sein sollte, verursacht jede Grenze erhebliche zusätzliche Kosten und Verzögerungen, was zu Marktanteilsverlusten und einer Überlastung des Straßennetzes führt.

Das europäische Eisenbahnverkehrsleitsystem (ERTMS) könnte die Wettbewerbsfähigkeit des Schienenverkehrs erheblich steigern. Dies gilt insbesondere für den Güterverkehr, sofern das System auf einem Korridor durchgehend installiert wird und entsprechende Begleitmaßnahmen ergriffen werden, beispielsweise die Harmonisierung von Betriebsvorschriften und gegebenenfalls Verbesserungen der Infrastruktur. Auf dem Korridor Rotterdam-Genua etwa kann das Güterverkehrsvolumen bis 2020 verdoppelt werden, was einem zusätzlichen Lkw alle 37 Sekunden auf dieser Strecke entspricht.

Das ERTMS stellt einen großen Erfolg für die europäische Industrie dar. Seine Leistungsfähigkeit und Kosten haben dem System auch außerhalb Europas rasch zum Durchbruch verholfen. Derzeit ist ERTMS das weltweit maßgebliche System, mit dem sämtliche neuen Strecken ausgerüstet werden.

Bislang sind in Europa mehr als 4000 Streckenkilometer mit ETCS ausgerüstet. Die Ausrüstung von weiteren 4000 Kilometern wurde bereits in Auftrag gegeben, so dass sich die Länge des ETCS-Streckennetzes in den nächsten zwei bis drei Jahren mehr als verdoppeln wird. Auch in den kommenden Jahren dürfte sich dieser Ausbau weiter fortsetzen. (Europäische Kommission: ra)


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