Nach welchen Kriterien werden Gelder verteilt?


"Geheimniskrämerei": Opposition kritisiert "Intransparenz" von Zielvereinbarungen im deutschen Sport
DOSB: Mit Blick auf den internationalen Wettbewerb habe man aber "kein Interesse an der Veröffentlichung einzelner Zielvereinbarungen"


(18.05.12) - Die zwischen dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und den Sportfachverbänden geschlossenen Zielvereinbarungen sind aus Sicht der Oppositionsfraktionen nicht transparent genug. Während der Sitzung des Sportausschusses sprach Martin Gerster (SPD) von "Geheimniskrämerei". Die Öffentlichkeit, aber auch der Sportausschuss würden nichts über die Inhalte der Zielvereinbarungen erfahren, kritisierte er. "Hier werden Gelder verteilt, ohne dass wir erfahren, nach welchen Kriterien", sagte Gerster.

Sowohl Vertreter des DOSB als auch der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Christoph Bergner (CDU), vertraten hingegen die Ansicht, das seit 2007 angewandte Instrument der Zielvereinbarungen habe sich bewährt. DOSB-Leistungssportdirektor Bernhard Schwank erläuterte das Konzept der Zielvereinbarungen als ein Zusammenspiel zwischen einer Grundförderung und einer Projektförderung. Daraus ergebe sich eine Planungssicherheit auf der einen Seite und eine zielgerichtete Förderung mit Blick auf die Zielwettkämpfe auf der anderen Seite.

Auf Nachfrage des FDP-Abgeordneten Joachim Günther sagte Schwank, aufgrund des im Konzept der Zielvereinbarungen enthaltenen verbesserten Controllings sei es auch möglich, umzusteuern. So habe man nach den schlechten Ergebnissen der Ruderer bei den Olympischen Spielen in Peking größere Veränderungen in der Führungsstruktur vorgenommen, die nun optimistisch auf die Spiele in London blicken ließen.

Michael Vesper, Generaldirektor des DOSB, betonte, die Zielvereinbarungen seien wichtig für die "sportinterne Transparenz". Mit Blick auf den internationalen Wettbewerb habe man aber "kein Interesse an der Veröffentlichung einzelner Zielvereinbarungen", sagte er.

Unterstützung bekam Vesper von Klaus Riegert (CDU/CSU). Die Zielvereinbarungen, insbesondere hinsichtlich der anvisierten Medaillen und der Trainergehälter, gehörten nicht in die Öffentlichkeit sondern "in die Autonomie des Sports und seiner Verbände". Auch Staatssekretär Bergner machte deutlich, dass die Verteilung der Gelder an die Verbände vom DOSB gesteuert werde. "Eine solche sportfachliche Entscheidung muss auch bei den Fachleuten des DOSB bleiben und nicht beim Innenministerium oder dem Sportausschuss", sagte Bergner. Im Übrigen sei das Parlament im Rahmen der Haushaltsverabschiedung über die Mittelvergabe eingebunden.

Gerster war dadurch nicht zu überzeugen. "Der Sportausschuss soll keine Zielvereinbarungen aushandeln", sagte er. Es müsse aber mitgeteilt werden, wohin die Steuergelder fließen. Die Argumentation, wonach die Zielvereinbarungen "Geschäftsgeheimnisse" des DOSB seien und daher auch auf Anfrage nach dem Informationsfreiheitsgesetz nicht mitgeteilt werden dürften, ist auch aus Sicht der der Abgeordneten Viola von Cramon (Bündnis 90/Die Grüne) nicht nachvollziehbar. Schließlich handle es sich um "Geld aus staatlichen Mitteln". Sie wolle sich nicht in die Autonomie des Sports einmischen, sagte Katrin Kunert (Die Linke). Gleichwohl: "Ein bisschen konkreter könnte es schon sein." Ohne alle kleinen Details aufdecken zu müssen, könne der Vorgang exemplarisch anhand eines Verbandes dargestellt werden, sagte sie.

Neben den Zielvereinbarungen beschäftigte sich der Ausschuss auch mit der Entwicklung der Trainergehälter. DOSB-Generalsekretär Vesper forderte eine Anpassung im neuen Förderzyklus 2013 bis 2016. Dafür sei ein Mittelaufwuchs von zwei Millionen Euro nötig. Gelinge dies nicht, werde der Aderlass von Trainern ins Ausland weitergehen, prognostizierte er. (Deutscher Bundestag: ra)



Meldungen: Bundestag, Bundesregierung, Bundesrat

  • AfD will Gebäudeenergiegesetz abschaffen

    Die AfD-Fraktion will das Gebäudeenergiegesetz (GEG) abschaffen und verlangt in einem Antrag (21/227) außerdem, auf die CO2-Bepreisung von Heizöl und Gas zu verzichten. Die entsprechenden Vorschriften sollen "schnellstmöglich, vollständig und ersatzlos" gestrichen werden. Zudem soll die Umsetzung aller entsprechenden EU Verordnungen und Richtlinien (etwa der sogenannte Green Deal der EU) sowie damit verbundene Regulierungen wie der CO2-Grenzausgleich sofort beendet werden.

  • Änderung der Verordnung (EU) 2017/625

    Die Bundestagsfraktion von Bündnis90/Die Grünen drängt auf eine verpflichtende Produktkennzeichnung für Lebensmittel, die genomisch verändert wurden. Anlass ist ein Vorschlag der Europäischen Kommission, die im Juli 2023 einen Vorschlag für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates über mit genomischen Techniken gewonnene Pflanzen und die aus ihnen gewonnenen Lebens- und Futtermittel vorgelegt hat.

  • Steuerhinterziehung & Cum-Cum

    Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen verlangt in einem Antrag (21/226), organisierte Steuerhinterziehung wie die sogenannten Cum-Cum-Deals aufzuklären und die Steuermilliarden konsequent zurückzufordern. Dazu sollen die Aufbewahrungsfristen für Belege bei Finanzinstitutionen verlängert werden. Der Antrag steht am Donnerstag auf der Tagesordnung des Deutschen Bundestages.

  • Ausschuss gegen Cum-Cum-Antrag der Grünen

    Der Finanzausschuss hat mit den Stimmen der Fraktionen von CDU/CSU und SPD einen Antrag der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen mit dem Titel "Organisierte Steuerhinterziehung wie Cum-Cum-Deals aufklären, Steuermilliarden konsequent zurückfordern und Aufbewahrungsfristen für Belege bei Finanzinstitutionen verlängern" (21/226) abgelehnt. Für den Antrag stimmten neben der Antragstellerin die Fraktionen der AfD und Die Linke.

  • Versorgungslage signifikant verbessert

    Die Inbetriebnahme des vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) entwickelten Frühwarnsystems bei Arzneimittel-Lieferengpässen in einer funktionsfähigen Basisversion ist nach Angaben der Bundesregierung für das vierte Quartal 2025 vorgesehen. Der Aufbau des Frühwarnsystems habe insbesondere bei der Beobachtung und Bewertung der Versorgung mit antibiotikahaltigen Arzneimitteln für Kinder unterstützende Daten geliefert, heißt es in der Antwort (21/338) der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage (21/171) der AfD-Fraktion.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen