Finanzierungskultur ist konservativ ausgerichtet


Stabilität des Finanzsystems: Noch keine Blasenbildung auf deutschem Immobilienmarkt
Der kumulierte reale Preisrückgang der vergangenen 15 Jahre nur zu einem kleinen Teil wettgemacht werden


(15.08.12) - In der Entwicklung des deutschen Immobilienmarktes liegt derzeit keine unmittelbare Gefahr für die Stabilität des Finanzsystems in Deutschland. Das sei auch die Einschätzung der Deutschen Bundesbank und der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), schreibt die Deutsche Bundesregierung in ihrer Antwort (17/9871) auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen (17/9702). Zwar hätten die nominalen Preise für Wohneigentum in Deutschland seit ungefähr zwei Jahren spürbar angezogen, aber die realen Häuserpreise (um die Inflation bereinigten Preise) hätten 2010 sogar noch um ein Viertel unter den Preisen von 1996 gelegen. "Im Jahr 2011 steigen sie erstmals seit vielen Jahren wieder an; der kumulierte reale Preisrückgang der vergangenen 15 Jahre konnte aber nur zu einem kleinen Teil wettgemacht werden", heißt es in der Antwort weiter.

Dagegen seien die Preise in einigen anderen Ländern stark angestiegen "und zeigten vor Ausbruch der Finanzkrise deutliche Überbewertungen an". Genannt werden von der Bundesregierung in diesem Zusammenhang die USA, das Vereinigte Königreich, Irland und Spanien. "Von einer solchen blasenartigen Entwicklung ist der deutsche Immobilienmarkt noch weit entfernt, zumal die Hypothekarkreditvergabe in relativ moderatem Tempo zunimmt", stellt die Bundesregierung fest. Allerdings verlaufe die regionale Preisentwicklung in Deutschland sehr unterschiedlich. Insbesondere in Großstädten wie Hamburg und München seien "signifikante Immobilienpreissteigerungen" zu beobachten. In einigen lokalen Teilmärkten dieser Metropolen hätten sich möglicherweise "erste Übertreibungen" herausgebildet.

Maßgeblich für die gestiegene Nachfrage nach Immobilien seien die Belebung der Konjunktur und die günstigen Zinssätze. Die Zinsen für Wohnungsbaukredite hätten einen historischen Tiefstand erreicht, schreibt die Regierung. So lag der durchschnittliche Effektivzinssatz für zehnjährige Wohnungsbaukredite Anfang 2009 noch bei 4,77 Prozent. Im März 2012 war dieser Zinssatz auf 3,45 Prozent gesunken.

"Historisch gesehen sprechen einige strukturelle Faktoren dafür, dass Deutschland weniger anfällig für die Entstehung einer Immobilienblase ist als viele andere Länder. Die Finanzierungskultur ist konservativ ausgerichtet", erläutert die Bundesregierung. Neben einem hohen Eigenkapitalanteil gebe es meist langfristige Kreditverträge mit festen Zinssätzen. "Kurzfristige Finanzierungen mit variablem Zins, bei denen das Zinsänderungsrisiko beim Kreditnehmer liegt, sind bisher die Ausnahme", heißt es in der Antwort. (Deutsche Bundesregierung: ra)


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>


Meldungen: Bundestag, Bundesregierung, Bundesrat

  • Risikostrukturausgleich der Krankenkassen

    Verschiedene gesetzliche Initiativen der vergangenen Jahre zielen nach Angaben der Bundesregierung darauf ab, unzulässige Einflussnahmen auf die Datengrundlagen des Risikostrukturausgleichs (RSA) der Krankenkassen zu verhindern und die Manipulationsresistenz des RSA zu stärken. Zuletzt sei mit dem "Fairer-Kassenwettbewerb-Gesetz" (GKV-FKG) 2020 die sogenannte Manipulationsbremse eingeführt worden, heißt es in der Antwort (20/14678) der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage (20/14442) der Unionsfraktion.

  • Souveräne Dateninfrastruktur

    Die Bundesregierung strebt eine effiziente, wirtschafts- und innovationsfreundliche Umsetzungsstruktur der europäischen KI-Verordnung an, die knappe Ressourcen klug einsetzt. Das antwortet die Bundesregierung (20/14421) der AfD-Fraktion auf eine Kleine Anfrage (20/14109).

  • FDP legt Gesetzentwurf für flexibleres Stromsystem

    Die FDP-Fraktion hat den Entwurf eines Gesetzes (20/14705) zur "Integration von Photovoltaik- und anderen Erneuerbare-Energien-Anlagen in den Strommarkt und zur Vermeidung solarstrombedingter Netznotfall-Maßnahmen" vorgelegt. Er soll einerseits der Umsetzung der "Wachstumsinitiative der damaligen Bundesregierung vom Juli 2024 dienen.

  • Fairer Wettbewerb im digitalen Sektor

    Bis zum 5. Dezember 2024 haben die Koordinierungsstelle für digitale Dienste in der Bundesnetzagentur (BNetzA) 747 Eingänge von Beschwerden erreicht. Bereinigt um Irrläufer und Spam seien 703 konkrete Beschwerden zu möglichen Verstößen gegen den Digital Services Act (DSA) eingelegt worden.

  • Provisionsverbot noch nicht absehbar

    Ob beziehungsweise inwieweit im Zuge der nationalen Umsetzung der EU-Kleinanlegerstrategie national Maßnahmen ergriffen werden könnten, um Provisionen für den Abschluss von Versicherungsverträgen zu verbieten oder zu deckeln, ist noch nicht absehbar. Wie die Bundesregierung in ihrer Antwort (20/14411) auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion (20/14172) weiter mitteilt, haben die Trilogverhandlungen auf europäischer Ebene noch nicht begonnen.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen