Studie: Verunsichert bei Lebensmitteln


Verbraucher verstehen Lebensmittelangaben nicht und fühlen sich getäuscht
Umfrage zeigt, dass die Beschwerden auf dem Portal Lebensmittelklarheit keine Einzelfälle sind, sondern dass viele Verbraucher die Kritik teilen


(15.02.13) - Wellness-Wasser, knusprige Ente oder Apfelkuchen aus der Region: Oft stellen Verpackungen Lebensmittel besser dar, als sie in Wirklichkeit sind – und die meisten Verbraucher fühlen sich davon getäuscht. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Studie, die der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) in Auftrag gegeben hat. Demnach haben 72 Prozent der Befragten das Gefühl, dass bei den Angaben auf Lebensmitteln viel getrickst wird. Weniger als die Hälfte der Verbraucher findet die Kennzeichnung überhaupt verständlich.

"Die Umfrage zeigt, dass die Beschwerden auf dem Portal Lebensmittelklarheit keine Einzelfälle sind, sondern dass viele Verbraucher die Kritik teilen. Es gibt ein Verständnis- und Vertrauensproblem am Lebensmittelmarkt, und das müssen wir lösen", sagt Gerd Billen, Vorstand des vzbv. Laut Studie ärgert sich jeder Zweite, dass wichtige Informationen nicht auf der Vorderseite einer Lebensmittelverpackung stehen. Stattdessen wecken Name, Aufmachung und Kennzeichnung von Lebensmitteln oft Erwartungen, die das Produkt nicht erfüllt. Und vieles von dem, was auf der Packung steht, verstehen Verbraucher nicht.

Regionalkennzeichnung schützen
So sorgen regionale Bezüge auf Lebensmitteln für Verwirrung. Knapp die Hälfte der Befragten geht davon aus, dass ein Tiefkühl-Apfelkuchen mit der Bezeichnung "aus unserer Region", in der Heimatregion gebacken wurde und die Äpfel von dort kommen. Tatsächlich gibt es keine klaren Vorgaben für die Werbung mit "regional". "Nur wo Region drin ist, darf auch Region draufstehen. Regionalität darf nicht zum Marketingtrick verkommen. Die Regierung muss per Gesetz definieren, wann eine Regionalkennzeichnung erlaubt ist und wann nicht", fordert Billen.

Neben Ortsbezeichnungen ist auch die Aussage "frei von…" Zusatzstoffen wie Geschmacksverstärkern, Aromen oder Farb- und Konservierungsstoffen für die Verbraucher missverständlich. Bis die Regierung diese "Clean Label" verbietet, sollte die Wirtschaft auf die Beschwerden der Verbraucher reagieren, sagt Billen: "Der vzbv ist zum Dialog mit der Wirtschaft bereit, um mit konkreten Ansätzen mehr Klarheit bei Lebensmitteln zu schaffen."

Dialog für Lebensmittelklarheit
Mit der Fortführung des Verbraucherportals lebensmittelklarheit.de will der vzbv den Dialog mit Handel und Wirtschaft verstärken und Lösungen für Probleme erarbeiten, die sich aus Meldungen und der begleitenden Verbraucherforschung ergeben.

Die aktuellen Daten der Verbraucherforschung hat die Agrifood Consulting GmbH in Zusammenarbeit mit der Georg-August-Universität Göttingen Ende 2012 erhoben. Sie sind Bestandteil des Projekts Lebensmittelklarheit. Das Gemeinschaftsprojekt von den Verbraucherzentralen und dem vzbv wird im Rahmen der Initiative "Klarheit und Wahrheit bei der Kennzeichnung von Lebensmitteln" durch das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) gefördert. Seit Beginn des Projekts im Juli 2011 meldeten Verbraucher auf dem Internetportal www.lebensmittelklarheit.de 6.650 Produkte, durch deren Aufmachung und Kennzeichnung sie sich getäuscht fühlten. (Verbraucherzentrale Bundesverband: ra)

Verbraucherzentrale Bundesverband: Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Studien

  • Lösungsansätze gegen den GenAI-Gender Gap

    Frauen drohen bei Künstlicher Intelligenz (KI), die bis 2030 allein in Deutschland 3 Millionen Jobs verändern könnte, ins Hintertreffen zu geraten. So zeigen aktuelle Zahlen von Coursera, dass lediglich 27 Prozent der Lernenden in Generative-AI (GenAI)-Kursen in Deutschland (102.000 Einschreibungen) weiblich sind. Dies liegt noch unter dem weltweiten Durchschnitt von 32 Prozent und reicht im Ländervergleich gerade für einen Platz in den Top-Ten (Platz 9). Und das, obwohl sich allein auf Coursera im vergangenen Jahr weltweit alle 10 Sekunden jemand in einen GenAI-Kurs einschrieb.

  • Rote Linien für die zukünftige Nutzung von KI

    Laut einer aktuellen Studie von NTT Data droht eine Verantwortungslücke die durch KI möglich gewordenen Fortschritte zu untergraben. Mehr als 80 Prozent der Führungskräfte räumen ein, dass Führungsfähigkeiten, Governance und die Bereitschaft der Mitarbeitenden nicht mit den Fortschritten der KI mithalten können. Das gefährdet Investitionen, Sicherheit und das Vertrauen der Öffentlichkeit.

  • Europas Sanktionslandschaft

    Die Durchsetzung der europaweiten Datenschutz-Gesetzgebung hat einen neuen Höchststand erreicht: Erstmals überschreiten die öffentlich bekannten Bußgelder in Europa die Marke von fünf Milliarden Euro. Seit Inkrafttreten der General Data Protection Regulation (GDPR) im Mai 2018 wurden bis März 2025 insgesamt rund 5,65 Milliarden Euro an Strafen verhängt - ein Plus von 1,17 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr. Diese Rekordsumme spiegelt wider, wie stark sich die europäische Sanktionspraxis in den vergangenen Jahren entwickelt hat.

  • Absicherung unternehmerischer Entscheidungen

    Die zunehmende Regulierungsdichte mit immer neuen Vorschriften erschwert Vorständen und Aufsichtsräten die rechtliche Einschätzung unternehmerischer Entscheidungen und bremst unternehmerisches Handeln. Das Deutsche Aktieninstitut und die Anwaltskanzlei Gleiss Lutz haben die Studie "Absicherung unternehmerischer Entscheidungen - Entscheidungsfindung in unsicheren Zeiten" veröffentlicht.

  • Herausforderung: Datenschutz & geteilte Geräte

    Die Digitalisierung schreitet in der Transport- und Logistikbranche stetig voran und macht Prozesse innerhalb der Lieferkette immer transparenter und damit nachvollziehbarer. So kam die jüngste Studie "Digitale Innovationen: Was die Transport- und Logistikbranche jetzt braucht" von SOTI zu dem Ergebnis, dass sich 80 Prozent (weltweit 78 Prozent) der deutschen Arbeitnehmenden im T&L-Bereich durch die technische Nachverfolgbarkeit von Waren, für die sie im Rahmen ihrer Tätigkeit Verantwortung tragen, sicherer fühlen. Gleichzeitig empfinden jedoch 61 Prozent das Tracking dienstlicher Geräte als Eingriff in ihre Privatsphäre (weltweit 55 Prozent).

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen