Transparenz im Rohstoffsektor


Korruption ist eines der größten Entwicklungshemmnisse überhaupt: Transparency fordert FDP-Ministerien auf, ihre Blockadehaltung der EU-Pläne für Transparenz im Rohstoffsektor aufzugeben
Der Vorschlag der EU-Kommission zur Rohstofftransparenz sieht vor, dass die Zahlungsströme an Regierungen im Rahmen von Energie- und Rohstoffgeschäften auf Projektbasis offen gelegt werden

(22.06.12) - Transparency International hat die FDP-Ministerien aufgefordert, ihre Ablehnung einer projektbezogenen Offenlegung der Zahlungsströme für Rohstoffgeschäfte an Regierungen, wie sie der entsprechende EU-Vorschlag vorsieht, aufzugeben.

Die Vorsitzende der Organisation, Edda Müller, erklärte anlässlich der Vorstellung des "Antikorruptions- und Integritätskonzeptes der deutschen Entwicklungspolitik" im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit: "Das Konzept ist gut. Ich hätte erwartet, dass dem lobenswerten Leitsatz `Korruption ist eines der größten Entwicklungshemmnisse überhaupt´ und der Erkenntnis, dass Transparenz und Integrität zentrale Voraussetzungen guter Regierungsführung sind, auch Taten folgen. Dazu passt nicht, dass die Bundesregierung augenblicklich die Transparenz im Rohstoffsektor zu verhindern sucht. Ferner bedauern wir, dass das angreifbare und fragwürdige Verhalten des Ministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit im Zusammenhang mit einem Afghanistanaufenthalt gerade am heutigen Tag die Aufmerksamkeit von diesem wichtigen Konzept ablenkt."

Der Vorschlag der EU-Kommission zur Rohstofftransparenz sieht vor, dass die Zahlungsströme an Regierungen im Rahmen von Energie- und Rohstoffgeschäften auf Projektbasis offen gelegt werden. In der Bundesregierung sind vorrangig FDP-Ressorts für die Meinungsbildung zur Brüsseler Ratsentscheidung verantwortlich. Das Justizministerium ist federführend, das Wirtschaftsministerium vertritt die Interessen der deutschen Wirtschaft. Besonders betroffen sind vor allem aber die Aufgaben des Ministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit.

Ein Entwicklungsminister, der seinen Auftrag ernst nimmt, müsste eigentlich der Vorkämpfer für wirksame Maßnahmen zur Bekämpfung der Korruption und der Selbstbedienung politischer "Eliten" in rohstoffreichen Entwicklungsländern sein. Die meisten Länder, die über große Rohstoffvorkommen verfügen, finden sich eher am unteren Ende des Korruptionswahrnehmungsindexes von Transparency International wieder und gelten als höchst korruptionsanfällig. (Transparency: ra)

Transparency International: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Kommentare und Meinungen

  • Weitere Maßnahmen sollten folgen

    Die Deutsche Kreditwirtschaft (DK) begrüßt die Entscheidung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), den sektoralen Systemrisikopuffer für Wohnimmobilienfinanzierungen von zwei auf ein Prozent zu senken. Damit reagiert die Aufsicht auf die veränderten Marktbedingungen und kommt einer Forderung der Kreditwirtschaft nach. Der Schritt ist ein wichtiges Signal für die differenzierte und verantwortungsvolle Anwendung makroprudenzieller Instrumente.

  • Dringend gesetzliche Klarheit & Bürokratieabbau

    Als am 1. Juli 2024 die Pflegepersonalbemessungsverordnung (PPBV) in Kraft getreten ist, waren sich die meisten Krankenhäuser über die weitreichenden Folgen vermutlich noch gar nicht im Klaren. Denn: Auch wenn der ursprüngliche Gedanke aus dem Gesundheitsministerium durchaus begrüßenswert ist - nämlich Pflege und Versorgung im Gesundheitswesen zu verbessern - ist es wieder einmal das Wie, das eine Besserung der oftmals dramatischen Lage verhindert. In der Praxis erweist sich die Verordnung nämlich nicht als pragmatische Lösung für bessere Arbeitsbedingungen oder einen Abbau von zeitintensiver Bürokratie, sie ist ziemlich genau das Gegenteil: ein bürokratisches Monster, das an inhaltlicher Komplexität seinem eigenen Namen in nichts nachsteht.

  • Stärkung der Demokratie notwendiger denn je

    Transparency Deutschland (TI-D) hat den Koalitionsvertrag der neuen Regierung geprüft - die Bilanz fällt weitgehend ernüchternd aus. Mit Blick auf Lieferkettengesetz, Geldwäschebekämpfung sowie Klima- und Umweltpolitik seien leider erhebliche Rückschritte zu erwarten.

  • Bewertung von PCI DSS 4.0

    Am 31. März 2025 trat die neueste Version des Payment Card Industry Data Security Standard (PCI DSS) in Kraft - Version 4.0*. PCI DSS 4.0 verlangt nicht nur, dass digitale Identitäten eindeutig Personen zugeordnet werden, sondern legt zudem den Fokus auf die Aufrechterhaltung robuster Sicherheitsmaßnahmen angesichts sich ständig weiterentwickelnder Cyberbedrohungen. Organisationen, die mit Zahlungskartendaten arbeiten, müssen verbesserte Sicherheitsanforderungen umsetzen - darunter auch starke Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA).

  • EU-Richtlinie gegen Diskriminierung muss kommen

    Auf EU-Ebene fanden weitere Verhandlungen zur "5. Antidiskriminierungsrichtlinie zur Anwendung des Grundsatzes der Gleichbehandlung ungeachtet der Religion oder der Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Ausrichtung" statt. Der Sozialverband VdK fordert die Bundesregierung auf, sich endlich dafür einzusetzen, dass diese verabschiedet wird.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen