Anti-Korruption fehlt weiterhin


Transparency: In der globalen Lieferkette gehen Korruption und die Missachtung von sozialen und ökologischen Standards sowie die Verletzung von Menschenrechten Hand in Hand
Unternehmen aus der Textilindustrie berichten erstmals verpflichtend über soziale und ökologische Maßnahmen



Die Antikorruptionsorganisation Transparency International Deutschland e.V. begrüßt, dass die Mitglieder des Bündnisses für nachhaltige Textilien über die Umsetzung und Verbesserung von sozialen und ökologischen Zielen in ihren Lieferketten berichten. Nun müssen sich die Unternehmen auch dazu verpflichten, zukünftig über ihre Antikorruptionsmaßnahmen Auskunft zu geben. Als Gründungsmitglied des Textilbündnisses hat Transparency Deutschland die Ziele Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung in die Arbeit des Bündnisses eingebracht. Denn: In der globalen Lieferkette gehen Korruption und die Missachtung von sozialen und ökologischen Standards sowie die Verletzung von Menschenrechten Hand in Hand.

Unternehmen müssen ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden. Für die Unternehmen selbst kommt es auf einen freien und fairen Wettbewerb an, der durch gleiche Standards und einheitliche Spielregeln gesichert ist. Das Textilbündnis kann hier als wegweisende Initiative einer wichtigen Branche dafür sorgen, Chancengleichheit herzustellen. Da dem Textilbündnis aber bisher weniger als die Hälfte der deutschen Textilunternehmen angehören, ist nach wie vor eine Wettbewerbsverzerrung zu befürchten.

"Selbstverpflichtungsinitiativen wie das Textilbündnis können wichtige Signale senden und den Druck zur Einhaltung von Standards innerhalb eines Sektors erhöhen. Sie ersetzen aber keine gesetzlichen Regelungen", betont Dr. Christa Dürr, Leiterin der Projektgruppe Lieferketten bei Transparency Deutschland. "Nur wenn für alle Unternehmen gleiche Bedingungen herrschen, können Wettbewerbsnachteile für die, die sich vorbildlich verhalten, verhindert werden."

Nach wie vor ist die Korruptionsprävention auf allen Prozessstufen keine Selbstverständlichkeit. "Umso wichtiger ist es deshalb, dass korruptionsanfällige Prozesse der globalen Lieferketten identifiziert und Einfallstore systematisch geschlossen werden," so Otto Geiß, Vorstandsmitglied von Transparency Deutschland. "Außerdem braucht es mehr Transparenz in der Berichterstattung darüber, mit welchen konkreten Maßnahmen Unternehmen Korruptionsrisiken minimieren wollen."

Hintergrund
Als Antwort auf Unfälle in Textilfabriken, etwa in Rana Plaza, initiierte Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller 2014 die Gründung des Textilbündnisses. Basierend auf gemeinsam definierten Bündniszielen setzen sich alle Mitglieder verbindliche und nachprüfbare Ziele, die sie schrittweise ambitionierter gestalten.

Unter aktiver Mitarbeit von Transparency Deutschland hat das Textilbündnis im vergangenen Jahr die Broschüre "Korruptionsprävention in der Lieferkette” erstellt. Dieses Jahr wurde eine Projektgruppe "Korruptionsprävention" eingerichtet, in der Transparency Deutschland gemeinsam mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, dem Deutschen Netzwerk Wirtschaftsethik, Hohenstein OEKO-TEX sowie KiK und s.Oliver inzwischen eine konkrete Entscheidungsvorlage zur Aufnahme von Korruptionsprävention in das Bündnis-Frageraster vorgelegt hat.
(Transparency: ra)

eingetragen: 26.08.18
Newsletterlauf: 02.10.18

Transparency International: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Kommentare und Meinungen

  • Weitere Maßnahmen sollten folgen

    Die Deutsche Kreditwirtschaft (DK) begrüßt die Entscheidung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), den sektoralen Systemrisikopuffer für Wohnimmobilienfinanzierungen von zwei auf ein Prozent zu senken. Damit reagiert die Aufsicht auf die veränderten Marktbedingungen und kommt einer Forderung der Kreditwirtschaft nach. Der Schritt ist ein wichtiges Signal für die differenzierte und verantwortungsvolle Anwendung makroprudenzieller Instrumente.

  • Dringend gesetzliche Klarheit & Bürokratieabbau

    Als am 1. Juli 2024 die Pflegepersonalbemessungsverordnung (PPBV) in Kraft getreten ist, waren sich die meisten Krankenhäuser über die weitreichenden Folgen vermutlich noch gar nicht im Klaren. Denn: Auch wenn der ursprüngliche Gedanke aus dem Gesundheitsministerium durchaus begrüßenswert ist - nämlich Pflege und Versorgung im Gesundheitswesen zu verbessern - ist es wieder einmal das Wie, das eine Besserung der oftmals dramatischen Lage verhindert. In der Praxis erweist sich die Verordnung nämlich nicht als pragmatische Lösung für bessere Arbeitsbedingungen oder einen Abbau von zeitintensiver Bürokratie, sie ist ziemlich genau das Gegenteil: ein bürokratisches Monster, das an inhaltlicher Komplexität seinem eigenen Namen in nichts nachsteht.

  • Stärkung der Demokratie notwendiger denn je

    Transparency Deutschland (TI-D) hat den Koalitionsvertrag der neuen Regierung geprüft - die Bilanz fällt weitgehend ernüchternd aus. Mit Blick auf Lieferkettengesetz, Geldwäschebekämpfung sowie Klima- und Umweltpolitik seien leider erhebliche Rückschritte zu erwarten.

  • Bewertung von PCI DSS 4.0

    Am 31. März 2025 trat die neueste Version des Payment Card Industry Data Security Standard (PCI DSS) in Kraft - Version 4.0*. PCI DSS 4.0 verlangt nicht nur, dass digitale Identitäten eindeutig Personen zugeordnet werden, sondern legt zudem den Fokus auf die Aufrechterhaltung robuster Sicherheitsmaßnahmen angesichts sich ständig weiterentwickelnder Cyberbedrohungen. Organisationen, die mit Zahlungskartendaten arbeiten, müssen verbesserte Sicherheitsanforderungen umsetzen - darunter auch starke Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA).

  • EU-Richtlinie gegen Diskriminierung muss kommen

    Auf EU-Ebene fanden weitere Verhandlungen zur "5. Antidiskriminierungsrichtlinie zur Anwendung des Grundsatzes der Gleichbehandlung ungeachtet der Religion oder der Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Ausrichtung" statt. Der Sozialverband VdK fordert die Bundesregierung auf, sich endlich dafür einzusetzen, dass diese verabschiedet wird.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen