Formen der Urheberrechtsvergütung


Pauschaltarife bringen Wettbewerbsnachteile gegenüber anderen Ländern: Bitmi äußert Kritik am Urheberabgabensystem
Verband hinterfragt zudem die Vermischung von Gesamtverträgen einzelner Verbände mit dem Beschluss schlechter gestellter Allgemeintarife

(26.02.14) - Ende Januar haben sich die Verbände Bitkom und BCH mit den Verwertungsgesellschaften über die Höhe der Urheberrechtsabgaben für PCs geeinigt und einen sogenannten Gesamtvertrag für PCs abgeschlossen. Die rückwirkend ab 2011 geltenden Abgabebeiträge sehen wie folgt aus: Hersteller und Importeure von PCs und Notebooks zahlen 10,55 Euro, für kleinere Netbooks 8,50 Euro und für gewerbliche Rechner 3,20 Euro. Dies gilt allerdings nur für Verbandsmitglieder von Bitkom und BCH. Alle anderen Marktteilnehmer zahlen etwa 20 Prozent mehr.

Der Bundesverband IT-Mittelstand (Bitmi) betrachtet das Pauschalabgabesystem für Privatkopien sehr kritisch. "Dieses System führt zu Wettbewerbsnachteilen für den deutschen IT-Mittelstand, da in vielen anderen Ländern ein solch wettbewerbsverzerrender Aufschlag nicht erhoben wird. Die Gebühren sind unverhältnismäßig und bringen einen hohen administrativen Aufwand mit sich. Es ist unzeitgemäß und "zu kurz gedacht", den IT-Mittelstand am digitalen Standort Deutschland im digitalen Zeitalter derart zu beeinträchtigen", kritisiert Bitmi-Präsident Dr. Oliver Grün.

Hinzu kommt nach Auffassung des Bitmi die Problematik, dass mit den Gesamtverträgen der Verbände Bitkom und BCH gleichzeitig allgemeingültige Tarife verhandelt und dort niedergeschrieben wurden. Dies bedeutet für alle Nichtmitglieder dieser Verbände, beispielsweise mittelständische IT-Unternehmen, um 20 Prozent schlechtere Konditionen mit 13,19 Euro für PCs und Notebooks, 10,63 Euro für kleinere Netbooks und 4,00 Euro für gewerbliche Rechner. Grün: "Die Einbettung allgemeingültiger Tarife in einen individuell verhandelten Gesamtvertrag verwundert etwas. Ein Tarif soll laut Urheberrechtswahrnehmungsgesetz die geldwerten Vorteile des Gesamtmarktes rechnerisch zusammenfassen. Hier stellt sich die Frage, ob tatsächlich die Nichtmitglieder der genannten Verbände somit die anderen Marktteilnehmer subventionieren?". Es fehlt an Transparenz und Kontrolle, wie die Tarife entstehen. "Insgesamt ist die Lage für den IT-Mittelstand so unbefriedigend wie schwierig", so Grün.

Der Bitmi weist darauf hin, dass es in Deutschland zudem das Recht auf eine Privatkopie, Kopierschutzmöglichkeiten und Urheberrechtspauschalen gibt, unabhängig davon, ob der Urheber bereits vergütet wurde oder ob ihm ein Schaden entstanden ist. Das Pauschalabgabesystem ist daher nach Meinung des Verbandes für die digitalisierte Gesellschaft untauglich. Urheberrechte müssen auch in der digitalen Welt geschützt werden, deswegen gilt es, alternative Formen der Urheberrechtsvergütung zu besprechen. Grün weiter: "Wir benötigen eine grundsätzliche Modernisierung und Neugestaltung des Urheberrechts." (Bitmi: ra)

BITMi: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Kommentare und Meinungen

  • Weitere Maßnahmen sollten folgen

    Die Deutsche Kreditwirtschaft (DK) begrüßt die Entscheidung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), den sektoralen Systemrisikopuffer für Wohnimmobilienfinanzierungen von zwei auf ein Prozent zu senken. Damit reagiert die Aufsicht auf die veränderten Marktbedingungen und kommt einer Forderung der Kreditwirtschaft nach. Der Schritt ist ein wichtiges Signal für die differenzierte und verantwortungsvolle Anwendung makroprudenzieller Instrumente.

  • Dringend gesetzliche Klarheit & Bürokratieabbau

    Als am 1. Juli 2024 die Pflegepersonalbemessungsverordnung (PPBV) in Kraft getreten ist, waren sich die meisten Krankenhäuser über die weitreichenden Folgen vermutlich noch gar nicht im Klaren. Denn: Auch wenn der ursprüngliche Gedanke aus dem Gesundheitsministerium durchaus begrüßenswert ist - nämlich Pflege und Versorgung im Gesundheitswesen zu verbessern - ist es wieder einmal das Wie, das eine Besserung der oftmals dramatischen Lage verhindert. In der Praxis erweist sich die Verordnung nämlich nicht als pragmatische Lösung für bessere Arbeitsbedingungen oder einen Abbau von zeitintensiver Bürokratie, sie ist ziemlich genau das Gegenteil: ein bürokratisches Monster, das an inhaltlicher Komplexität seinem eigenen Namen in nichts nachsteht.

  • Stärkung der Demokratie notwendiger denn je

    Transparency Deutschland (TI-D) hat den Koalitionsvertrag der neuen Regierung geprüft - die Bilanz fällt weitgehend ernüchternd aus. Mit Blick auf Lieferkettengesetz, Geldwäschebekämpfung sowie Klima- und Umweltpolitik seien leider erhebliche Rückschritte zu erwarten.

  • Bewertung von PCI DSS 4.0

    Am 31. März 2025 trat die neueste Version des Payment Card Industry Data Security Standard (PCI DSS) in Kraft - Version 4.0*. PCI DSS 4.0 verlangt nicht nur, dass digitale Identitäten eindeutig Personen zugeordnet werden, sondern legt zudem den Fokus auf die Aufrechterhaltung robuster Sicherheitsmaßnahmen angesichts sich ständig weiterentwickelnder Cyberbedrohungen. Organisationen, die mit Zahlungskartendaten arbeiten, müssen verbesserte Sicherheitsanforderungen umsetzen - darunter auch starke Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA).

  • EU-Richtlinie gegen Diskriminierung muss kommen

    Auf EU-Ebene fanden weitere Verhandlungen zur "5. Antidiskriminierungsrichtlinie zur Anwendung des Grundsatzes der Gleichbehandlung ungeachtet der Religion oder der Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Ausrichtung" statt. Der Sozialverband VdK fordert die Bundesregierung auf, sich endlich dafür einzusetzen, dass diese verabschiedet wird.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen