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Herausforderungen der Zoll- und Logistik-Branche


Kewills "3. Zoll- und Logistikforum": Experten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft referierten über Themen wie Grüne Logistik, Risikomanagement oder den "Modernisierten Zollkodex" (MZK)
Modernisierter Zollkodex: IT-Verfahren ausweiten und zentrale Zollabwicklung stärken


(11.01.12) - Der Arabische Frühling, die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise und die beständig wachsende Bedeutung von Nachhaltigkeit sind nur einige der zentralen Herausforderungen, denen sich die Zoll- und Logistik-Branche aktuell stellen muss. Mit der geballten Expertise von mehr als 200 Jahren Branchen-Know-how lieferten die Referenten, die Kewill für ihr "3. Zoll- und Logistik-Forum" gewinnen konnte, praxisrelevante Antworten zu intensiv und kontrovers diskutierten Themen. In ihren informativen Vorträgen widmeten sich die geladenen Experten unter anderem aus dem Bundesministerium der Finanzen, dem Fraunhofer-Institut, der Europäischen Kommission sowie dem Deutschen Speditions- und Logistikverband e.V. Themenbereichen wie dem "Modernisierten Zollkodex" (MZK), den aktuellen Embargoregelungen sowie den Entwicklungen in der Grünen Logistik.

Mit seinem Vortrag zum "Modernisierten Zollkodex" griff Michael Lux, Leiter des Referats "Zollverfahren" bei der Europäischen Kommission, ein Thema auf, mit dem sich die Unternehmen der Branche momentan intensiv auseinandersetzen. Die grundsätzlichen Ziele des MZK bestehen darin, die Verwendung papierloser Zollverfahren auszuweiten, länderspezifische Sonderregelungen abzuschaffen und eine zentrale Zollabwicklung zu stärken. Zudem werde in Zukunft angestrebt, dass sich Zollvorschriften und IT-Verfahren möglichst genau entsprechen. Nach derzeitigem Stand ist eine Einführung des MZK jedoch erst für das Jahr 2015 vorgesehen.

Einen bedeutsamen Einfluss auf die zukünftige Ausrichtung des MZK üben neben dem Lissabon-Vertrag auch die Ergebnisse des Business Process Modellings aus, die Ulrich Rüger von der Europäischen Kommission präsentierte. Diese Konzeption von Geschäftsprozessmodellen diene vor allem dem Zweck, ein einheitliches Verständnis der Durchführungsvorschriften zu gewährleisten und die Planung von entsprechenden IT-Maßnahmen zu unterstützen.

Über die wichtigsten Veränderungen bei der Zollabwicklung, die mit der Umstellung auf die ATLAS Version 8.4 am 10. März 2012 verbunden sind, referierte Simon Meyer vom Bundesministerium für Finanzen. So diene die EORI-Nummer zukünftig als alleiniges Identifikationsmerkmal für sämtliche Wirtschaftsbeteiligten und sei aufgrund ihrer gemeinschaftsweiten Gültigkeit in ganz Europa bei der Erfüllung der Zollformalitäten anzugeben. Bis zum Ende der weichen Migration im August 2012 werden auch an die Niederlassungen von Unternehmen EORI-Nummern vergeben, bevor diese anschließend durch Niederlassungsnummern für nicht rechtsfähige Unternehmensteile ersetzt werden. Diese ermöglicht es Niederlassungen zukünftig, autark agieren zu können.

Der sensible Umgang mit Embargoregelungen
Der Verkauf des ehemaligen Kanzler-Airbus "Theodor Heuss" an die iranische Fluggesellschaft Mahan Air, die auf der schwarzen Liste der USA steht, kann als aktuelles Beispiel dafür gelten, welche Sorgfalt beim Umgang mit Embargoregelungen angewendet werden sollte. Die Rechtsanwältin Jutta Knell vom Deutschen Speditions- und Logistikverband e.V. betonte in ihrem Vortrag, dass es in der Praxis von großer Bedeutung sei, zwischen länderbezogenen, personenbezogenen und warenbezogenen Embargos zu differenzieren. Zudem sollten deutsche Unternehmen in jedem Fall einen Abgleich mit aktuellen EU-Embargo-Listen durchführen und gegebenenfalls das Zollkriminalamt einschalten. Unternehmen seien außerdem angeraten, sich vermehrt mit aktuellen US-Listen auseinanderzusetzen, um mögliche Sanktionen zu vermeiden.

Grüne Logistik: Chance und Herausforderung zugleich
Ein weiteres Thema, das insbesondere bei den Fachbesuchern aus der Logistik großen Anklang fand, war das Carbon Footprinting in der Grünen Logistik. Doch bevor es möglich sei, nach effizienten Maßnahmen für eine systematische Reduzierung von CO2-Emissionen zu fahnden, müsse zunächst der Carbon Footprint messbar gemacht werden, so Ruben Gotthardt vom Steinbeis Beratungszentrum Spedition und Logistik. Die Herausforderung hierbei bestehe insbesondere in der Beschaffung der dazu benötigten Daten, zumal zahlreiche Faktoren hierauf einzahlen. Als ein Beispiel mit großen Einspar-Möglichkeiten nannte Gotthardt unter anderem den Gigaliner. Wichtig sei jedoch in diesem Zusammenhang, dass derartige Projekte von den politischen Entscheidern aktiv vorangetrieben werden.

Das Thema Umwelt sei ebenfalls eine zentrale Herausforderung in der Aviation Logistics, legte Dr. Heinrich Frye vom Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik dar. In den nächsten Jahren werde es vordergründig darum gehen, den bestehenden Widerspruch zwischen einem effizienten Umgang mit Ressourcen und Umwelt und dem wachsenden Bedarf an einer individuellen Versorgung mit Waren und Informationen aufzulösen. Großes Potenzial sieht er in der Wandlung vom Internet der Dienste zu einem Internet der Dinge, deren Voraussetzung eine individualisierbare Fördertechnik sei.

Erfolgreiches Risikomanagement deckt auch unbekannte Problemfelder auf
Während fast jeder privat über mindestens eine Zusatzversicherung verfügt, herrsche in puncto Risikomanagement bei vielen Unternehmen noch großer Nachholbedarf, so Dr. Michael Huth von der Hochschule Fulda. In seinem Vortrag sprach sich Huth daher dafür aus, Risikomanagement als einen regelmäßigen, strukturierten Prozess durchzuführen. Unternehmen stehen hierfür eine Vielzahl unterschiedlicher Methoden und IT-gestützter Verfahren zur Verfügung, um potentiell auch bisher unbekannte Risikoquellen aufdecken zu können.

Über die Anwendung des "Import Control Systems" in der Praxis und die notwendigen Schritte der Implementierung berichtete Svend Rickert von Aviapartner Cargo. So habe man beispielsweise im Vorfeld der Installation der notwendigen Software gemeinsam mit Kewill eine Informationsveranstaltung für Kunden abgehalten und war pünktlich vor einem Jahr mit der neuen Software einsatzbereit. Maite Miret, EurTradeNet, stellte die European Alliance of Customs-related Service Providers vor und betonte die Bedeutung zuverlässiger IT- und Kommunikationslösungen für die Abwicklung des Außenhandels sowie die Notwendigkeit einer Anerkennung durch die internationalen Institutionen.

Welchen Nutzen bringt der Status eines Zugelassenen Wirtschaftsbeteiligten?
In einer großen Podiumsdiskussion über die Zukunft des Zolls beschäftigten sich die Teilnehmer unter anderem mit der Frage, welcher Nutzen für Unternehmen aus dem Status als Zugelassener Wirtschaftsbeteiligter (AEO) resultiert. Ein Fazit dabei war, dass der AEO-Status wichtig auch im Hinblick auf die zunehmende Komplexität der Zollabwicklung sei, auch wenn einige der Teilnehmer die Vorteile nicht direkt spüren. Zudem wurde darauf hingewiesen, dass aufgrund der Einführung eines verbindlichen Bußgeld-Katalogs für Verstöße gegen die Zollvorschriften die Bedeutung einer fundierten Compliance-Software für Unternehmen noch stärker in den Fokus rücken werde. (Kewill: ra)

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Meldungen: Europäische Kommission

  • Maßnahme zum Schutz des EU-Finanzsystems

    Die Europäische Kommission hat ihre Liste der Länder mit hohem Risiko, die strategische Mängel in ihren nationalen Systemen zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung aufweisen, aktualisiert. Akteure in der EU, die unter den Rahmen zur Bekämpfung der Geldwäsche fallen, müssen bei Transaktionen, an denen die betreffenden Länder beteiligt sind, erhöhte Wachsamkeit walten lassen - eine wichtige Maßnahme zum Schutz des EU-Finanzsystems.

  • Umsetzung der FRTB-Eigenkapitalanforderungen

    Die Europäische Kommission hat einen delegierten Rechtsakt angenommen, der den Geltungsbeginn der grundlegenden Überprüfung des Handelsbuchs (FRTB) in der EU um ein weiteres Jahr verschiebt. Somit greift der verbleibende Teil der internationalen Basel-III-Standards erst ab dem 1. Januar 2027. Mit der FRTB sollen ausgefeiltere Methoden zur Messung von Risiken eingeführt werden, damit die Eigenkapitalanforderungen besser zu den Risiken passen, denen die Banken bei ihren Tätigkeiten an den Kapitalmärkten tatsächlich ausgesetzt sind.

  • Bereitstellung von Satellitenkapazitäten

    Die Europäische Kommission hat die geplante Übernahme von Intelsat Holdings S.à r.l. ("Intelsat") durch SES S.A. ("SES") ohne Auflagen nach der EU-Fusionskontrollverordnung genehmigt. Nach Prüfung des Vorhabens kam die Kommission zu dem Ergebnis, dass der Zusammenschluss keinen Anlass zu wettbewerbsrechtlichen Bedenken im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) gibt. Sowohl SES als auch Intelsat sind weltweit tätige Satellitennetzbetreiber, die geostationäre Satelliten besitzen und betreiben. Während beide Unternehmen ihren Hauptsitz in Luxemburg haben und im EWR tätig sind, befinden sich die Haupttätigkeiten und der Verwaltungssitz von Intelsat in den USA.

  • Handelsbeziehungen zwischen EU und Kanada

    Eine Studie zeigt: Das umfassende Wirtschafts- und Handelsabkommen (CETA) zwischen der EU und Kanada fördert Handelsexporte und diversifizierte Lieferketten in allen EU-Mitgliedstaaten. Die Studie, die von unabhängigen Sachverständigen im Rahmen der Verpflichtung der Kommission zu einer faktengestützten Politikgestaltung durchgeführt wurde, liefert eindeutige Beweise dafür, dass ein offener, regelbasierter, berechenbarer und kooperativer Handel funktioniert.

  • Finanzmittel mobilisieren

    Die Europäische Kommission hat ein Maßnahmenpaket angenommen, das dazu beitragen soll, den EU-Verbriefungsrahmen einfacher und zweckmäßiger zu machen. Die vorgeschlagenen Maßnahmen haben das Ziel, Verbriefungstätigkeiten in der EU zu erleichtern, ohne die Finanzstabilität zu beeinträchtigen. Ein stärkerer und einfacherer Verbriefungsrahmen kann dazu beitragen, mehr Investitionen in die Realwirtschaft zu lenken, und so das Wirtschaftswachstum, Innovationen und die Schaffung von Arbeitsplätzen in der gesamten EU fördern. Diese Überarbeitung ist die erste Gesetzgebungsinitiative, die im Rahmen der Strategie für eine Spar- und Investitionsunion vorgeschlagen wurde.

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