Sie sind hier: Home » Markt » Hintergrund

Solvency II in Deutschland angekommen


"EMB Forum 2009": Enterprise Risk Management – mehr als nur Zahlen für die Aufsicht
Vertreter der Versicherungswirtschaft diskutieren mit Assekuranzexperten über Trends und Herausforderungen


(15.10.09)- Quo vadis, Versicherungswirtschaft? Auf dem ersten Forum von EMB Deutschland, dem Experten für aktuarielle Unternehmensberatung im Bereich der Sach- und Rückversicherung, haben die Teilnehmer jetzt über die Trends und Herausforderungen der Branche diskutiert. Am 15. September trafen sich Vertreter des Versicherungsmanagements aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in Köln, um sich über Themen wie Prämienoptimierung, die Zukunft der Rückversicherung, Innovationen auf dem Sachversicherungsmarkt sowie Risikosteuerung in der Produkt- und Preisgestaltung auszutauschen. Auf besonderes Interesse stieß das Thema "Einbindung interner Modelle in die Geschäftsstrategie".

Fazit: Insbesondere auf Managementebene ist hier ein Umdenken notwendig, um die Implementierung einer kompletten Enterprise Risk Management (ERM)-Kultur zu ermöglichen. Interne Modelle – richtig genutzt – helfen, Geschäftsvorteile aus Solvency II zu generieren, wenn sie mehr sein dürfen als ein reiner Lieferant von Zahlen für die Aufsicht.

In einer von EMB initiierten Umfrage erklärte ein Großteil der Vertreter der Versicherungswirtschaft, Solvency II sei mittlerweile in Deutschland angekommen. Veränderungen für die Unternehmen im Zuge von Solvency II werden sich aber – so die Meinung der Teilnehmer des EMB Forums – erst künftig deutlicher zeigen. Die meisten Unternehmen planen oder verwenden bereits ein internes oder partielles internes Risikomodell, Modellergebnisse würden aber vielerorts nicht ausreichend genutzt.

So haben die Experten von EMB beispielsweise festgestellt, dass das Management bei der Umsetzung von Solvency II zu wenig involviert ist. Die Modellierung findet oftmals "im Elfenbeinturm" statt, und vielen Modellen fehlt eine konkrete Zielrichtung. In Folge dessen gibt es in Unternehmen oftmals noch wenig Identifikation mit dem jeweiligen Enterprise Risk Management-Ansatz.

Stefanie Schriek, Senior Consultant bei EMB Deutschland und Expertin auf dem Gebiet Risikomodellierung bei nationalen und internationalen Versicherungsunternehmen, kommentiert: "Die größte Herausforderung in der Umsetzung von Solvency II besteht in erster Linie nicht in der technischen Modellierung, sondern vielmehr in der Implementierung einer Wert schaffenden Risikokultur im Versicherungsunternehmen. Nur wenn Geschäfts- und Risikostrategie aufeinander abgestimmt sind, werden Unternehmen den aufsichtsrechtlichen Anforderungen genügen und darüber hinaus einen echten Mehrwert generieren können. Die individuelle Ausgestaltung des Risikomanagements im Unternehmen muss auf oberster Managementebene beginnen."

Der Tenor ihres Vortrags während des EMB Forums: "Gerade in Deutschland, wo Kapital nicht unbedingt für alle Versicherungsunternehmen ein knappes Gut ist, sind für die Steuerung neben der Höhe des Risikokapitals andere Kennzahlen wie beispielsweise die Wahrscheinlichkeit eines ökonomischen Verlustes mindestens ebenso wichtig. Interne Modelle bieten gegenüber der Standardformel den entscheidenden Vorteil, dass hier das Unternehmensergebnis in seiner kompletten Bandbreite modelliert wird und damit eine der Risikobereitschaft angepasste Steuerung des Unternehmens ermöglicht wird."

Im kürzlich erschienenen Consultation Paper 56 fordert auch CEIOPS den Einsatz des internen Modells über die Risikokapitalermittlung hinaus zur Entwicklung und Überwachung der Risikobereitschaft, in der Geschäftsplanung, der Produktentwicklung, dem Pricing und vielem mehr.

Enterprise Risk Management ist für viele Unternehmen Neuland. Der Auf- und stetige Ausbau einer umfassenden Expertise, beispielsweise durch regelmäßige Trainings über alle Hierarchieebenen zu risikorelevanten Themen, ist grundlegend für eine erfolgreiche Ausgestaltung von Solvency II. Wichtige Erkenntnis des EMB Forums: Nur wenn von oben Impulse zur Integration der Risikostrategie in die Geschäftssteuerung gesetzt werden, kann sich dauerhaft eine Risikomanagementkultur im gesamten Unternehmen etablieren. (EMB: ra)

EMB: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Markt / Hintergrund

  • Änderung des Beurkundungsrechts

    Das Bundesjustizministerium hat am 13.06.2025 den Entwurf für ein Gesetz zur Einführung einer elektronischen Präsenzbeurkundung veröffentlicht. Der bayerische Staatsminister der Justiz Georg Eisenreich: "Ich begrüße, dass die neue Bundesjustizministerin unseren Vorschlag für eine Änderung des Beurkundungsrechts aufgreift. Für die Digitalisierung der Justiz ist auch die Modernisierung von Bundesgesetzen notwendig. Der bestehende gesetzliche Rahmen ist noch viel zu oft ein Hemmschuh und muss durch den Bund an vielen Stellen modernisiert werden."

  • Justiz zukunftsfest machen

    Die Justizministerinnen und Justizminister berieten auf ihrer Frühjahrskonferenz am 5. und 6. Juni 2025 in Bad Schandau über einen neuen Pakt für den Rechtsstaat. Auch Bundesjustizministerin Dr. Stefanie Hubig nimmt an der Konferenz teil. Im Koalitionsvertrag hatten CDU, CSU und SPD vereinbart, mit einem neuen Pakt für den Rechtsstaat gemeinsam mit den Ländern die Justiz zukunftsfest zu machen. Demnach soll der neue Pakt für den Rechtsstaat auf drei Säulen basieren: einer verbesserten Digitalisierung, einer Verschlankung und Beschleunigung von Verfahrensabläufen sowie einer personellen Stärkung.

  • Versicherungsleistungen nach § 314 VAG

    Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) beaufsichtigt unter anderem die Lebensversicherer. Allein die BaFin ist berechtigt einen Insolvenzantrag zu stellen, § 312 Versicherungsaufsichtsgesetz (VAG). Die BaFin hat jedoch mehrere Alternativen, wie beispielweise die Bestandsübertragung oder die Herabsetzung der Leistungen in der Lebensversicherung. In Frage kommt fallweise, dass die private Auffanggesellschaft "Protektor Lebensversicherungs-AG" die Rechtsansprüche der Kunden insolventer Lebensversicherer "sichert", indem die Versicherungsverträge zur Aufrechterhaltung von garantierten Leistungen und Risikoschutz übernommen werden; §§ 221-231 VAG. Die Übernahme der Verträge bedarf einer Anordnung der BaFin, § 222 VAG - nur bis zu fünf Prozent der Garantieleistungen können dabei gekürzt werden. Bei dieser Gelegenheit können auch Tarifbestimmungen und Versicherungsbedingen angepasst werden. Freiwillig sind inzwischen auch 22 Pensionskassen dieser Sicherungseinrichtung freiwillig beigetreten.

  • Neues Kompetenzzentrum Steuerstrafrecht

    Durch Steuerhinterziehung entgehen dem deutschen Staat nach Schätzungen der Deutschen Steuergewerkschaft jedes Jahr 50 Milliarden Euro. Bayerns Justizminister Georg Eisenreich: "Die ganz große Mehrheit der Menschen und Unternehmen zahlen ordnungsgemäß. Wir gehen gegen die schwarzen Schafe vor. Steuerstraftaten sind schwer nachweisbar. Die Ermittlungen sind oftmals umfangreich und komplex. Hinzu kommen neue Deliktsphänomene und zunehmend große Datenmengen. Deshalb setzt die bayerische Justiz auf Spezialisierung. Dazu habe ich das Kompetenzzentrum Steuerstrafrecht bei der Staatsanwaltschaft München I eingerichtet."

  • Datenkontrolle im Zeitalter der KI

    Keepit veröffentlichte ihren Berichts "Intelligent Data Governance: Why taking control of your data is key for operational continuity and innovation" (Intelligente Data-Governance: Warum die Kontrolle über Ihre Daten entscheidend für betriebliche Kontinuität und Innovation ist). Der Bericht befasst sich mit der grundlegenden Bedeutung der Datenkontrolle im Zeitalter der KI, wobei der Schwerpunkt auf der Sicherstellung der Cyber-Resilienz und Compliance moderner Unternehmen liegt.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen