Sie sind hier: Home » Markt » Hintergrund

Bankenkrise und Auswirkung auf Kreditvergabe


Banken- und Hypothekenkrise: Kreditklemme für den Mittelstand wird ausbleiben, aber Unternehmenskredite werden stärker geprüft
- Negative Auswirkungen auf eigenkapitalschwache Unternehmen
Die Risikoaversion der Banken wird aus Sorge um die eigene Liquidität steigen - Bonität wird in Zukunft noch mehr zum entscheidenden Unterscheidungsmerkmal bei der Kreditkonditionierung


(24.08.07) - Das Thema Kreditsicherheit wird wieder aktuell – das zeigt die so genannte Banken- und Hypothekenkrise. Vor diesem Hintergrund stellt sich auch die Frage nach den möglichen Auswirkungen für die Kreditvergabe an Unternehmen und Privatpersonen in Deutschland. Die Banken werden bei der Kreditvergabe an Unternehmen und Konsumenten mit einem höheren Risikobewusstsein agieren, so die Ansicht der Creditreform. Außerdem werde die Risikoaversion der Banken aus Sorge um die eigene Liquidität steigen. Grund dafür sei aber auch ein erhöhter Rendite- und Margenbedarf der Banken, weil die Möglichkeiten, Kreditrisiken wieder aus den eigenen Bankenbüchern zu streichen, wegfallen.

Sorge vor Kreditklemme unbegründet
Die Creditreform stellt weiter fest: Trotz dieser wahrscheinlichen Entwicklung ist die Sorge vor einer anstehenden Kreditklemme unbegründet. Unternehmen werden bei der Kreditvergabe bereits seit Basel II einer sehr genauen Risikoprüfung unterworfen. Hierbei gilt: Unternehmen mit guter Bonität erhalten ohne Probleme ihre Kredite. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Unternehmen mit schlechter Bonität hatten auch schon vor der aktuellen Krise Schwierigkeiten, an Kredite zu kommen. Angesichts der Dominanz der Bankenfinanzierung mittelständischer Unternehmen – nach der Innenfinanzierung stehen Bankkredite hier an zweiter Stelle – sind negative Auswirkungen auf eigenkapitalschwache Unternehmen durchaus möglich.

Die vergangenen Monate haben gezeigt, dass die Insolvenzquoten nicht zuletzt dank leicht verfügbarer Liquidität gesunken sind. So ist das Volumen der an Unternehmen ausgereichten Kredite mit Beginn des Jahres 2006 um 20 Prozent nach oben geschnellt. Gleichzeitig verringerte sich die Zahl der Unternehmensinsolvenzen auf zuletzt 14.100 im 1. Halbjahr 2007. Das ist ein Rückgang um mehr als ein Viertel gegenüber 2005. Dieser Trend droht sich nun umzukehren.

Bonität als entscheidende Richtgröße
Die Bonität wird in Zukunft noch mehr zum entscheidenden Unterscheidungsmerkmal bei der Kreditkonditionierung werden. Damit werden Kredite für Unternehmen mit schlechter Bonität und geringer Eigenkapitalquote zwangsläufig teurer werden. Der Blick in die USA lässt bereits erahnen, was in Deutschland in den kommenden Monaten eintreten dürfte. Dort haben sich laut Goldman Sachs die Finanzierungsbedingungen für amerikanische Unternehmen durch den Anstieg der Risikoprämien auf Unternehmenskredite und andere Faktoren in den vergangenen Wochen so verschärft, dass dies einer Anhebung des Leitzinses um rund 0,6 Prozent entspricht.

Zugang zu Konsumentenkrediten wieder schwerer
Auch der Zugang zu Konsumentenkrediten dürfte in Zukunft schwieriger werden. Der Wert der Kredite an Privatpersonen ist laut Bundesbank seit dem Jahr 2000 um 14,6 Prozent auf fast 1.017 Milliarden Euro gestiegen. Gleichzeitig gelten inzwischen 3,4 Millionen Haushalte in Deutschland als überschuldet. Laut Creditreform SchuldnerAtlas 2006 sind rund 7,2 Millionen Deutsche überschuldet. Bereits 51.600 Betroffene mussten im ersten Halbjahr 2007 Privatinsolvenz anmelden, 18,2 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.

Diese Zahlen lassen vermuten, dass der Kundenbonität zuletzt nicht immer die eigentlich erforderliche Bedeutung im Rahmen der Kreditvergabe durch Banken zukam – sicherlich auch vor dem Hintergrund bisher günstiger Refinanzierungsmöglichkeiten der Banken selbst. Sollten die Banken jetzt dazu übergehen, die Kreditkonditionen für Privatpersonen wieder stärker an der Kundenbonität auszurichten, wäre dies eine begrüßenswerte Kurskorrektur. Die Möglichkeit für Privatpersonen, Konsumfinanzierung über Kredite zu betreiben, würde dadurch allerdings eingeschränkt. (Creditreform: ra)

Lesen Sie mehr zum Thema "Banken- und Hypothekenkrise":
US-Hypothekenkrise erreicht deutsche Fonds
Fonds und US-Hypothekenkrise

Lesen Sie auch zum Thema Basel II und Kreditvergabe:
BDWI brandmarkt das Verhalten der Banken
Basel II und IT-Risikomanagement
Kredite: Basel II fordert Businessplan
Basel II: Das Rating überstehen
Basel II - Anleitung zur Risikoberechnung


Meldungen: Markt / Hintergrund

  • Datenkontrolle im Zeitalter der KI

    Keepit veröffentlichte ihren Berichts "Intelligent Data Governance: Why taking control of your data is key for operational continuity and innovation" (Intelligente Data-Governance: Warum die Kontrolle über Ihre Daten entscheidend für betriebliche Kontinuität und Innovation ist). Der Bericht befasst sich mit der grundlegenden Bedeutung der Datenkontrolle im Zeitalter der KI, wobei der Schwerpunkt auf der Sicherstellung der Cyber-Resilienz und Compliance moderner Unternehmen liegt.

  • Vorbereitung wird zum Wettbewerbsfaktor

    Zwischen dem 14. und dem 28. April 2025 mussten Finanzinstitute in der EU ihre IT-Dienstleister bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) registriert haben. Mit dem Inkrafttreten des Digital Operational Resilience Act (DORA) geraten damit viele IT-Dienstleister ohne unmittelbare Regulierung in den Fokus von Aufsichtsbehörden. Gleichzeitig sorgt die bevorstehende Umsetzung der europäischen NIS2-Richtlinie in weiteren Branchen für erhöhten Handlungsdruck.

  • Investitionen in Photovoltaikprojekte

    Vor 25 Jahren schuf das Erneuerbare-Energie-Gesetz (EEG) die Grundlage für den erfolgreichen Ausbau der Photovoltaik in Deutschland. Feste Einspeisevergütungen, garantierte Laufzeiten und unbürokratische Abwicklung sorgten für Vertrauen - nicht nur bei Projektierern, sondern auch bei Banken und institutionellen Investoren. "Diese Planbarkeit ermöglichte umfangreiche Investitionen in Photovoltaikprojekte", weiß Thomas Schoy, Mitinhaber und Geschäftsführer der Unternehmensgruppe Privates Institut. "Die damals garantierten Erlöse deckten Finanzierungskosten, Betriebsausgaben und Risikozuschläge gleichermaßen zuverlässig ab."

  • Bayern verstärkt Kampf gegen Geldwäsche

    Allein in Deutschland ist nach Schätzungen der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) von Geldwäsche bis zu 100 Milliarden Euro im Jahr auszugehen. Bayern verstärkt im Kampf gegen Geldwäsche seine Strukturen erneut und erweitert die Kompetenzen der bei der Generalstaatsanwaltschaft München angesiedelten Zentral- und Koordinierungsstelle Vermögensabschöpfung (ZKV) auf Geldwäsche.

  • Von Steuerreform bis Deutschlandfonds

    Benjamin Bhatti, Geschäftsführer der bhatti.pro Steuerberatungsgesellschaft mbH, durchforstet die Wahlprogramme der möglichen Koalitionspartner und betrachtet ihre Steuervorhaben aus wirtschaftlicher und politischer Sicht.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen