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Cabrio-Dachsysteme: Markt wird enger


Übernahme der Cabrio-Dachsystemsparte von Edscha durch Webasto
Der Zusammenschluss betrifft den europäischen Markt für die Entwicklung und Produktion von Cabrio-Dachsystemen


(11.01.10) - Das Bundeskartellamt hat die Übernahme der Cabrio-Dachsystemsparte der Edscha AG, Remscheid durch die Webasto AG, Stockdorf im Hauptprüfverfahren freigegeben.

Webasto ist ein Zulieferer der Automobilindustrie mit den Schwerpunkten Heiz-, Kühl- und Lüftungssysteme sowie Dach- und Karosseriesysteme mit einem jährlichen Umsatz von ca. 1,6 Mrd. Euro weltweit. Edscha ist ebenfalls ein Kfz-Zulieferer mit den Geschäftsbereichen Karosserieprodukte/Scharniersysteme sowie Cabrio-Dachsysteme. Das Unternehmen befindet sich seit Februar 2009 in der Insolvenzverwaltung.

Gegenstand der fusionsrechtlichen Prüfung durch das Bundeskartellamt war ausschließlich die Übernahme der Cabrio-Dachsystemsparte von Edscha.

Der Zusammenschluss betrifft den europäischen Markt für die Entwicklung und Produktion von Cabrio-Dachsystemen. Neben Webasto und Edscha sind mit der Magna Car Top Systems GmbH und der der Karmann GmbH i.I. europaweit insgesamt vier Anbieter aktiv. Die europäischen Automobilhersteller haben die Eigenfertigung in den letzten Jahren wegen Unwirtschaftlichkeit eingestellt. Sie schreiben ihre Entwicklungs- und Produktionsaufträge für neue Cabrio-Modelle aus und vergeben danach den Auftrag für die gesamte Laufzeit des Modells an einen Hersteller (single sourcing).

Die Marktanteile der vier Unternehmen liegen jeweils zwischen 20 Prozent und 30 Prozent. Trotz dieser bereits hohen Konzentration haben die Ermittlungen des Bundeskartellamtes keinen Hinweis auf ein abgestimmtes Verhalten der Unternehmen ergeben. Es besteht derzeit Wettbewerb in dem 4er-Oligopol.

Das Bundeskartellamt hat die Ausschreibungsverfahren der Automobilhersteller analysiert. Danach beteiligten sich daran regelmäßig nur drei Unternehmen - selbst an den volumenstarken Ausschreibungen. Vor dem Hintergrund, dass sich aus den bestehenden Wettbewerbsverhältnisse keine Hinweise auf Kollusion innerhalb des Oligopols ergeben, ist zu erwarten, dass sich daran auch bei einer Verengung des Marktes auf drei Anbieter nichts ändert.

Mit Webasto und Edscha schließen sich im Übrigen Unternehmen zusammen, die – wie die Begegnungsquoten und die jeweiligen Kernkompetenzen zeigen – nicht zu den engsten Wettbewerbern auf dem Markt zählen. Darüber hinaus hat sich der von Webasto ausgehende Wettbewerbsdruck in den letzten Jahren deutlich abgeschwächt.

Das Vorhaben war bei einer Gesamtwürdigung dieser Faktoren freizugeben, da nicht mit hinreichender Wahrscheinlichkeit zu erwarten ist, dass der Zusammenschluss zu einer Beschränkung der Wettbewerbsverhältnisse führen wird.

Eine darüber hinausgehende Verengung des Oligopols durch einen weiteren Zusammenschluss würde nach den derzeitigen Erkenntnissen wettbewerblich bedenklich sein. (Bundeskartellamt: ra)


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