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Wirksamkeit der Abhilfemaßnahmen geprüft


Fusionskontrolle: EU-Kommission gibt Übernahme von VMware durch Broadcom unter Auflagen frei
Die vorläufige Marktuntersuchung der Kommission ergab, dass Broadcom durch die Übernahme von VMware in die Lage versetzt würde, den Wettbewerb auf den Märkten für NICs, FC-HBA und Speicheradapter einzuschränken



Die Europäische Kommission hat die geplante Übernahme von VMware durch Broadcom nach der EU-Fusionskontrollverordnung geprüft und genehmigt. Die Genehmigung unterliegt der Auflage, dass Broadcom ihre Verpflichtungszusagen vollständig einhält. Dem Beschluss war eine eingehende Prüfung des Vorhabens vorausgegangen. Broadcom ist ein Hardware-Unternehmen, das unter anderem Fibre Channel Host-Bus Adapter (im Folgenden "FC-HBA"), Speicheradapter und Network Interface Cards (NICs) anbietet – also Hardwarekomponenten, die Server mit Speichern oder Netzwerken verbinden. Vor Kurzem hat das Unternehmen damit begonnen, auf Softwaremärkte, insbesondere die Märkte für Sicherheits- und Mainframe-Anwendungen, zu expandieren.

VMware ist ein Software-Anbieter, der hauptsächlich Virtualisierungssoftware bereitstellt, die mit einer großen Bandbreite an Hardware wie FC-HBA, Speicheradaptern und NICs interoperabel ist.

Die Untersuchung der Kommission
Die vorläufige Marktuntersuchung der Kommission ergab, dass Broadcom durch die Übernahme von VMware in die Lage versetzt würde, den Wettbewerb auf den Märkten für NICs, FC-HBA und Speicheradapter einzuschränken.

Die eingehende Prüfung der Kommission bestätigte, dass das Vorhaben in seiner ursprünglich angemeldeten Form den Wettbewerb auf dem weltweiten Markt für FC-HBA beeinträchtigen würde. Außerdem kam die Kommission zu dem Ergebnis, dass kein Anlass zu wettbewerbsrechtlichen Bedenken besteht in Bezug auf: i) den Markt für die Lieferung von NICs und Speicheradapter, ii) den Markt für die Entwicklung von SmartNICs und iii) die Bündelung der Virtualisierungssoftware von Broadcom und VMware.

Im Einzelnen stellte die Kommission Folgendes fest:
>> Broadcom hätte die Möglichkeit und den Anreiz, Marvell, seinen einzigen Wettbewerber auf dem Markt für die Lieferung von FC-HBA, auszuschließen, indem es die Interoperabilität zwischen der Servervirtualisierungssoftware von VMware und der Hardware von Marvell beschränkt oder beeinträchtigt. Dadurch würde die Wettbewerbsfähigkeit von Marvell auf einem Markt beeinträchtigt, auf dem Broadcom eine sehr starke oder gar beherrschende Stellung innehat, was letztlich zu höheren Preisen, geringerer Qualität und weniger Innovation für Geschäftskunden führen würde.

>> Auf dem Markt für Speicheradapter und NICs hat Broadcom keine starke Stellung inne und steht weiterhin im Wettbewerb mit mehreren konkurrierenden Anbietern.

>> Broadcom hätte keinen wirtschaftlichen Anreiz, die Entwicklung von SmartNICs durch andere Anbieter zu behindern, indem es die Beteiligung von VMware am Monterey-Projekt – einer laufenden Zusammenarbeit mit drei anderen Anbietern von SmartNICs (NVIDIA, Intel und AMD Pensando) – verringert, da eine solche Abschottung für das Unternehmen nicht rentabel wäre.

>> Broadcom wäre nicht in der Lage, die Virtualisierungssoftware von VMware mit seiner eigenen Software (d. h. Mainframe- und Sicherheitssoftware) zu bündeln, da solche Produkte von unterschiedlichen Abteilungen der Abnehmer und/oder zu unterschiedlichen Zeitpunkten gekauft werden.

Abhilfemaßnahmen
Um die wettbewerbsrechtlichen Bedenken der Kommission hinsichtlich des Weltmarktes für die Lieferung von FC-HBA auszuräumen, bot Broadcom folgende umfassende Verpflichtungen in Bezug auf den Zugang und die Interoperabilität für Marvell und potenzielle künftige Marktteilnehmer an:

>> garantierten Zugang zu den Interoperabilitäts-APIs (Programmierschnittstellen) sowie zu Material, Instrumenten und technischer Unterstützung, die für die Entwicklung und Zertifizierung von FC-HBA Dritter erforderlich sind. Außerdem verpflichtete sich das Unternehmen, i) die Interoperabilität mit der Servervirtualisierungssoftware von VMware zu gewährleisten und ii) dafür zu sorgen, dass Dritte gleichzeitig mit Broadcom Zugang zu diesen Informationen erhalten;
>> garantierten Zugang zum Quellcode für alle derzeitigen und künftigen FC-HBA-Treiber von Broadcom durch eine unwiderrufliche Open-Source-Lizenz. Dies würde es Marvell und etwaigen potenziellen Marktteilnehmern ermöglichen, die Interoperabilität mit der Servervirtualisierungssoftware von VMware sicherzustellen und die Treiber von Broadcom für den eigenen Gebrauch zu verwenden und anzupassen.

Darüber hinaus verpflichtete sich Broadcom, das Team, das an den FC-HBA von Broadcom arbeitet, und das Team, das für die Zertifizierung Dritter und die technische Unterstützung zuständig ist, organisatorisch zu trennen. Zudem gewährleistet Broadcom den Schutz vertraulicher Informationen von Marvell und etwaiger potenzieller Marktteilnehmer, die im Rahmen der Interoperabilitäts- und Zertifizierungsverfahren erlangt werden.

Die Kommission hat die Wirksamkeit der Abhilfemaßnahmen sorgfältig geprüft und dafür unter anderem auch Stellungnahmen von Marvell und Serverherstellern eingeholt, die die wichtigsten direkten Abnehmer von FC-HBA sind. Angesichts der positiven Rückmeldungen der Marktteilnehmer kam die Kommission zu dem Schluss, dass die geplante Übernahme in der durch die Verpflichtungszusagen geänderten Form keine wettbewerbsrechtlichen Bedenken mehr aufwirft und der Wettbewerb auf dem Markt für FC-HBA aufrechterhalten würde.

Die Genehmigung der Kommission ist an die Auflage geknüpft, dass die Zusagen, die zehn Jahre lang gelten, vollständig erfüllt werden. Für die Überwachung der Einhaltung wird ein der Aufsicht der Kommission unterliegender unabhängiger Treuhänder zuständig sein. Darüber hinaus soll für den Fall von Meinungsverschiedenheiten zwischen den Parteien ein beschleunigtes Streitbeilegungsverfahren für eine wirksame Umsetzung der Verpflichtungen sorgen.

Unternehmen und Produkte
Broadcom ist ein US-amerikanisches Hardwareunternehmen, das unter anderem NICs, FC-HBA und Speicheradapter herstellt. NICs sind Serverkomponenten, die eine Verbindung zwischen dem Server und anderen Rechnern und Geräten eines Netzwerks herstellen. FC-HBA sind Speicheradapter, die Server mit Speichern verbinden, die sich außerhalb des Servers in einem Speichernetzwerk befinden. Dies erfolgt unter Verwendung des Fibre-Channel-Protokolls, in der Regel über einen Switch. Speicheradapter verbinden die Zentraleinheiten (central processing units, "CPUs") der Server direkt mit dem Speicher. Broadcom hat kürzlich begonnen, seine Tätigkeit auf Softwaremärkte auszuweiten, insbesondere durch die Übernahme von CA Technology und Symantec.

VMware ist ein US-amerikanisches Softwareunternehmen, das in erster Linie Virtualisierungssoftware anbietet, mit der IT-Betreiber "virtuelle Maschinen", also virtuelle Versionen von Computerressourcen (z. B. Hardware, Betriebssysteme ("OS"), Speichermedien oder Netzwerkressourcen), erstellen können. So können IT-Organisationen gleichzeitig mehr als ein virtuelles System – und mehrere Betriebssysteme und Anwendungen – auf einem einzigen Server betreiben. (EU-Kommission: ra)

eingetragen: 24.07.23
Newsletterlauf: 29.08.23


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