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Plattform für Daten des Chemikalien-Monitoring


EU-Vorschriften: Neues Konzept zur Bewertung von Mischungen toxischer Chemikalien
Angelegenheit kompliziert, weil sich viele EU-Rechtsvorschriften lediglich auf bestimmte Erzeugnisgruppen wie Pflanzenschutzmittel, Biozide, Kosmetika, Arzneimittel, Tierarzneimittel etc. beziehen


(12.06.12) - Die Europäische Kommission möchte erreichen, dass potenzielle Gefahren im Zusammenhang mit Chemikalien besser verstanden und bewertet werden. Tagtäglich sind wir Mischungen aus chemischen Stoffen ausgesetzt, die ganz anders wirken können als ihre einzelnen Bestandteile. In den EU-Vorschriften sind strenge Grenzwerte für die zulässigen Mengen bestimmter chemischer Substanzen in Lebensmitteln, Wasser, Luft und verarbeiteten Erzeugnissen festgelegt. Die potenziell toxische Wirkung dieser Chemikalien in Kombination miteinander wird hingegen selten untersucht. Zur Umsetzung des neuen Konzepts wird die Kommission die vorrangig zu bewertenden Mischungen festlegen, kohärente Gefahrenbewertungen für solch prioritäre Mischungen in den verschiedenen EU-Rechtsvorschriften gewährleisten und Lücken bei den zur Bewertung dieser Mischungen erforderlichen wissenschaftlichen Erkenntnissen schließen.

Umweltkommissar Janez Potočnik erklärte: "Die EU-Rechtsvorschriften stellen einen hohen Schutz vor chemischen Einzelsubstanzen sicher, aber wir brauchen mehr Erkenntnisse darüber, wie Chemikalien in Kombination reagieren. Dies ist ein hochkomplexes wissenschaftliches Thema, was aber nicht als Vorwand dafür dienen darf, nichts zu tun. Wenn wir triftige Gründe für die Annahme haben, dass eine bestimmte Mischung chemischer Stoffe eine potenzielle Gefahr für die menschliche Gesundheit oder die Umwelt darstellt, sollten eine detailliertere Bewertung vorgenommen und geeignete Maßnahmen ergriffen werden."

Da es eine sehr große Zahl möglicher Chemikalienmischungen gibt, besteht die erste Herausforderung im Rahmen des neuen Konzepts darin, prioritäre Mischungen zu bestimmen, damit die vorhandenen Ressourcen auf die Mischungen konzentriert werden können, bei denen eine schädliche Wirkung am wahrscheinlichsten ist.

Es gibt Methoden für die Risikobewertung von prioritären Mischungen, doch nach wie vor bestehen zahlreiche Daten- und Wissenslücken. Die Angelegenheit ist deshalb so kompliziert, weil sich viele EU-Rechtsvorschriften lediglich auf bestimmte Erzeugnisgruppen wie Pflanzenschutzmittel, Biozide, Kosmetika, Arzneimittel, Tierarzneimittel etc. beziehen. Dies erschwert eine koordinierte und integrierte Bewertung von Mischungen, deren Bestandteile unterschiedlichen Rechtsvorschriften unterliegen. Sobald eine prioritäre Mischung bestimmt wurde, sorgt die Kommission für eine koordinierte und integrierte Bewertung. Bis 2014 wird die Kommission darüber hinaus technische Leitlinien ausarbeiten, um bewährte Verfahren für die Bewertung prioritärer Mischungen festzuschreiben.

Die Kommission wird auch die Schließung einiger Daten- und Erkenntnislücken in Angriff nehmen, um das Wissen über Mischungen zu verbessern, denen Mensch und Umwelt ausgesetzt sind. So wird sie das Sammeln von Daten koordinieren und die Monitoring-Daten überprüfen, die im Rahmen der EU-Rechtsvorschriften und der von der EU finanzierten Forschung zusammengetragen werden. Auch eine Plattform für Daten des Chemikalien-Monitoring wird eingerichtet. 2015 wird die Kommission schließlich einen Bericht erstellen, um den Sachstand der erzielten Fortschritte darzulegen.

Hintergrund
Wir sind tagtäglich von Chemikalien in kleinen Mengen umgeben: in unseren Nahrungsmitteln und Getränken, in unseren Medikamenten, in der Atemluft, in Kosmetika und Gesundheitsprodukten, in Kleidung, Möbeln, Spielzeug und allem, womit wir in Berührung kommen. Bereits im Mutterleib sind wir dieser Chemikalienmischung ausgesetzt. Auch Tiere und Pflanzen kommen in ähnlicher Weise mit einer Vielzahl verschiedener Substanzen in Berührung.

In einer 2009 in Dänemark durchgeführten Studie wurde die Exposition von Kleinkindern (Kinder im Alter von zwei Jahren) gegenüber chemischen Mischungen in Form von verschiedenen Umwelthormonen analysiert. Im Rahmen der Studie wurde die Exposition durch Lebensmittel und Getränke, Luft und Staub in geschlos­senen Räumen, Kleidung und Schuhe, Kontakt mit Spielzeug, die Anwendung von Gesundheits- und Hygieneprodukten sowie der Kontakt mit Produkten wie Wickel­unterlagen und Badematten untersucht. Auf der Grundlage der berechneten Konzentration verschiedener Stoffe kam die Studie zu dem Ergebnis, dass die Exposition kleiner Kinder gegenüber einer Reihe der untersuchten Stoffe verringert werden müsste.

Das neue Konzept der Kommission beruht in weiten Teilen auf dem Gutachten der drei wissenschaftlichen Ausschüsse im Nonfood-Bereich "Toxicity and Assessment of Chemical Mixtures" (Toxizität und Bewertung von chemischen Mischungen) sowie auf dem "State of the Art Report on Mixture Toxicity" (Bericht über den Entwicklungsstand auf dem Gebiet der Mischungstoxizität).

Weitere Informationen sowie der Link zum Bericht:
http://ec.europa.eu/environment/chemicals/effects.htm
(Europäische Kommission: ra)


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