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Hohe Standards bei Arbeit und Sozialschutz


Ethikgruppe der Europäischen Kommission fordert: Durch Digitalisierung und Automatisierung geschaffenes Vermögen gerechter verteilen
Die Einführung neuer Technologien muss die wesentlichen europäischen Werte von Gerechtigkeit und Solidarität stärken und nicht untergraben



Der technologische Wandel in der Arbeitswelt muss von Innovationen im sozialen und im öffentlichen Sektor begleitet werden, wenn die EU eine gerechte Verteilung des durch Technologie und Automatisierung geschaffenen Produktivitätsgewinne gewährleisten und ihre hohen Standards bei Arbeit und Sozialschutz bewahren will. Zu diesem Ergebnis kommt der von der Kommission vorgestellte Bericht zu Trends der neuen Arbeitswelt. Der Bericht untersucht die Auswirkungen der Künstlichen Intelligenz auf Arbeitsplätze, neue Arbeitsmethoden in der so genannten Gig Economy, bei der kleine Aufträge kurzfristig an unabhängige Freiberufler oder geringfügig Beschäftigte vergeben werden, bis hin zum Einsatz intelligenter Tools bei der Anwerbung von Arbeitnehmern.

Zu dem von der Europäische Gruppe für Ethik der Naturwissenschaften und der Neuen Technologien (EGE), einem unabhängigen Beratungsgremium der Kommission, erstellten Bericht sagte Forschungskommissar Carlos Moedas: "Eine neue Arbeitswelt wird Realität, und wir müssen die Zügel in die Hand nehmen und diese Entwicklung in Richtung der Gesellschaften steuern, in denen wir leben und arbeiten wollen." Der Bericht sei ein "Aufruf zum Handeln und eine Erinnerung daran, dass technologische Innovationen sowohl von sozialen als auch von öffentlichen Innovationen begleitet werden müssen."

Marianne Thyssen, Kommissarin für Beschäftigung und Soziales, fügte hinzu: "Die EU ist stolz auf ihre hohen Standards bei Arbeit und Sozialschutz. Die Einführung neuer Technologien muss die wesentlichen europäischen Werte von Gerechtigkeit und Solidarität stärken und nicht untergraben. Diese Stellungnahme wird in die Überlegungen über die Zukunft der Arbeit einfließen."

Der Bericht verweist darauf, dass neue Technologien Wert schaffen und Effizienzsteigerungen bringen. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass ein kleiner Teil der Gesellschaft beträchtliches Vermögen ansammelt, während andere mit einer zunehmenden Ungleichbehandlung konfrontiert sind. Die Ethikgruppe der Kommission EGE warnt davor, dass neue Formen der Arbeit eine beispiellose Flexibilität, aber auch Prekarität mit sich bringen und die Grenzen der bestehenden Sozialmodelle aufzeigen.

Die EGE betont, dass Technologien nicht die alleinige Ursache für die aktuellen Herausforderungen sind, und verweist auf die Politik und Institutionen, die die Arbeitsbedingungen prägen. Angesichts des raschen Wandels fordert die Ethikgruppe eine Verlagerung des derzeitigen Schwerpunkts: Anstatt einzelne Arbeitskräfte für die neuen Technologien umzuschulen, sollte die Vorbereitung auf diese Technologien in der gesamten Gesellschaft erfolgen. Insbesondere fordert die EGE in ihren Empfehlungen die Kommission und die Mitgliedstaaten auf, zu prüfen, wie Sozialversicherungsleistungen außerhalb der formalen Beschäftigungsvereinbarungen gewährt werden können, und fordert die Mitgliedstaaten auf, eine Steuerpolitik umzusetzen, die gleichzeitig das Wachstum fördert und die Einkommensungleichheit verringert und eine gerechte Verteilung des durch Technologie und Automatisierung geschaffenen Vermögens gewährleistet.

Hintergrund
Die EGE ist eine unabhängige, multidisziplinäre Einrichtung, die vom Präsidenten der Europäischen Kommission ernannt wird und unter der direkten Verantwortung von Kommissar Moedas arbeitet. Die EGE berät in allen Aspekten der Politik und des Rechts der Kommission, in denen ethische, gesellschaftliche und Grundrechtsaspekte mit der Entwicklung von Wissenschaft und neuen Technologien zusammenhängen.

Die Gruppe vereint 15 Wissenschaftler aus Europa und der ganzen Welt aus den Bereichen Natur-, Sozial- und Geisteswissenschaften, Philosophie, Ethik und Recht wie z.B. Wissenschaftler der Biomedizin, der Informationstechnologien, der Wissenschaftsphilosophie und der Menschenrechte.

Die aktuelle Stellungnahme stützt sich auf die im März 2018 veröffentlichte Erklärung der EGE zu Künstlicher Intelligenz, Robotik und Autonomen Systemen, die zu einem Eckpfeiler der Strategie der Europäischen Kommission zur Künstlichen Intelligenz geworden ist.
(Europäische Kommission: ra)

eingetragen: 23.01.19
Newsletterlauf: 06.03.19


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