Kennzeichnungspflicht für KI-generierte Inhalte


Chancen und Gefahren von KI in den Medien
Geraten Deutschland und Europa in eine zunehmende Abhängigkeit von KI-Systemen, die im nichteuropäischen Ausland entwickelt worden seien



Der Kulturausschuss hat sich in einem öffentlichen Fachgespräch mit den Chancen und Risiken des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz im Medienbereich auseinandergesetzt. Geladen hatte er Sachverständige von Gewerkschaften, Berufsverbänden, Unternehmen und aus der Wissenschaft.

Einig zeigten sich die Experten in der Einschätzung über die großen Potenziale, die Künstliche Intelligenz für den Journalismus bieten. Hanna Möllers vom Deutschen Journalistenverband (DJV) verwies darauf, dass beispielsweise der Skandal um die "Panama Papers" ohne KI "wohl nie aufgeflogen wäre", weil es einer Redaktion kaum gelungen wäre, die 11,6 Millionen Dokumente zu "durchforsten. Werde KI richtig eingesetzt, kann sie Journalisten mehr Zeit für ihre Kernaufgaben wie das Führen von Interviews oder investigative Recherchen verschaffen. Zugleich warnte Möllers davor, dass KI nur unter dem Aspekt von Kostensenkung und weiterem Personalabbau in den Medien und der Presse einzusetzen. Die Zahl der Journalisten dürfe nicht weiter sinken. Dies führe letztlich zu einer Gefährdung der Demokratie, da Künstliche Intelligenz nicht die Wächterfunktion einer freien Presse in der Demokratie übernehmen könne.

Auch Matthias von Fintel von der Dienstleistungsgesellschaft Ver.di warne davor, den von Menschen gemachten und verantworteten Journalismus durch Künstliche Intelligenz zu ersetzen. Zudem sprach er sich dafür aus, den Belegschaften ein Mitspracherecht über den Grad des Einsatzes von KI einzuräumen.

Robert Kilian vom Bundesverband der Unternehmen der Künstlichen Intelligenz in Deutschland führte an, dass laut einer aktuellen Studie bereits ein Drittel der Mitglieder der Verwertungsgesellschaften GEMA in Deutschland und SACEM in Frankreich KI einsetze. Bei den unter der 35-Jährigen liege der Anteil sogar bei 50 Prozent. Mithilfe von KI könnten Kultur- und Medienangebote besser an gesellschaftliche Bedürfnisse angepasst werden, zum Beispiel durch die Übersetzung von Texten und komplexen Zusammenhängen in eine leichter verständliche Sprache. KI habe das Potenzial, Hürden abzubauen und den Zugang zu Kunst, Kultur und Medien inklusiver zu gestalten.

Sebastian Sober, Professor für Künstliche Intelligenz an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, monierte, dass Deutschland und Europa in eine zunehmende Abhängigkeit von KI-Systemen geraten würde, die im nichteuropäischen Ausland entwickelt worden seien. Auch im Bereich von Kultur und Medien finde ein massiver Abfluss von Daten und Wertschöpfung ins außereuropäische Ausland statt. Ähnlich wie bei der Entwicklung von Suchmaschinen habe man die Entwicklung "verschlafen". Sober forderte, das Kartell- und Steuerrecht zu nutzen, um gleiche Chancen für alle Marktteilnehmer zu schaffen.

Der Rechtsanwalt Niklas Maamar sprach sich für eine Kennzeichnungspflicht für KI-generierte Inhalte aus. Ein solches Label schaffe für die Nutzer Transparenz darüber, ob Inhalte von einer KI generiert worden seien. Eine sichtbare Kennzeichnung mache vor allem dort Sinn, wenn die Nutzer auf die Authentizität der präsentierten Inhalte, etwa bei Presseberichten, vertrauen. Für eine solche Kennzeichnungspflicht sprach sich auch Matthias von Fintel aus. (Deutscher Bundestag: ra)

eingetragen: 18.04.24
Newsletterlauf: 14.06.24


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>


Meldungen: Bundestag, Bundesregierung, Bundesrat

  • Risikostrukturausgleich der Krankenkassen

    Verschiedene gesetzliche Initiativen der vergangenen Jahre zielen nach Angaben der Bundesregierung darauf ab, unzulässige Einflussnahmen auf die Datengrundlagen des Risikostrukturausgleichs (RSA) der Krankenkassen zu verhindern und die Manipulationsresistenz des RSA zu stärken. Zuletzt sei mit dem "Fairer-Kassenwettbewerb-Gesetz" (GKV-FKG) 2020 die sogenannte Manipulationsbremse eingeführt worden, heißt es in der Antwort (20/14678) der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage (20/14442) der Unionsfraktion.

  • Souveräne Dateninfrastruktur

    Die Bundesregierung strebt eine effiziente, wirtschafts- und innovationsfreundliche Umsetzungsstruktur der europäischen KI-Verordnung an, die knappe Ressourcen klug einsetzt. Das antwortet die Bundesregierung (20/14421) der AfD-Fraktion auf eine Kleine Anfrage (20/14109).

  • FDP legt Gesetzentwurf für flexibleres Stromsystem

    Die FDP-Fraktion hat den Entwurf eines Gesetzes (20/14705) zur "Integration von Photovoltaik- und anderen Erneuerbare-Energien-Anlagen in den Strommarkt und zur Vermeidung solarstrombedingter Netznotfall-Maßnahmen" vorgelegt. Er soll einerseits der Umsetzung der "Wachstumsinitiative der damaligen Bundesregierung vom Juli 2024 dienen.

  • Fairer Wettbewerb im digitalen Sektor

    Bis zum 5. Dezember 2024 haben die Koordinierungsstelle für digitale Dienste in der Bundesnetzagentur (BNetzA) 747 Eingänge von Beschwerden erreicht. Bereinigt um Irrläufer und Spam seien 703 konkrete Beschwerden zu möglichen Verstößen gegen den Digital Services Act (DSA) eingelegt worden.

  • Provisionsverbot noch nicht absehbar

    Ob beziehungsweise inwieweit im Zuge der nationalen Umsetzung der EU-Kleinanlegerstrategie national Maßnahmen ergriffen werden könnten, um Provisionen für den Abschluss von Versicherungsverträgen zu verbieten oder zu deckeln, ist noch nicht absehbar. Wie die Bundesregierung in ihrer Antwort (20/14411) auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion (20/14172) weiter mitteilt, haben die Trilogverhandlungen auf europäischer Ebene noch nicht begonnen.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen