Normzahlen für den Einsatz von Pflegepersonal


Mindestpersonalbemessung in Krankenhäusern unter Experten umstritten
Aber: Zwischen 1999 und 2009 seien mehr als 10.000 Vollzeitstellen im Pflegebereich abgebaut worden


(09.07.13) - Die Personalausstattung im Pflegebereich stellt sich in einigen deutschen Kliniken als problematisch dar. Dies wurde in einer Anhörung des Gesundheitsausschusses deutlich. Ob eine Mindestpersonalbemessung dabei aber Abhilfe schaffen kann, ist unter Experten höchst strittig. Gegenstand der Anhörung war ein Gesetzentwurf der Linksfraktion (17/12095) zu einer gesetzlichen Mindestpersonalbemessung.

So sagte Wulf-Dietrich Leber für den GKV-Spitzenverband, er sei "skeptisch" gegenüber einer Lösung des Problems mit "groben Ziffern". Mehr Pflegekräfte in einem Krankenhaus würden nicht automatisch mehr Pflege am Patienten bedeuten, häufig seien strukturelle Veränderungen - etwa in der Ausstattung der Häuser mit Fahrstühlen - sinnvoller. Dennoch sei eine "unterbesetzte Nachtschicht" genauso gefährlich wie mangelnde Hygiene. Grundsätzlich sei aber eine Mindestpersonalbemessung "nicht vereinbar" mit dem geltenden Fallpauschalensystem.

Auch der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Georg Baum, sagte, es sei "unbestritten", dass es in deutschen Krankenhäusern hohe Anforderungen an das Pflegepersonal gebe; die Arbeitsbelastung sei hoch. Normzahlen für den Einsatz von Pflegepersonal passten aber nicht in das System, das jetzige Vergütungssystem würde dem widersprechen. Zudem sei eine genaue Erfassung des Pflegebedarfs nicht möglich, da in Krankenhäusern ärztliche und pflegerische Leistungen in unterschiedlicher Weise zusammenwirken würden. Grundsätzlich seien Träger und Geschäftsführer der Kliniken dafür verantwortlich, für eine sachgerechte Personalausstattung zu sorgen - und es gebe "keine Anhaltspunkte" dafür, dass sie dies nicht täten.

Für den Bundesverband Deutscher Privatkliniken sagte Thomas Bublitz, es sei problematisch, wie in dem Antrag gefordert, Kliniken zur Einstellung von Personal zu verpflichten und sie zu sanktionieren, wenn sie dies nicht täten. Beides könne Kliniken "an den Rand des finanziellen Ruins" treiben. Man könne dagegen davon ausgehen, dass Patienten nicht in Kliniken "mit unhaltbaren Pflegezuständen" gehen würden; dies würde sich herumsprechen.

Die Dienstleistungsgewerkschaft und der Deutsche Pflegerat dagegen plädierten klar für eine gesetzliche Mindestpersonalbemessung. Auch Marco Frank führte für den DGB aus, zwischen 1999 und 2009 seien mehr als 10.000 Vollzeitstellen im Pflegebereich abgebaut worden, dies entspreche 28 Prozent weniger Pflegepersonal. Es gebe eine "massive Unterdeckung", die auf dem Rücken von Angestellten und Patienten ausgetragen werde: Das Pflegepersonal sei unter Zeitdruck und könne häufig den Ansprüchen nicht mehr gerecht werden.

Auch Peter Tackenberg vom Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe unterstrich, aus zahlreichen Umfragen und Studien ergebe sich ein zum Teil "erschreckender Befund" der Unzufriedenheit vieler Pflegekräfte. (Deutscher Bundestag: ra)


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>


Meldungen: Bundestag, Bundesregierung, Bundesrat

  • Kernkraftwerk kein Notstromaggregat

    Unter den deutschen Atomkraftbetreibern herrschten offenbar unterschiedliche Auffassungen über die Möglichkeiten des Weiterbetriebs der letzten drei deutschen Atomkraftwerke, die aufgrund der Gesetzeslage Ende 2022 abgeschaltet werden sollten, wegen der durch den Ukraine-Krieg erwarteten Energieprobleme aber dann doch bis zum 15. April 2023 in Betrieb blieben. Während PreussenElektra bereit war, sein Kraftwerk Isar 2 auch über den mehrmonatigen Streckbetrieb hinaus weiter zu betreiben, war der RWE-Konzern weniger geneigt, sein Kraftwerk Emsland noch länger zu betreiben.

  • Unterrichtung zu Online-Verfahren an Gerichten

    Über die Stellungnahme des Bundesrates und die Gegenäußerung der Bundesregierung zu dem Entwurf eines Gesetzes zur Entwicklung und Erprobung eines Online-Verfahrens in der Zivilgerichtsbarkeit (20/13082) informiert die Bundesregierung in einer Unterrichtung (20/13635). Das Gesetz sieht vor, dass an ausgewählten Amtsgerichten künftig bestimmte zivilgerichtliche Verfahren auch als Online-Verfahren geführt werden können.

  • Mutmaßlich gefälschte UER-Zertifikate

    Ein Drittel der unter Betrugsverdacht stehenden Upstream-Emissionsreduktions-Projekte (UER-Projekte) in China hat das Umweltbundesamt (UBA) inzwischen bereits rückabgewickelt. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung (20/13705) auf eine Kleine Anfrage der AfD-Fraktion (20/13509) hervor.

  • Lobbygesellschaft für Digitale Transformation

    Die Bundesregierung gestaltet nach eigener Darstellung die digitale Transformation im Sinne der Bürger durch digitalpolitische Initiativen aktiv mit. Dazu würden bestehende Verfahren kontinuierlich modernisiert und implementiert im Hinblick auf aktuelle technische Entwicklungen, heißt es in der Antwort (20/13814) der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage (20/13448) der AfD-Fraktion.

  • AfD fordert Stopp der Wärmewende

    Die AfD-Fraktion will durch einen Stopp der Wärmewende Wohnen wieder bezahlbar machen. In einem Antrag (20/13764) wird insbesondere eine Absenkung der Energiestandards bei Neubauten verlangt.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen