Selbstregulierung der Internetwirtschaft?


Enquete-Kommission "Internet und digitale Gesellschaft": Zwischenbericht der Projektgruppe "Datenschutz, Persönlichkeitsrechte" vorgestellt
Potenzielle Defizite staatlicher Aufsicht könnten durch eine Einbindung der Unternehmen in die Festsetzung und Durchsetzung von Datenschutzstandards ausgeglichen werden

(15.04.11) - Die Enquete-Kommission "Internet und digitale Gesellschaft" hat während ihrer öffentlichen Sitzung den von der Projektgruppe "Datenschutz, Persönlichkeitsrechte" vorgelegten Zwischenbericht diskutiert. Manuel Höferlin (FDP), Vorsitzender der Projektgruppe, sagte, die Gruppe habe sich in insgesamt 14 Sitzungen mit eingehenden Diskussionen zuerst den Konsenspunkten gewidmet, ehe die Streitpunkte erörtert worden seien. In vielen Fällen, so Höferlin, sei es gelungen, sich auf gemeinsame Formulierungen zu verständigen. “Der überwiegende Teil ist unstreitig", betonte er. In "Einzelfällen" sei es jedoch nicht gelungen, eine Übereinstimmung zu erzielen. Dabei sei es "manchmal um einen Satz und manchmal um ganze Absätze gegangen".

Schwierige Fragestellungen habe es laut Höferlin insbesondere im Bereich "Datenschutz im nicht-öffentlichen Bereich" gegeben. "Der Bereich der sozialen Netzwerke schafft immer neue Herausforderungen", sagte der FDP-Abgeordnete. Problematisch sei auch der Bereich Online-Werbung, "Verfallsdaten" im Internet oder das Thema Selbstregulierung der Internetwirtschaft.

Im Verlauf der Sitzung stimmten die Mitglieder der Enquete-Kommission schließlich über die einzelnen von der Projektgruppe vorgelegten Textvorschläge sowie die zusätzlich eingebrachten Änderungsvorschläge ab. So findet sich etwa im Zwischenbericht zum Thema Selbstregulierung der Internetwirtschaft ein Verweis darauf, dass "potenzielle Defizite staatlicher Aufsicht durch eine Einbindung der Unternehmen in die Festsetzung und Durchsetzung von Datenschutzstandards ausgeglichen werden können".

Dieser Absatz wurde "streitig gestellt" durch SPD, Linke und Grüne, wie es in dem Bericht heißt. Die Linksfraktion hat dazu einen Alternativvorschlag vorgelegt, der wiederum von der Koalition streitig gestellt wurde. Der Alternativvorschlag sieht vor, dass Selbstregulierung nur dann eine Alternative darstellen könne, wenn klar definiert sei, wer für die Umsetzung in den Unternehmen verantwortlich ist und welche Sanktionen im Falle der Nichtumsetzung drohen. Mit der Mehrheit der Koalitionsfraktionen entschied sich die Kommission gegen den Alternativvorschlag und dafür, die ursprüngliche Formulierung beizubehalten.

Auch beim Thema "Recht auf Vergessen" entschied sich die Mehrheit für die Beibehaltung der ursprünglichen Formulierung, wonach dies "aus technischer Sicht zum jetzigen Zeitpunkt nicht durchgesetzt oder gewährleistet werden kann". Aus Sicht der Linksfraktion seien jedoch "gesetzgeberische Initiativen jenseits der Technik denkbar". So könnten Anbieter verpflichtet werden, freiwillige Einwilligungen der Nutzer grundsätzlich befristet einzuholen.

Als Ergebnis der Abstimmung innerhalb der Enquete-Kommission gilt der Zwischenbericht der Projektgruppe "Datenschutz, Persönlichkeitsrechte" nun als beschlossen.

Lediglich das Kapitel "Datenschutz für Kinder und Jugendliche" wurde zur weiteren Beratung in die Projektgruppe zurück überwiesen. (Deutscher Bundestag: ra)


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>


Meldungen: Bundestag, Bundesregierung, Bundesrat

  • Sorgfaltspflichten für Online-Dienste

    Bei einer öffentlichen Anhörung des Digitalausschusses ist das von der Bundesregierung geplante Digitale-Dienste-Gesetz (20/10031) zur Umsetzung des Digital Services Act (DSA) auf nationaler Ebene von den geladenen Sachverständigen überwiegend begrüßt worden. Moderate Kritik wurde an einzelnen Punkten des Entwurfs zur Umsetzung laut.

  • Einsatz von KI birgt auch Risiken

    Die Deutsche Bundesregierung erkennt in der Nutzung Künstlicher Intelligenz (KI) ein "vielfältiges und beträchtliches" Potenzial für Beschäftigte und den Arbeitsmarkt. KI könne die Produktivität von Beschäftigten steigern und diese bei ihren Tätigkeiten entlasten.

  • EU-Plastikabgabe weiter in Abstimmung

    Die Deutsche Bundesregierung befindet sich momentan noch in der Abstimmung hinsichtlich der konkreten Ausgestaltung der nationalen Umlegung der EU-Plastikabgabe. Verschiedene Optionen würden geprüft.

  • Bedeutung gemeinwohlorientierter Unternehmen

    Die Parlamentarische Staatssekretärin des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), Franziska Brantner (Bündnis 90/Die Grünen), hat bei der Aussprache zur Unterrichtung des Bundestages zur Nationale Strategie für Soziale Innovationen und Gemeinwohlorientierte Unternehmen im Wirtschaftsausschuss die Bedeutung des Programms betont.

  • Mehr Recycling-Anreize

    In seiner derzeitigen Form hat Paragraf 21 des Verpackungsgesetzes aus Sicht der Bundesregierung für die Hersteller systembeteiligungspflichtiger Verpackungen bereits ein wichtiges Signal in Richtung des ökologischen Verpackungsdesigns gesetzt.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen