Bürokratiekostenbelastung unvermindert hoch


Wirtschaft wird mit 47,66 Milliarden Euro Bürokratiekosten belastet, 25,1 Milliarden Euro gehen auf EU-Regelungen zurück
Als ein Beispiel für den Bürokratieabbau wird in der Unterrichtung die automatisierte Verdachtsanzeige durch Finanzdienstleister beim Verdacht auf Geldwäsche genannt


(26.01.10) - Die Belastung der deutschen Wirtschaft durch Informationspflichten, die auf die europäische Bürokratie zurückgehen, sei inzwischen mit 25,1 Milliarden Euro höher als die aufgrund nationaler Regelungen entstandenen Informationspflichten. Diese allein vom nationalen Gesetzgeber veranlassten Belastungen würden rund 22,5 Milliarden Euro betragen, teilt die Bundesregierung in ihrem als Unterrichtung (17/300) vorgelegten Bericht über die Anwendung des Standardkosten-Modells und zum Stand des Bürokratieabbaus mit. Ermittelt wurden 9.199 Informationspflichten für die Wirtschaft, die zu Kosten von insgesamt 47,66 Milliarden Euro führten.

Wie die Bundesregierung weiter mitteilt, habe sie eine Reihe von Informationspflichten bereits abgeschafft und die Bürokratiekostenbelastung damit verringert werden können. Durch 292 Maßnahmen seien die Bürokratiekosten um 6,704 Milliarden Euro gesunken. Auf europäischer Ebene seien 48 Entlastungsvorschläge der Kommission vom Rat und vom Europäischen Parlament angenommen worden.

Es handele sich dabei besonders um die Befreiung von Kleinstunternehmen von den Vorgaben zur handelsrechtlichen Rechnungslegung. Insgesamt sollten auf EU-Ebene 72 Rechtsakte zurückgenommen werden. Würden alle Mitgliedsländer ihre auf diesen Rechtsakten beruhenden Regelungen auch zurücknehmen, könnten Bürokratiekosten von insgesamt rund 124 Milliarden Euro vermieden werden.

Als ein Beispiel für den Bürokratieabbau wird in der Unterrichtung die automatisierte Verdachtsanzeige durch Finanzdienstleister beim Verdacht auf Geldwäsche genannt. Bei Vorliegen eines elektronischen Personalausweises könne die Verdachtsanzeige über ein elektronisches Formular direkt an das Bundeskriminalamt geschickt werden, das die Anzeigen an die zuständigen Landes- und Strafverfolgungsbehörden weiterleite. In Verbindung mit dem elektronischen Personalausweis könnten allein in diesem Fall knapp 124 Millionen Euro Bürokratiekosten vermieden werden.

Durch den Wegfall der Lohnsteuerkarten und die Einführung des elektronischen Abrufverfahrens für Lohnsteuer-Abzugsmerkmale (ELSTERLohn II) komme es zu Entlastungen in Höhe von 202,08 Millionen Euro.

Die Anhebung der Untergrenze für die Buchführungspflicht von 350.000 auf 500.000 Euro bringe Entlastungen in Höhe von 306,8 Millionen Euro. Auch durch die Anhebung der Gewinngrenze für die Buchführungspflicht von 30.000 auf 50.000 Euro werde die Wirtschaft um 113,1 Millionen Euro entlastet. Die Banken sparten 150 Millionen Euro durch den Wegfall der Pflicht zur Erstellung von Jahresbescheinigungen bei Kapitalerträgen, schreibt die Bundesregierung.

Die Arbeitgeber würden 75 Millionen Euro durch den Wegfall der Verpflichtung einsparen, schriftliche Bescheinigungen zur monatlichen Meldung von Einkommensdaten auszustellen. Diese Aufgabe werde jetzt im Rahmen des elektronischen Meldesystems ELENA durchgeführt. Insgesamt soll es durch ELENA zu Einsparungen in Höhe von 82 Millionen Euro kommen. Da für geringfügig Beschäftigte mit schwankendem Arbeitsentgelt in privaten Haushalten nur noch halbjährig Beitragsnachweise erstellt werden müssen, würden pro Haushalt 20 Euro und sechs Arbeitsstunden eingespart, teilt die Regierung weiter mit. (Deutsche Bundesregierung: ra)


Meldungen: Bundestag, Bundesregierung, Bundesrat

  • PKGr-Bericht über Kontrolltätigkeit vorgelegt

    Als Unterrichtung durch das Parlamentarische Kontrollgremium (PKGr) liegt dessen "Bericht über die Kontrolltätigkeit gemäß Paragraf 13 des Gesetzes über die parlamentarische Kontrolle nachrichtendienstlicher Tätigkeit des Bundes" (21/12) für den Berichtszeitraum Oktober 2023 bis Februar 2025 vor. Das PKGr kontrolliert die Bundesregierung hinsichtlich der Tätigkeit der Nachrichtendienste des Bundes (Bundesamt für Verfassungsschutz, Militärischer Abschirmdienst, Bundesnachrichtendienst).

  • Deutsche Bahn dominiert

    Die Bundesregierung hat eine auf das 9. Sektorgutachten Bahn der Monopolkommission (20/8027) bezogene Stellungnahme vorgelegt (21/21). Dabei werde auf die Marktsituation bis zum 1. Halbjahr 2024 sowie auf Maßnahmen der Bundesregierung Bezug genommen, die bis zu diesem Zeitpunkt bereits vollzogen worden sind oder deren Umsetzung bevorsteht, heißt es in der Unterrichtung.

  • Internationale Standards und Normen

    Nach Ansicht der Bundesregierung werden im Amtsblatt der EU veröffentlichte harmonisierte europäische Normen nicht generell Teil des Unionsrechts, auch wenn die EU-Kommission aufgrund eines Urteils des Europäischen Gerichtshofes eine andere Meinung vertritt. Dies erklärt die Bundesregierung in der Antwort (20/15026) auf eine Kleine Anfrage der CDU/CSU-Fraktion (20/14834).

  • Treibhausgas (THG)-Emissionen

    Die sektorenübergreifenden Treibhausgas (THG)-Emissionen sind seit dem Jahr 2021 deutlich gesunken,wobei alle Sektoren bis auf den Verkehr Rückgänge verzeichneten. Die Geschwindigkeit der THG-Emissionsminderung variiert erheblich zwischen den Sektoren. Das geht aus einer Unterrichtung der Bundesregierung zum Gutachten des Expertenrats für Klimafragen zur Entwicklung der Treibhausgasemissionen, Trends der Jahresemissionsmengen und zur Wirksamkeit von Maßnahmen hervor (20/14900).

  • Regierung: Berichtspflichten zu umfangreich

    Die Berichtspflichten für Unternehmen sind nach Auffassung der Bundesregierung im internationalen Wettbewerb zu umfangreich. Dazu zählt die Regierung in der Antwort auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion auch Nachhaltigkeitsberichtspflichten. Die Offenlegung ähnlicher Sachverhalte solle weiter vereinheitlicht werden, um "Doppelreporting" zu vermeiden.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen