Kreditwürdigkeit und Basel II-Rating


Basel II lässt grüßen: Viele Unternehmen der Dortmunder Nordstadt leiden unter Finanzengpässen, weil ihnen herkömmliche Bankkredite nicht gewährt werden können
Wirtschaftsförderung Dortmund initiiert Mikrofinanz-Genossenschaft - Nordhand eG. unterstützt Betriebe der Nordstadt


(21.04.08) - Als erste Kommune Deutschlands hat Dortmund eine Mikrofinanz-Genossenschaft ins Leben gerufen. Die Nordhand eG. stellt Betrieben aus der Dortmunder Nordstadt kleine Geschäftskredite mit kurzer Laufzeit zur Verfügung. Der Grund: Viele Unternehmen der Nordstadt leiden unter Finanzengpässen, weil ihnen herkömmliche Bankkredite nicht gewährt werden können.

Ein KfZ-Mechaniker aus der Nordstadt hatte den Stein ins Rollen gebracht. Im Jahr 2006 hatte sich der Handwerker hilfesuchend an die Wirtschaftsförderung Dortmund gewandt. 5.000 Euro brauchte er für Ersatzteile, um den Wagen eines Kunden wieder instand setzen zu können. Doch die Hausbank des KfZ-Meisters winkte ab. Zu schlecht schnitt dessen Betrieb nach den strengen Basel-II-Ratings ab, auf deren Grundlage über die Kreditwürdigkeit eines Antragstellers entschieden wird. So musste er den Kunden zur Konkurrenz ziehen lassen.

"Das ist leider kein Einzelfall", weiß Udo Mager, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Dortmund. "Gerade kleine Betriebe mit bis zu fünf Beschäftigten brauchen einen zusätzlichen Kreditzugang, um Aufträge vorfinanzieren und Liquiditätsengpässe überbrücken zu können." Also beschloss man bei der Wirtschaftsförderung Dortmund, die Mikrofinanzidee des Friedensnobelpreisträgers Muhammad Yunus auf die Nordstadt zu übertragen. Die Idee: Finanzielle Basisleistungen, wie beispielsweise Kredite, werden auch solchen Unternehmen zur Verfügung gestellt, die von herkömmlichen Banken nicht bedient werden. Zu diesem Zweck wird eine Genossenschaft gegründet, die den Antragstellern zusätzlich zur finanziellen Unterstützung auch beratend unter die Arme greift.

"Zum ersten Mal hat eine Kommune in Deutschland dieses Instrument zur Förderung der lokalen Wirtschaft eingesetzt", so Mager. "Damit bieten wir den Betrieben in der Nordstadt eine direkte und unbürokratische Unterstützung an."

Unternehmen, die einen Mikrokredit in Anspruch nehmen wollen, müssen zunächst Genossenschaftsmitglied werden und eine Einlage ansparen. Im Gegenzug erhalten sie vom Vorstand der Genossenschaft eine Grundberatung. Wird der Kreditwunsch konkret, bewertet der Vorstand die Notwendigkeit und gibt innerhalb von maximal fünf Werktagen eine Empfehlung ab. Die GLS Bank in Bochum schließt dann einen ganz normalen Kreditvertrag mit dem Genossenschaftsmitglied. Die Kreditzinsen sind mit normalen Kontokurrentzinsen vergleichbar. Der Erstkredit kann bis zum vierfachen der getätigten Einlage betragen, die als Sicherheitsleistung gilt.

Doch zunächst braucht die Nordhand eG. selbst noch finanzielle Unterstützung. Diese soll durch Fördergelder sichergestellt werden, die bereits beantragt wurden. "Durch häufige Treffen, den kollegialen Austausch und ein aktives Genossenschaftsleben entsteht eine Wertegemeinschaft, die dabei hilft, das Kreditausfallrisiko deutlich zu senken", betont Nordhand-Vorstand Udo Bauer. Auch das Projekt URBAN II, das sich der dauerhaften Entwicklung städtischer Krisengebiete in der Europäischen Union gewidmet hat, wird sich beteiligen. "Wir werden die Nordhand eG. in ihrem neuen Sitz in der Mallinckrodtstraße unterstützen", bestätigt Norbert Deitelhoff vom URBAN-II-Projektbüro. (Nordhand: ra)



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