Große Kritik an steigenden Energiekosten


Aktuelle Studie: Verbraucher sehen Nachbesserungsbedarf bei der Energiewende
82 Prozent befürworten den Ausstieg aus der Atomenergie und einen verstärkten Ausbau erneuerbarer Energien

(20.09.13) - Auch zwei Jahre nach dem Start stehen die Verbraucher in Deutschland hinter den Zielen der Energiewende: 82 Prozent befürworten den Ausstieg aus der Atomenergie und einen verstärkten Ausbau erneuerbarer Energien. Skeptisch blicken sie auf die Art und Weise der Umsetzung: Die Zahl der Kritiker (48 Prozent) übertrifft die der Unterstützer (40 Prozent). Schuld daran sind insbesondere die steigenden Energiekosten. Das zeigt eine repräsentative Studie, die das Meinungsforschungsinstitut forsa im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) durchgeführt hat.

"Die Energiewende ist richtig und wichtig. Das sehen auch die Verbraucher. Die Akzeptanz darf aber nicht verspielt werden. Damit die Stimmung nicht kippt, sind jetzt Korrekturen in der Umsetzung nötig. Die Energiekosten dürfen nicht weiter steigen", sagt Gerd Billen, Vorstand des vzbv. Auf die offene Frage nach den Nachteilen der Energiewende führte die Mehrheit von 52 Prozent der Befragten steigende Preise an. Noch aber überwiegen für mehr als zwei Drittel der Verbraucher (69 Prozent) die Vorteile. Dabei nennen sie an erster Stelle den Klima- und Umweltschutz (38 Prozent), gefolgt von höherer Sicherheit durch den Atomausstieg (23 Prozent).

Verbraucher stärker einbeziehen
Weit mehr als die Hälfte der Verbraucher misst sich selbst (63 Prozent) oder Verbraucherverbänden (60 Prozent) nur einen geringen Einfluss auf das Gelingen der Energiewende bei. Die aus ihrer Sicht einflussreichsten Akteure sind Wirtschaft und Industrie (87 Prozent), die Energieversorger (86 Prozent) und die Politik (86 Prozent). "Die Verbraucher bezahlen für die Energiewende, dürfen aber nicht mitentscheiden. Die Verbraucherperspektive darf bei dem Großprojekt Energiewende nicht zu kurz kommen", so Billen. Die Politik stehe in der Pflicht, Verbraucherinteressen stärker zu berücksichtigen. Dabei könnten die Verbraucherzentralen unterstützen, die im engen Kontakt zu Verbrauchern stehen, sie informieren und beraten und Entwicklungen frühzeitig erkennen.

Welche Punkte den Verbraucher bei der Umsetzung der Energiewende wichtig sind, zeigt die aktuelle Umfrage. Demnach befürwortet mehr als jeder Zweite (55 Prozent) einen dezentralen Ausbau der erneuerbaren Energien – also die Errichtung neuer Windkraftanlagen vor allem dort, wo der Strom verbraucht wird. Der Vorteil: Der Bedarf an neuen Stromleitungen verringert sich. Holger Krawinkel, Bereichsleiter Verbraucherpolitik beim vzbv, sagte: "Die Förderung der erneuerbaren Energien muss sich auf die günstigsten Technologien beschränken. Solar- und Windenergie an Land haben einen deutlichen Kostenvorteil gegenüber Offshore-Windanlagen vor der Küste." Für den Ausbau von Offshore spricht sich auch nur ein Drittel der befragten Verbraucher aus (32 Prozent). Um den Ausbau von erneuerbaren Energien und Stromnetz besser aufeinander abzustimmen und die Kosten der Energiewende im Rahmen zu halten, sagt zudem die Hälfte der Verbraucher, dass nur noch eine bestimmte Anzahl an Neu-Anlagen pro Jahr gefördert werden soll.

Kosten der Energiewende gerechter verteilen
Kritisch sehen Verbraucher auch, dass bestimmte Unternehmen oder Industriezweige von den Kosten der Energiewende befreit werden, indem sie nicht oder nur teilweise die EEG-Umlage und Netzentgelte zahlen müssen. 62 Prozent lehnen diese Ausnahmeregelung für stromintensive Industriebetriebe ab. Auch der vzbv fordert eine gerechte Verteilung der Stromkosten. Holger Krawinkel sagte: "Die Ausnahme muss eine Ausnahme bleiben. Nur Unternehmen, die tatsächlich im internationalen Wettbewerb stehen, sollten von Vergünstigungen profitieren."

Die ungleiche Kostenverteilung wird dadurch verstärkt, dass immer mehr Betreiber von Solaranlagen den Strom, den sie selbst erzeugen, auch selbst verbrauchen – und sich der Zahlung der Netzentgelte entziehen. Der vzbv begrüßt zwar die Zunahme der Eigenerzeugung als einen zentralen Treiber der Energiewende. Damit die Kostenverteilung innerhalb der Gesellschaft aber nicht in eine Schieflage gerät, muss das System der Netzentgelte reformiert und auf leistungsbezogene Tarife umgestellt werden. Die Umfrage bestätigt das: 45 Prozent der Verbraucher sehen die Gefahr, dass die Energiewende die sozialen Gegensätze zwischen arm und reich verstärkt. (Verbraucherzentrale Bundesverband: ra)

Verbraucherzentrale Bundesverband: Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Studien

  • Lösungsansätze gegen den GenAI-Gender Gap

    Frauen drohen bei Künstlicher Intelligenz (KI), die bis 2030 allein in Deutschland 3 Millionen Jobs verändern könnte, ins Hintertreffen zu geraten. So zeigen aktuelle Zahlen von Coursera, dass lediglich 27 Prozent der Lernenden in Generative-AI (GenAI)-Kursen in Deutschland (102.000 Einschreibungen) weiblich sind. Dies liegt noch unter dem weltweiten Durchschnitt von 32 Prozent und reicht im Ländervergleich gerade für einen Platz in den Top-Ten (Platz 9). Und das, obwohl sich allein auf Coursera im vergangenen Jahr weltweit alle 10 Sekunden jemand in einen GenAI-Kurs einschrieb.

  • Rote Linien für die zukünftige Nutzung von KI

    Laut einer aktuellen Studie von NTT Data droht eine Verantwortungslücke die durch KI möglich gewordenen Fortschritte zu untergraben. Mehr als 80 Prozent der Führungskräfte räumen ein, dass Führungsfähigkeiten, Governance und die Bereitschaft der Mitarbeitenden nicht mit den Fortschritten der KI mithalten können. Das gefährdet Investitionen, Sicherheit und das Vertrauen der Öffentlichkeit.

  • Europas Sanktionslandschaft

    Die Durchsetzung der europaweiten Datenschutz-Gesetzgebung hat einen neuen Höchststand erreicht: Erstmals überschreiten die öffentlich bekannten Bußgelder in Europa die Marke von fünf Milliarden Euro. Seit Inkrafttreten der General Data Protection Regulation (GDPR) im Mai 2018 wurden bis März 2025 insgesamt rund 5,65 Milliarden Euro an Strafen verhängt - ein Plus von 1,17 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr. Diese Rekordsumme spiegelt wider, wie stark sich die europäische Sanktionspraxis in den vergangenen Jahren entwickelt hat.

  • Absicherung unternehmerischer Entscheidungen

    Die zunehmende Regulierungsdichte mit immer neuen Vorschriften erschwert Vorständen und Aufsichtsräten die rechtliche Einschätzung unternehmerischer Entscheidungen und bremst unternehmerisches Handeln. Das Deutsche Aktieninstitut und die Anwaltskanzlei Gleiss Lutz haben die Studie "Absicherung unternehmerischer Entscheidungen - Entscheidungsfindung in unsicheren Zeiten" veröffentlicht.

  • Herausforderung: Datenschutz & geteilte Geräte

    Die Digitalisierung schreitet in der Transport- und Logistikbranche stetig voran und macht Prozesse innerhalb der Lieferkette immer transparenter und damit nachvollziehbarer. So kam die jüngste Studie "Digitale Innovationen: Was die Transport- und Logistikbranche jetzt braucht" von SOTI zu dem Ergebnis, dass sich 80 Prozent (weltweit 78 Prozent) der deutschen Arbeitnehmenden im T&L-Bereich durch die technische Nachverfolgbarkeit von Waren, für die sie im Rahmen ihrer Tätigkeit Verantwortung tragen, sicherer fühlen. Gleichzeitig empfinden jedoch 61 Prozent das Tracking dienstlicher Geräte als Eingriff in ihre Privatsphäre (weltweit 55 Prozent).

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen