"Digitale Fabrik" braucht Informationssicherheit


IT-Sicherheit bei "Industrie 4.0": Botschaft angekommen, Umsetzung hapert
Bestandsaufnahme des aktuellen Sicherheitsniveaus bei Industrie 4.0-Projekten

(14.10.15) - Der Bundesverband IT-Sicherheit e.V. (TeleTrusT) führte in Kooperation mit der Hochschule Ostwestfalen-Lippe eine Umfrage zu "IT-Sicherheit bei Industrie 4.0" durch, deren Ergebnisse jetzt vorliegen. Die unter dem Schlagwort "Industrie 4.0" beschriebene 4. industrielle Revolution ist Teil der Hightech-Strategie der Bundesregierung. Weltweit führen die zunehmende Digitalisierung von Produktionsstätten und die Vernetzung der Industrieanlagen mit den Märkten zu neuen automatisierten Fertigungsprozessen. Neben den Chancen, die mit Industrie 4.0 einhergehen, bestehen aber auch Risiken, die von Beginn an minimiert werden müssen. IT-Sicherheit ist immanentes Thema der digitalen Fabrik. Zukunftsszenarien wie vollautomatisierte Konfiguration im Internet, Bestellung, Produktionsplanung, Produktion und Auslieferung ohne menschliches Zutun im operativen Prozess, sind greifbar. Die "Digitale Fabrik" kann nur mit angepasster Informationssicherheit gelingen, um Manipulationen oder Störungen der Wertschöpfungskette zu verhindern.

TeleTrusT fragte den Stand der Informationssicherheit bei Industrie-4.0-Projekten ab. An der Umfrage haben insgesamt 126 Unternehmen - sowohl Hersteller, Integratoren als auch Betreiber - teilgenommen.

Ergebnisse:

>> Mehr als 35 Prozent der Befragten sagen, dass das Thema Industrie 4.0 für ihr Unternehmen wichtig ist.

>> Unter den Befragten geben 23 Prozent an, bisher noch keinen Sicherheitsvorfall gehabt zu haben.

>> Nur knapp 50 Prozent denken, dass IT-Sicherheit in ihrem Unternehmen als ein wichtiges Thema angesehen wird. Dabei sind Daten- und Ausfallsicherheit, gefolgt von Produkt- und Know-how-Schutz wesentliche Ziele, wobei neue Geschäftsmodelle im Fokus stehen.

>> Nur etwas mehr als 40 Prozent geben an, dass IT-Sicherheit bei der Umsetzung von Geschäftsprozessen berücksichtigt wird.

>> 56 Prozent der Beteiligten sprechen sich dafür aus, einen Erfahrungsaustausch auch für IT-Sicherheitsthemen zwischen Herstellern, Integratoren und Betreibern zu etablieren.

>> Weniger als 10 Prozent geben an, in den jeweiligen Projekten keine Risikoanalyse zu realisieren. Allerdings halten nur 32 Prozent der Befragten die IT-Sicherheit dabei nachhaltig aufrecht. Interessant ist in diesem Aspekt auch, dass die Verantwortung für das Einspielen von Updates auf unterschiedlichen Schultern lagert. So geben 18 Prozent der Befragten an, dass diese Aufgabe durch den Betreiber erfolgt und 24 Prozent geben an, dass der Hersteller das Einspielen der Updates verantwortet. Die Anlagen werden ca. 10 bis 25 Jahre betrieben.

>> 37 Prozent der Umfrageteilnehmer nutzen allgemeine IT-Sicherheitsmaßnahmen, 28 Prozent nutzen den Stand der Technik zum Entwicklungszeitpunkt und 33Prozent geben an, dass sie aktuellste Erkenntnisse einbeziehen und die Sicherheitsmaßnahmen kontinuierlich anpassen.

>> Die IT-Sicherheitsstrategie gibt hauptsächlich die Geschäftsführung vor. Nur 36Prozent der Befragten geben an, dass die IT-Leitung diese Vorgaben verantwortet. Integratoren geben an, dass der jeweilige Kunde die IT-Sicherheitsstrategie vorgibt.

>> Über 35 Prozent der Befragten ziehen externe IT-Sicherheitsexperten hinzu, hauptsächlich zur Integration derer IT-Sicherheitslösungen, aber auch zur Umsetzung von Penetrationstest bzw. Sicherheitsanalysen. Für mehr als 30 Prozent der Befragten ist dabei das Merkmal "IT Security made in Germany" wichtig.

>> Nur weniger als 15 Prozent nutzen keine Separierungen und bilden keine dedizierten Sicherheitszonen, wobei 13 Prozent angeben, dass ihre Anlagen nicht an ein externes IT-Netz angeschlossen sind.

>> Weniger als 30 Prozent geben an, dass Dienstleister, die IT-Zugriffe zum Beispiel für Wartung realisieren, durch den Betreiber Sicherheitsvorgaben erhalten und die jeweiligen IT-Zugriffe durch den Betreiber überwacht werden. Generell wird die Datenkommunikation nur bei 45 Prozent der Befragten überwacht. Die Absicherung der Netzwerkkommunikation wird bei 37 Prozent der Teilnehmer über gegenseitige Authentisierung und Verschlüsselung vorgenommen.

>> Die Manipulationsmöglichkeit der Software wird nur bei 45 Prozent der Befragten beachtet. Eine Prüfung auf Viren und Trojaner findet nur bei weniger als 50Prozent der Installationen statt.

>> Schulungen im Umfeld IT-Sicherheit sind bei 16 Prozent der beteiligten Unternehmen bereits umgesetzt und bei weiteren 16 Prozent beabsichtigt.

Schlussfolgerungen:
Die IT-Sicherheit wird bei den meisten Industrie 4.0-Projekten bereits beachtet. Es zeigt sich aber, dass der Grad der Umsetzung in den jeweiligen Projekten sehr unterschiedlich bewertet wird. Die Aussagen lassen den Schluss zu, dass IT-Sicherheit jedenfalls bei den meisten befragten Unternehmen noch nicht dort angekommen ist, wo auch Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel sie gerne sähe. Die Unternehmen müssen ihre IT-Systeme besser schützen und ein ausgeprägteres IT-Sicherheitsbewusstsein entwickeln. (TeleTrusT: ra)

TeleTrust: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Studien

  • Lösungsansätze gegen den GenAI-Gender Gap

    Frauen drohen bei Künstlicher Intelligenz (KI), die bis 2030 allein in Deutschland 3 Millionen Jobs verändern könnte, ins Hintertreffen zu geraten. So zeigen aktuelle Zahlen von Coursera, dass lediglich 27 Prozent der Lernenden in Generative-AI (GenAI)-Kursen in Deutschland (102.000 Einschreibungen) weiblich sind. Dies liegt noch unter dem weltweiten Durchschnitt von 32 Prozent und reicht im Ländervergleich gerade für einen Platz in den Top-Ten (Platz 9). Und das, obwohl sich allein auf Coursera im vergangenen Jahr weltweit alle 10 Sekunden jemand in einen GenAI-Kurs einschrieb.

  • Rote Linien für die zukünftige Nutzung von KI

    Laut einer aktuellen Studie von NTT Data droht eine Verantwortungslücke die durch KI möglich gewordenen Fortschritte zu untergraben. Mehr als 80 Prozent der Führungskräfte räumen ein, dass Führungsfähigkeiten, Governance und die Bereitschaft der Mitarbeitenden nicht mit den Fortschritten der KI mithalten können. Das gefährdet Investitionen, Sicherheit und das Vertrauen der Öffentlichkeit.

  • Europas Sanktionslandschaft

    Die Durchsetzung der europaweiten Datenschutz-Gesetzgebung hat einen neuen Höchststand erreicht: Erstmals überschreiten die öffentlich bekannten Bußgelder in Europa die Marke von fünf Milliarden Euro. Seit Inkrafttreten der General Data Protection Regulation (GDPR) im Mai 2018 wurden bis März 2025 insgesamt rund 5,65 Milliarden Euro an Strafen verhängt - ein Plus von 1,17 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr. Diese Rekordsumme spiegelt wider, wie stark sich die europäische Sanktionspraxis in den vergangenen Jahren entwickelt hat.

  • Absicherung unternehmerischer Entscheidungen

    Die zunehmende Regulierungsdichte mit immer neuen Vorschriften erschwert Vorständen und Aufsichtsräten die rechtliche Einschätzung unternehmerischer Entscheidungen und bremst unternehmerisches Handeln. Das Deutsche Aktieninstitut und die Anwaltskanzlei Gleiss Lutz haben die Studie "Absicherung unternehmerischer Entscheidungen - Entscheidungsfindung in unsicheren Zeiten" veröffentlicht.

  • Herausforderung: Datenschutz & geteilte Geräte

    Die Digitalisierung schreitet in der Transport- und Logistikbranche stetig voran und macht Prozesse innerhalb der Lieferkette immer transparenter und damit nachvollziehbarer. So kam die jüngste Studie "Digitale Innovationen: Was die Transport- und Logistikbranche jetzt braucht" von SOTI zu dem Ergebnis, dass sich 80 Prozent (weltweit 78 Prozent) der deutschen Arbeitnehmenden im T&L-Bereich durch die technische Nachverfolgbarkeit von Waren, für die sie im Rahmen ihrer Tätigkeit Verantwortung tragen, sicherer fühlen. Gleichzeitig empfinden jedoch 61 Prozent das Tracking dienstlicher Geräte als Eingriff in ihre Privatsphäre (weltweit 55 Prozent).

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen