Risikomanagement in Unternehmen


Anteil spezialisierter Risikomanagement-Software ist noch gering - Aber Dominanz Excel-basierter Lösungen bröckelt
Risikomanagement-Informationssysteme: Breites Leistungsspektrum - RMIS-Markt zersplittert


Dr. Roland Franz Erben:
Dr. Roland Franz Erben: "Risikomanagement erwachsener geworden", Bild: Risk Management Association

(12.01.10) - Zu den größten Herausforderungen bei der Einführung von Risikomanagementsystemen in Unternehmen zählt die IT-technische Unterstützung der Prozesse. Das zeigt eine gemeinsame Studie des Beratungsunternehmens BeOne und der Risk Management Association (RMA) e. V. Demnach nutzt noch mehr als ein Drittel der Befragten Office-Produkte für das Risikomanagement. Allerdings ist deren Dominanz rückläufig, obwohl der Anteil spezialisierter Risikomanagement-Software nach wie vor noch gering ist.

Das Beratungsunternehmen BeOne und die Risk Management Association RMA e. V. haben mit einer Studie gemeinsam den "Stand der Technik" im Risikomanagement und dessen Umsetzung in der Praxis untersucht.

Die Studienergebnisse fasst Dr. Roland Franz Erben, Vorstandsvorsitzender der Risk Management Association (RMA), München, wie folgt zusammen: "Obwohl in vielen Bereichen weiterhin Nachholbedarf besteht, ist das Risikomanagement erwachsener geworden. Das zeigt sich in der Studie z. B. hinsichtlich der Gründe für dessen Einsatz, der Intensität der Beschäftigung mit Risiken oder auch der zunehmenden Verwendung spezifischer Risikomanagement-Informations-Systeme als Ersatz bisheriger Excel-basierter Lösungen."

Die Studie weist die IT-technische Unterstützung der Prozesse als einen Bereich mit überragender Bedeutung aus, in dem sich Veränderungen vollziehen. Zwar nutzt noch mehr als ein Drittel der Befragten für das Risikomanagement Office-Produkte. Obwohl der Anteil spezialisierter Risikomanagement-Software nach wie vor noch gering ist – selbst Projektmanagement-Software wird erst selten genutzt – ist die lange Zeit herrschende Dominanz von Office-Produkten rückläufig.

Die Frage, "Welche Software wird im Rahmen Ihres Risikomanagements eingesetzt?", ergab folgende Ergebnisse: Office-Produkte: 34 Prozent; spezielle Risikomanagement Software (lokale Lösungen): 12 Prozent; unternehmensweite Anwendungen: 17 Prozent; eigene Lösungen: 18 Prozent; gar keine Softwareunterstützung: 13 Prozent.

"Der erkennbare Trendwechsel mit der zunehmenden Abkehr vom alleinigen Einsatz vorhandener ‚Bordmittel‘ wie MS Excel reflektiert eine Professionalisierung des Themas", meint auch Dr. Detlef Roß, Senior Consultant bei BeOne in München. "Die Erkenntnis greift, dass professionelles Risikomanagement Funktionalität benötigt, die immer bessere Risk-Management-Informations-Systeme RMIS bieten."

Breites Leistungsspektrum der Systeme
Der Markt für Risikomanagement-Informationssysteme (RMIS) hat sich stürmisch entwickelt. Die Anbieterseite im RMIS-Segment weist jedoch immer noch eine relativ zersplitterte Struktur auf: Ein dominanter "Spieler" ist hier derzeit – und wohl auch auf absehbare Zeit – nicht in Sicht. Die heute verfügbaren Lösungen bieten vielfach ein Leistungsspektrum, das vor wenigen Jahren noch nicht für möglich gehalten wurde.

Als wichtigste Anforderungen an ein RMIS listet die Studie die folgenden Punkte auf:
>> Verfügbarkeit eines integrierten Datenbestandes/geeignete Schnittstellen zu den vorhandenen IT-Systemen;
>> Integration eines Frühwarnsystems, um künftige Entwicklungen zu antizipieren;
>> umfangreiche Methodendatenbanken;
>> flexibler Aufbau mit Erweiterungsmöglichkeiten;
>> Unterstützung verschiedener Sichten auf den Datenbestand;
>> benutzerfreundliche Gestaltung und Funktionalität;
>> Verfügbarkeit von aktuellen Daten zu jedem beliebigen Zeitpunkt;
>> individuelle Gestaltung von Berichten;
>> Bereitstellung und Verdichtung von Daten auf beliebigen Verdichtungsebenen;
>> schnelle und flexible Simulationen;
>> ausgereifte Präsentationstechniken, Komfort, Wirtschaftlichkeit, Schnelligkeit etc.

Die Autoren der Studie werben angesichts der Leistungsfähigkeit der IT-Lösungen dennoch für realistische Erwartungen: Trotz der steigenden Verarbeitungsgeschwindigkeit und -kapazität, der umfassenden Funktionsvielfalt und der Benutzerfreundlichkeit der Systeme würde auch das beste RMIS niemals in der Lage sein, den Risikomanager "aus Fleisch und Blut" vollständig zu substituieren.

Es gelte, mit RMIS die "menschlichen" Vorzüge des Risikomanagers bzw. Entscheidungsträgers mit der Leistungsfähigkeit eines Computers (fehlerfreies Arbeiten, schnelle Verarbeitung von Daten etc.) zu verbinden. Die Arbeitsteilung sei besonders bei solchen Aufgaben sinnvoll, bei denen die Komplexität der Daten die kognitiven Fähigkeiten des Menschen überfordert.

Die Studie "Risikomanagement im Unternehmen" erscheint im März im Heise Verlag: Sie umfasst ca. 270 Seiten und wird zum Preis von 149,- Euro angeboten. (Risk Management Association: ra)

Risk Management Association: Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>


Meldungen: Studien

  • Gefahren von strategischer Korruption

    Transparency International hat den Korruptionswahrnehmungsindex 2024 (Corruption Perceptions Index, CPI) veröffentlicht. Der jährlich erscheinende Index ist der weltweit bekannteste Korruptionsindikator. Er umfasst 180 Staaten und Gebiete und bewertet den Grad der in Politik und Verwaltung wahrgenommenen Korruption. Der Meta-Index beruht auf der Einschätzung von Experten sowie Führungskräften.

  • Budgets für Datenschutz 2025 werden sinken

    Mehr als zwei von fünf (45 Prozent) Datenschutzbeauftragten in Europa glauben, dass das Datenschutzbudget ihrer Organisation unterfinanziert ist. Dies bedeutet einen Anstieg von 41 Prozent im Jahr 2024. Mehr als die Hälfte (54 Prozent) erwartet zudem, dass die Budgets im Jahr 2025 weiter sinken werden. Das geht aus einer neuen Studie von ISACA hervor, dem weltweit führenden Berufsverband, der Einzelpersonen und Organisationen bei ihrem Streben nach Digital Trust unterstützt.

  • Compliance-Regulierungsdruck nimmt weltweit zu

    Sphera hat ihren Supply Chain Risk Report 2025 veröffentlicht. Dieser Bericht umfasst eine eingehende Analyse der dringendsten Risiken und aufkommenden Chancen, die die globalen Lieferketten verändern. Er bietet Führungskräften aus den Bereichen Beschaffung, Lieferkette und Nachhaltigkeit handlungsrelevante Einblicke, um die komplexen Herausforderungen zu meistern, mit denen sich Unternehmen angesichts neuer gesetzlicher Bestimmungen, wirtschaftlicher Unbeständigkeit und erhöhter ökologischer und sozialer Verantwortung auseinandersetzen müssen.

  • Digitale Steuer-Transformation

    Eine von Vertex veröffentlichte Studie zeigt, dass Fachkräftemangel und Qualifikationsdefizite in Steuerteams Unternehmen auf ihrem Weg zu einer erfolgreichen digitalen Steuer-Transformation behindern können. Die Studie "Global Tax Transformation" befragte 610 Fachleute in Europa und den USA, um die aktuelle Situation in den Unternehmen und die Einstellung der Fachleute zur Transformation in ihrer Organisation zu verstehen.

  • NIS2-Richtlinie & wie es um die Vorbereitung steht

    Eine aktuelle Veeam-Studie zur NIS2-Richtlinie zeichnet ein ernüchterndes Bild der IT-Sicherheitslage in deutschen Unternehmen. Während sich 70 Prozent der befragten Firmen gut auf die neue EU-Richtlinie vorbereitet fühlen, sind nur 37 Prozent von ihnen nach eigener Angabe tatsächlich konform zur NIS2. Diese eklatante Diskrepanz zwischen Selbstwahrnehmung und Realität ist bezeichnend für den oftmals leider noch zu laxen Umgang vieler Organisationen mit Cyber-Sicherheit und vor allem im KRITIS-Bereich bedenklich.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen