Kampf gegen Geldwäsche und Terrorfinanzierung


Geldwäsche: Transparency-Studie belegt Europas Versäumnisse
Auch Deutschlands Transparenzregister immer noch lückenhaft



Die Studie "Access denied? Availability and access to beneficial ownership data in the European Union” von Transparency International zeigt, dass viele EU-Mitgliedstaaten bei der Einführung umfassender, öffentlich zugänglicher Transparenzregister ihren Verpflichtungen auf EU-Ebene nicht nachkommen. Drei Jahre nach der Verabschiedung der 5. EU-Antigeldwäsche-Richtlinie und mehr als ein Jahr nach der Frist für die Umsetzung der wichtigsten Maßnahmen auf nationaler Ebene zieht Transparency International eine sehr ernüchternde Bilanz.

Die Richtlinie verpflichtet die EU-Mitgliedstaaten unter anderem dazu, ihre Transparenzregister für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Bisher haben jedoch nur Dänemark und Lettland die Informationen des Registers als strukturierte Daten im Open-Data-Format kostenlos für die Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Schlusslichter sind Italien, Litauen und Ungarn, wo es noch gar keine Transparenzregister gibt.

Deutschland liegt im Mittelfeld. Der Zugang zum Transparenzregister ist kostenpflichtig und die Daten werden nicht als Open Data maschinenlesbar aufbereitet. Das derzeit im Deutschen Bundestag debattierte neue Gesetz zum Transparenzregister wäre ein Fortschritt, aber dennoch bestünden weiterhin wesentliche Lücken bei der Datenerhebung, -prüfung und -aufbereitung.

Dazu erklärt Stephan K. Ohme, Finanzexperte von Transparency Deutschland: "Solange das Transparenzregister in Deutschland seinem Namen nicht gerecht wird, solange werden wir im Kampf gegen Geldwäsche und Terrorfinanzierung nicht entscheidend vorankommen. Denn wenn die Daten zu Unternehmensbeteiligungen anonym bleiben können, gewinnen die Kriminellen das Versteckspiel. Veruntreute Mittel oder Gewinne aus Drogen-, Waffen-, Wildtier- und Menschenhandel können in Deutschland und anderen europäischen Staaten auch weiterhin zu einfach angelegt werden."

G7 in der Verantwortung, voranzugehen
Die G7 müssen globale Standards mit Blick auf die Register für wirtschaftliches Eigentum setzen, den engen Informationsaustausch fördern und auf nationaler Ebene vorbildliche Maßnahmen umsetzen. Fortschritte bei der Bekämpfung des Missbrauchs anonymer Unternehmen werden nur möglich sein, wenn Informationen über wirtschaftliche Eigentümer in allen Rechtsordnungen leicht zugänglich und zeitnah verfügbar sind und wenn die Behörden in der Lage sind, diese Informationen zu nutzen und Daten zu Ermittlungszwecken abzugleichen.

Hintergrund
Nach Schätzungen werden in Deutschland jährlich mindestens 100 Milliarden Euro gewaschen. Das Transparenzregister ist ein entscheidendes Instrument zur Aufdeckung von Geldwäsche und Wirtschaftsstraftaten. Da das deutsche Transparenzregister bisher nicht vollständig mit anderen Unternehmensregistern integriert ist, ist es in der Praxis fast unmöglich zu überprüfen, ob Unternehmen, die ihre wirtschaftlichen Eigentümer offenlegen sollten, dies auch tatsächlich tun.

Außerdem erfolgt keine konsequente Prüfung der Richtigkeit der von Unternehmen übermittelten Informationen. Das hat das prominente Beispiel des tschechischen Premierministers Andrej Babiš jüngst belegt. So hat Transparency Deutschland im November 2020 die Behörden darauf aufmerksam gemacht, dass Babiš im deutschen Transparenzregister bisher nicht als Begünstigter und Aktionär der deutschen Tochtergesellschaft des tschechischen Agrarkonzerns Agrofert aufgeführt wurde. Erst nach diesem Hinweis wurde diese Information ergänzt. (Transparency: ra)

eingetragen: 29.06.21
Newsletterlauf: 28.07.21

ISG: Kontakt und Steckbrief


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>


Meldungen: Markt / Unternehmen

  • Leben nach dem Tod - Digital unsterblich?

    Neue Technologien wie KI ermöglichen das Weiterleben nach dem Tod in Form von digitalen Darstellungen (Avataren) oder Chatbots. Die Digital Afterlife Industry, die solche Möglichkeiten anbietet, gilt als vielversprechender Wachstumsmarkt. Ein interdisziplinäres Forschungsteam des Fraunhofer-Instituts für Sichere Informationstechnologie SIT sowie der Universität Tübingen hat Gestaltungsvorschläge zum Umgang mit Avataren erarbeitet und in der Studie "Ethik, Recht und Sicherheit des digitalen Weiterlebens" zusammengefasst.

  • Compliance-Probleme im Finanzbereich

    Yokoy veröffentlichte ihre Studie "Ausgabenmanagement 2025: Ein Blick voraus", die auf der Grundlage von Daten von über 200 Finanzführungskräften in Deutschland und UK basiert. Sie untersucht, was den CFOs im Jahr 2025 wichtig ist und wo sie Schwierigkeiten sehen.

  • Per Klick zur Entschädigung

    Wenn der Urlaubsflieger mit stundenlanger Verspätung oder gar nicht abhebt, hat man Anspruch auf Entschädigung - doch die muss man einfordern. Jede und jeder Zehnte (10 Prozent) hat dazu bereits einen Online-Dienst genutzt, der bei der Durchsetzung von Fluggastrechten hilft. Weitere 20 Prozent können sich vorstellen, auf eine solche digitale Hilfe zurückzugreifen. Das sind Ergebnisse einer Befragung von 1.004 Personen in Deutschland ab 16 Jahren im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.

  • Desinformation zur Wahl

    Ob durch irreführende Posts, Bot-Netzwerke oder manipulierte Videos und Deep Fakes: Die allermeisten Menschen in Deutschland fürchten eine Einflussnahme anderer Staaten und ausländischer Akteure auf die Bundestagswahl. 88 Prozent der Wahlberechtigten nehmen an, dass fremde Regierungen, Personen oder Gruppen aus dem Ausland versuchen, die Bundestagswahl über soziale Medien zu manipulieren.

  • Gefahren von strategischer Korruption

    Transparency International hat den Korruptionswahrnehmungsindex 2024 (Corruption Perceptions Index, CPI) veröffentlicht. Der jährlich erscheinende Index ist der weltweit bekannteste Korruptionsindikator. Er umfasst 180 Staaten und Gebiete und bewertet den Grad der in Politik und Verwaltung wahrgenommenen Korruption. Der Meta-Index beruht auf der Einschätzung von Experten sowie Führungskräften.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen