Datenverletzungen und Compliance


Studie: Deutsche Unternehmen mühen sich mit Datenmaskierung ab
Trotz neuer EU-Datenschutzgrundverordnung sind mehr als zwei Drittel der Daten in Deutschland nicht verfremdet



Laut der neuen EU-Datenschutzgrundverordnung müssen alle Unternehmen, die Daten in Europa speichern, künftig Datenschutzmechanismen in ihre Systeme und Infrastruktur integrieren. Eine europaweite Studie von Delphix kommt jedoch zu dem Ergebnis, dass viele Unternehmen darauf noch nicht vorbereitet sind. In Deutschland sind mehr als zwei Drittel der Daten in Umgebungen außerhalb des Produktionsbetriebs nicht verfremdet.

IT-Managern bereitet diese Pseudonymisierung Schwierigkeiten – zu viele Daten existieren in unmaskierter Form. Noch bis 2018 werden mehr als die Hälfte aller Daten in Nicht-Produktionsumgebungen nicht verfremdet sein. Ein Grund dafür ist das mangelnde Wissen über die komplexen Regulierungsvorschriften. Fast 80 Prozent der Befragten in Deutschland verstehen die Pseudonymisierungsanforderungen der EU-Datenschutzgrundverordnung (EU-DSGVO) nicht vollständig. Rund 70 Prozent der Studienteilnehmer machen sich aber bereits Gedanken darüber, wie sich Daten anonymisieren lassen. Für die Studie wurden jeweils hundert Unternehmen in Deutschland, Frankreich und Großbritannien befragt.

Wichtige Erkenntnisse aus der europäischen Studie von Delphix
In Frankreich ist der Wissensstand in Sachen Pseudonymisierung in der DSGVO noch am besten: 38 Prozent der Befragten erklärten, umfassende Kenntnisse über die Pseudonymisierungsanforderungen zu haben. Im Gegensatz dazu verstehen sie im Vereinigten Königreich nur 17 Prozent. Deutschland liegt im Mittelfeld: 21 Prozent antworteten, dass sie die Anforderungen der DSGVO an Pseudonymisierung vollständig verstehen.

"Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) definiert die Pseudonymisierung als Speicherung von Daten in einem Format, aus dem eine direkte Identifizierung einer bestimmten Person nur mit zusätzlichen Informationen möglich ist", erklärt Joachim Kuehne, Manager for Data Virtualisation and Strategy, DACH bei Delphix. "Um die Herausforderungen des digitalen Zeitalters anzunehmen und das Risiko von Datenschutzverletzungen zu begrenzen, fordert die DSGVO Unternehmen auf, ihre Daten an verschiedenen Stellen zu pseudonymisieren."

Darüber hinaus hat die Befragung einen großen Unterschied zwischen IT- und Nicht-IT-Unternehmen in Deutschland aufgedeckt. Im IT-Sektor werden mehr als 40 Prozent der nicht in Produktionssystemen gehaltenen Daten verfremdet. Dieser Prozentsatz ist bereits sehr niedrig. Außerhalb des IT-Sektors ist die Datenverfremdung (Data Masking) aber noch geringer. Nur etwas mehr als 20 Prozent der Daten werden in Unternehmen verfremdet. Sie gehören zu folgenden Sektoren: Unternehmensdienstleistungen und Professional Services, Finanzdienstleistungen, Einzelhandel, Versorgung und Transport sowie Fertigung.

Auch die künftige Entwicklung dürfte langsam verlaufen. Unternehmen außerhalb des IT-Sektors gehen davon aus, dass auch in Zukunft nur rund die Hälfte der nicht in Produktionssystemen verarbeiteten Daten verfremdet werden. Der Finanzsektor hinkt besonders hinterher: Hier wird erwartet, dass in zwei Jahren nur rund 38 Prozent der Daten verfremdet sein werden. Auch IT-Unternehmen müssen weitere Anstrengungen in Richtung Datensicherheit unternehmen: Nur etwa 65 Prozent ihrer nicht in Produktionssystemen verarbeiteten Daten werden dann verfremdet sein.

"Beim Schutz personenbezogener Daten sind Data Masking und Hashing der De-facto-Standard, um die Pseudonymisierung zu erreichen", sagt Joachim Kuehne. "Man muss nur an die ungeschützten personenbezogenen Daten denken, die in nicht für die Produktion eingesetzten Systemen oft frei verfügbar sind. Sie werden oft für die Softwareentwicklung, Tests, Schulungen, Berichterstellung und Analysen genutzt. Indem diese sensiblen Daten durch fiktive, aber realistische ersetzt werden, können Unternehmen das Risiko neutralisieren und diese Informationen dennoch vollinhaltlich nutzen. Data Masking verwandelt die sensiblen Daten unwiederbringlich und eliminiert damit das Risiko. Unternehmen können damit die Pseudonymisierungsanforderungen der DSGVO einhalten."

Die Befragung hat auch gezeigt, dass für eine erfolgreiche Pseudonymisierung gewisse Hürden zu überwinden sind. Die Teilnehmer in Deutschland gaben als größtes Hindernis an, dass Data Masking zu viel Zeit beansprucht und Projekte verzögert (39 Prozent). Weitere 28 Prozent sind der Ansicht, dass die Daten zu unkontrolliert und dezentral im Unternehmen verteilt sind. Etwas mehr als ein Viertel der Befragten hält die Data Masking-Tools und -Services für zu teuer. Sieben Prozent wiederum sind der Meinung, dass sie nicht über genügend Fachkenntnisse verfügen, um personenbezogene Daten zu verfremden.

Vorteile von anonymisierten Daten
Für 48 Prozent der deutschen Unternehmen ist es wichtig, IT- und Geschäftsprozesse zu beschleunigen, die Zugang zu sicheren Daten erfordern. Im Vereinigten Königreich waren 56 Prozent dieser Meinung, in Frankreich 57 Prozent. 49 Prozent der deutschen Befragten erachten es außerdem als wichtig, das Risiko für ihre Marke bei einer Verletzung von Personendaten zu reduzieren. 64 Prozent stimmten dem im Vereinigten Königreich zu, 57 Prozent in Frankreich. 44 Prozent der deutschen Teilnehmer meinten, dass die Pseudonymisierung sehr vorteilhaft sei, um den Zeit- und Kostenaufwand für Datenschutzinitiativen zu reduzieren. Für 41 Prozent sinkt damit die Wahrscheinlichkeit von Geldstrafen durch mangelnde Compliance.

"Viele Organisationen werden durch die DSGVO nicht nur gezwungen, auf Compliance und Risikoreduktion zu achten. Sie springen damit vielmehr auf eine neue Welle der IT-Innovation auf", erklärt Joachim Kuehne. "Denkt ein Unternehmen darüber nach, wie sich Datenspeicherung und Compliance vereinbaren lassen, muss es sich unweigerlich auch mit effizienterer Datennutzung auseinandersetzen. Mit der Einbindung neuer Technologien, beispielsweise um Datenvirtualisierung und Data Masking zu kombinieren, können Unternehmen Daten einmal pseudonymisieren und sicherstellen, dass alle davon angefertigten Kopien denselben Schutzrichtlinien entsprechen. Damit schützt sich das Unternehmen zukünftig vor Datenverletzungen und sorgt für Compliance, während es mehr Agilität erwirbt und seine Produkte schneller auf den Markt bringt."

Wer kümmert sich um Datenschutz?
Die Befragung hat außerdem gezeigt, dass die Verantwortung für den Datenschutz eindeutig im Vorstand und der Geschäftsführung anzusiedeln ist. Jedoch gehen die Meinungen zur genauen Zuständigkeit auseinander. Nur wenige Unternehmen verfügen über einen Datenvorstand oder Datenschutzvorstand. In Deutschland ist beinahe die Hälfte (44 Prozent) der Meinung, dass der Vorstand für IT und Sicherheit oder der Leiter der IT-Sicherheit für den Datenschutz zuständig ist, gefolgt vom CEO oder CIO (30 Prozent) sowie vom Datenbereichsleiter oder Datenschutzbeauftragten (18 Prozent).

Mehr als ein Drittel (35 Prozent) der Befragten in Frankreich meint, dass die Verantwortung für den Datenschutz Aufgabe eines Chief Data Protection Officers ist. 25 Prozent nannten den CISO und den Leiter der IT-Sicherheit. 23 Prozent sprachen sich für den CEO oder CIO aus. Im Vereinigten Königreich nennen 52 Prozent den Chief Information Security Officer (CISO) oder den Leiter der IT-Sicherheit als Verantwortlichen. Weitere 18 Prozent sehen den Chief Data Officer oder einen Data Protection Officer in der Verantwortung, gefolgt von CEO oder CIO (17 Prozent). Um Anforderungen an den Datenschutz noch besser erfüllen zu können, müssen Unternehmen die Kontrolle über ihre Data Governance zurückerlangen. Umsetzen können sie das durch bestimmte Tools. Sie ermöglichen es, von Anfang an mehr Standardisierung und Datenschutz in die Prozesse einzuflechten.
(Delphix: ra)

eingetragen: 27.07.16
Home & Newsletterlauf: 02.09.16

Delphix: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Studien

  • Viele Schulen regeln den KI-Einsatz nicht

    Um schneller einen Aufsatz zu schreiben, die Antwort im Unterricht nachzuschlagen oder Ideen für das Kunstprojekt zu sammeln - Künstliche Intelligenz ist längst auch in vielen deutschen Klassenzimmern angekommen. Allerdings hat nicht einmal jede vierte Schule zentral geregelt, was dabei erlaubt und was verboten ist. Lediglich an 23 Prozent der weiterführenden Schulen gibt es zentrale KI-Regeln, die für die ganze Schule gelten.

  • Ein Fünftel wurde im Job zu KI geschult

    Mit KI die Mail formulieren, eine Hintergrundrecherche starten oder aus Gesprächsnotizen ein Protokoll erstellen - Künstliche Intelligenz kann im Job unterstützen, wenn man weiß wie. Ein Fünftel (20 Prozent) der Berufstätigen wurde deshalb von ihrem Arbeitgeber bereits im KI-Einsatz geschult. Bei weiteren 6 Prozent gibt es zwar entsprechende Fortbildungen, sie haben sie aber noch nicht wahrgenommen. Der großen Mehrheit von 70 Prozent der Beschäftigten wird allerdings keine KI-Fortbildungen angeboten. Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von 1.005 Personen ab 16 Jahren in Deutschland im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.

  • Mindestens ein Datenschutzvorfall

    The Business Digital Index (BDI), eine Initiative von Cybernews, hat die digitale Sicherheit von 75 EU-Institutionen untersucht. Das Ergebnis ist besorgniserregend: 67 Prozent der untersuchten Einrichtungen erhielten die Noten "D" oder "F" und gelten damit als "hohes" oder "kritisches" Risiko.

  • Überwachung und Compliance stets im Fokus

    Mit der Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) setzt die Bundesregierung einen Meilenstein für die Zukunft der digitalen Gesundheitsversorgung. Ziel ist es, eine umfassende Datentransparenz - sowohl für Patienten als auch das medizinische Personal - zu schaffen, um die Qualität der Versorgung zu optimieren und Mitarbeitende im Healthcare-Sektor zu entlasten. Wie die Studie "Digitale Zwickmühle im Gesundheitswesen: Zwischen Innovationsdruck und Systemrisiken" von Soti jedoch zeigt, mangelt es in vielen deutschen Gesundheitseinrichtungen noch immer an den nötigen technischen Voraussetzungen, um diesem Anspruch in der Praxis auch wirklich gerecht zu werden. Für diese Erhebung wurden weltweit IT-Entscheidungsträger im Healthcare-Bereich befragt.

  • Haftungsrisiko bei Cyber-Schäden

    Führungskräfte in Deutschland blicken mit wachsender Sorge auf ihr Haftungsrisiko bei Cyber-Schäden - für 88 Prozent sind Cyber-Attacken und für 86 Prozent Datenverluste das Top-Risiko für Manager 2025. Das zeigt der aktuelle "Directors' and Officers' Liability Survey" des Risikoberaters und Großmaklers Willis, einem Geschäftsbereich von WTW, und der internationalen Anwaltssozietät Clyde & Co. Außerdem zeigt die Studie, dass vielen Themen im Management Board nicht genug Zeit eingeräumt wird: 38 Prozent der befragten Führungskräfte in Deutschland sind der Meinung, dass im Vorstands- und Geschäftsführungskreis mehr Zeit für das Thema Cybersicherheit aufgewendet werden sollte. "Das ist ein deutliches Signal dafür, dass viele Unternehmen sich der Bedrohung zwar bewusst sind, sich ihr aber noch nicht ausreichend widmen", sagt Lukas Nazaruk, Head of Corporate Risk & Broking Deutschland und Österreich bei Willis.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen