Governance und Kontrolle in der Finanzbranche


Jährliche Deloitte-Untersuchung "Governance and Controls" zeigt: Integrierte Governance- und Kontrollsystem kaum anzutreffen
Compliance mit Gesetzen und regulatorischen Anforderungen ohne Governance- und Kontrollsysteme kaum durchführbar


(15.05.08) - Die jährliche Deloitte-Untersuchung "Governance and Controls" ergab: Nur 25 Prozent der Finanzdienstleister in Europa, Nordamerika und Asien setzen ein integriertes Governance- und Kontrollsystem ein – jedoch sind viele Unternehmen überzeugt, bereits jetzt über exzellente Kontrollmechanismen zu verfügen. Insbesondere asiatische Unternehmen liegen aber bei der Implementierung solcher Systeme deutlich hinter ihren europäischen und nordamerikanischen Pendants zurück.

"Die Regulierungsvorgaben werden immer zahlreicher und strenger: Was einst mit Einführung der International Financial Reporting Standards (IFRS), Sarbanes-Oxley ACT (SOX) oder Basel II begann, wird auch künftig mit Neuerungen wie MiFID und Solvency II nicht nachlassen. Die Unternehmen sind gezwungen, zu reagieren. Während einige schon Benchmarks setzen, sind andere noch nicht so weit fortgeschritten. Generell sollte ein umfassendes Governance- und Kontrollsystem Unternehmenswerte schützen, das operative Geschäft sowie das Risikomanagement unterstützen, Datenintegrität und -qualität sowie die Verlässlichkeit der Finanzberichterstattung gewährleisten und die Compliance mit Gesetzen und regulatorischen Anforderungen sicherstellen", erklärt Jörg Engels, Partner Enterprise Risk Services von Deloitte.

Entsprechend den zahlreichen regulatorischen Vorgaben steigen auch die Unternehmensausgaben. So erwarten die Top-100-Finanzdienstleister bei Governance- und Kontrollkosten einen durchschnittlichen jährlichen Anstieg von 14,3 Prozent auf knapp 100 Milliarden US-Dollar bis 2010. Dabei sind kleinere Banken und Versicherungen stärker von den Kosten betroffen als größere – ihre Ausgaben liegen im Schnitt bei 6,8 Prozent des operativen Budgets, bei großen Häusern belaufen sie sich auf 4,3 Prozent.

Asiatische Unternehmen haben Nachholbedarf
Signifikante Unternehmensunterschiede bestehen aber nicht nur bezüglich der Firmengröße, sondern auch der Region: So sind europäische und nordamerikanische Finanzdienstleister bei der Implementierung von Governance- und Kontrollsystemen weiter fortgeschritten als vergleichbare asiatische Unternehmen.

Zwischen den einzelnen Segmenten gibt es ebenfalls Unterschiede: So geben Geschäftsbanken im Vergleich zu Versicherungen und Investmentbanken am meisten für Governance und Kontrollen aus – und erwarten auch in der Zukunft erhebliche Ausgabensteigerungen.

Exzellente Ergebnisse ohne integriertes System?
Unabhängig von Region und Segment nutzt nur ein Viertel der befragten Finanzdienstleister ein voll funktionsfähiges und in die Firmenstruktur integriertes Governance- und Kontrollsystem. 40 Prozent haben hier lediglich Teilerfolge vorzuweisen, 35 Prozent begnügen sich sogar mit Einzelmaßnahmen, um den gesetzlichen Voraussetzungen zu entsprechen.

Obwohl diese Unternehmen über kein vollwertiges System verfügen, bezeichnen sie ihre Governance- und Kontrollmechanismen dennoch als exzellent. Verbesserungsbedarf besteht jedoch bei den meisten Banken und Versicherungen vor allem bei der Verantwortlichkeit für diese Maßnahmen – weniger als die Hälfte (41 Prozent) siedelt diese bei der obersten Managementebene an, die übrigen verteilen die Zuständigkeiten auf mittlere Führungsebenen.

"Unsere Befragung hat enorme Unterschiede aufgezeigt, doch lassen sich drei Unternehmensgruppen erkennen: Die Vorreiter machen 32 Prozent aller Befragten aus, die 'Follower' stellen mit 45 Prozent die größte Gruppe, und die ‚Nachzügler’ erreichen insgesamt 32 Prozent. Zwar ist die Vorreiter-Gruppe deutlich größer als die der Nachzügler, nachdem aber aus Sicht der Rating-Agenturen Governance- und Kontrollsysteme zunehmend auch die Kreditwürdigkeit beeinflussen werden, besteht hier branchenweit noch enormer Nachholbedarf," so das Fazit von Jörg Engels.
(Deloitte: ra)

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