Mit "Digitaler Agenda" unzufrieden


Umfrage: Digitalisierung in Deutschland muss mit verbindlichen Maßnahmen vorangetrieben werden
Nachholbedarf sehen die befragten IT-Verantwortlichen auch bei der Einbindung aller relevanten Stakeholder: So sieht rund jeder Fünfte in der "Digitalen Agenda" einen Alleingang der Regierung

(14.10.14) - IT-Verantwortliche in Unternehmen und Verwaltung sind unzufrieden mit der Förderung der Digitalisierung in Deutschland. Demnach glauben zwei Drittel der IT-Leiter, dass die im August vorgestellte "Digitale Agenda" zwar in die richtige Richtung geht, jedoch stärker konkretisiert werden müsste. 41 Prozent kritisieren zudem, dass die Agenda keine messbaren Umsetzungsmaßnahmen enthält. Das ist das Ergebnis einer Kurzumfrage der Management- und Technologieberatung BearingPoint unter 42 IT-Verantwortlichen führender deutscher Unternehmen und der Verwaltung anlässlich der Veröffentlichung der Regierungspläne zur Netzpolitik Ende August.

Ziel der Agenda ist es, die Digitalisierung voranzutreiben und damit verbundene Chancen für Wohlstand, Lebensqualität und Zukunftsfähigkeit in Deutschland zu nutzen. Hierzu werden zwar Handlungsfelder wie digitale Infrastruktur, Innovationen und Sicherheit identifiziert – konkrete Schritte zum Breitbandausbau, Verschlüsselung von Daten oder Förderung der Start-up-Szene werden jedoch nicht weiter definiert. Das hinterlässt nicht nur offene Fragen in Wirtschaft und Verwaltung, sondern führt auch zu Handlungsunfähigkeit und verzögert den Ausbau der Digitalisierung. Erschwert wird die Umsetzung durch die Zuständigkeit von gleich drei Ministerien: das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, das Bundesministerium des Inneren und das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur.

Laut Experten fehlt es nicht nur an verbindlichen Maßnahmen: Auch bei der Steuerung der Initiative, Finanzierung, internationalen Kooperation sowie der Sicherung attraktiver Arbeitsplätze besteht weiterer Handlungsbedarf. Vor allem die Koordination zwischen den verschiedenen Ministerien und Verwaltungen müsste verbessert werden, um den digitalen Ausbau voranzutreiben. Zu diesem Schluss kamen Anfang September auch die rund 200 Teilnehmer des diesjährigen, von BearingPoint veranstalteten Ministerialkongresses. Regelmäßig diskutieren Experten im Rahmen der Veranstaltung, wie das Digitale Deutschland in den Verwaltungen von Bund und Ländern realisiert werden kann. Die Kurzumfrage unterstreicht nochmals die operativen Lücken in diesem Bereich.

Schulterschluss mit der Wirtschaft als Erfolgsfaktor der "Digitalen Agenda"
Nachholbedarf sehen die befragten IT-Verantwortlichen auch bei der Einbindung aller relevanten Stakeholder: So sieht rund jeder Fünfte in der "Digitalen Agenda" einen Alleingang der Regierung. Stefan Pechardscheck, Partner im Bereich IT-Management bei BearingPoint, erläutert: "Der Beschluss der ‚Digitalen Agenda‘ ist ein erster Schritt in die richtige Richtung – jetzt kommt es allerdings auf die konkreten Maßnahmen und ihre Umsetzung an. Nur mit einem gesellschaftsübergreifenden Ansatz und der effizienten Zusammenarbeit aller relevanten Akteure – Verwaltungen, Zivilgesellschaft und Wirtschaft – können die Potenziale der Digitalisierung genutzt werden. Aus unserer Beratungstätigkeit bei den verschiedenen Parteien ergibt sich für uns ein Rund-um-Blick der Situation. Dieses Verständnis für die verschiedenen Interessen können wir als Vermittler gezielt nutzen, um die Entwicklung weiter voranzutreiben und daran wollen wir in den kommenden Jahren gemeinsam arbeiten."

Ein gutes Beispiel einer möglichen Zusammenarbeit wäre der Breitbandausbau im ländlichen Raum: Auch die Wirtschaft hat ein großes Interesse an einer guten digitalen Infrastruktur, wird aber bislang zu wenig einbezogen – hier könnten Synergien besser genutzt werden. Es muss demnach schnellstmöglich ein Umsetzungsplan mit konkreten Zielen, Terminen und Zuständigkeiten in Kooperation mit der Wirtschaft erarbeitet werden, um die "Digitale Agenda" nachhaltig umsetzen zu können. (BearingPoint: ra)

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