Mittelstand in Deutschland ohne Lobby?


Lobbyismus, sozial oder nicht sozial, das ist hier die Frage
TAM-Vorstandsvorsitzender Nobert Goretzki äußert sich über Politiker, Parteien und den Mittelstand


Von Norbert Goretzki

(11.09.09) - Wieder heißt es kurz vor der Wahl bei jeder Partei: Wir kämpfen um soziale Rechte und setzen diese auch um. Unser wichtigstes Anliegen ist die Beseitigung der Arbeitslosigkeit, gerechtere Verteilung von Steuerlasten, das Schnüren von Hilfspaketen gegen den Stellenabbau und die Ausbildungs- ja Bildungsmisere. Wir erhöhen die Steuern nur bei den Besserverdienenden und arbeiten an einer besseren Zukunft für die nächsten Generationen. Klingt märchenhaft und gehört auch in den Bereich "Märchen für Erwachsene".

Wieder wird es wie nach jeder Wahl so kommen, dass alle Hoffnungen wie Seifenblasen zerplatzen. Denn unsere Politiker definieren den Begriff "sozial" vor der Wahl anders als nach der Wahl. Vielleicht wurde aus dem lateinischen Wort "socius" also im Sinne der Gemeinschaft (gemeinsam, verbunden, verbündet zum Wohle aller handeln), die Definition "Lobbyismus". Im abgewandelten Sinn bedeutet es, sich nur für einige Interessenvertretungen zum Beispiel die der Banken und Großindustrie stark zu machen. Wenn es um Reformen und Steuervergünstigungen geht, sind es fast immer die Börsennotierten. Für diese Gruppe holt man auch die Kastanien aus dem Feuer, auch wenn sie über Jahre hinweg mit Misswirtschaft ihr Unternehmen abgewirtschaftet haben. Und da gibt es dann auch Geburtstagsfeiern und Jahrestagsbegehungen. Klar hier geht es um 15.000 Arbeitsplätze oder mehr.

Dazu mehrere Fragen an unsere Politiker:
>> Wer beschäftigt eigentlich mehr Menschen, die Großindustrie oder der Mittelstand?
>> Wer trägt langfristig die Verantwortung für Arbeitsplätze und Ausbildung?
>> Wer trägt die hohe Steuerlast?
>> Wer wirtschaftet verantwortungsvoll?
>> Und wer hat in den Zeiten einer Krise die Karre aus dem Dreck geholt?
Eindeutig der Mittelstand.

Damit will ich nicht viele soziale Engagements der Großindustrie schlecht reden, zu denen sie oftmals auch aus Gründen des Images, schlechter Berater und ihrer Darstellungssucht gezwungen wurden. Nein, hier geht es nur um die Fragen:
>> Gibt es Gleichere im Sozialstaat Deutschland?
>> Vielleicht auch die Frage: Hat der Mittelstand in Deutschland keine Lobby oder braucht er keine?

Wahrscheinlich nicht. Denn der Mittelständler führt sein Unternehmen unter einer anderen Motivation. Er denkt nicht an Milliarden-Subventionen oder hofft auf staatliche Unterstützung, sondern geht weiter grundsolide seinen Geschäften nach.

Weil:
>> der Mittelständler in erster Linie soziale, unternehmerische sowie Fachkompetenz hat. Er hat begriffen, wie Menschen in einem Unternehmen zusammenarbeiten und leben.
>> er auch in und trotz Krisenzeiten seine und die Ideen seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die Tat umgesetzt.
>> ihn seine mehrjährige Markt- und Branchenkenntnis zur Umsetzung seiner Ziele nicht hochmütig und blind, sondern vorsichtig macht.
>> Moral, Ethik in der Geschäftsbeziehung für ihn tragbare und dauerhafte Werte sind.
>> er kein neues Konzept erstellen wird, von dem er nicht redlich sagen kann, dass es sich für das Unternehmen und die Beschäftigten erfolgreich umsetzen lässt.
>> er sich keine 15 Millionen Euro zahlt, ob berechtigt oder nicht, und damit das Unternehmen zu Fall bringt.

Denn wenn der Mittelständler nicht nach diesen grundlegenden Prinzipien handeln würde:
>> hat er sein Lebenswerk und die für ihn lebenswerten Inhalte verloren
>> wird das Privatvermögen eines persönlich haftenden Gesellschafters sofort unter Beschlag genommen – der Firmenpleite folgt nahtlos dem Privatkonkurs

Riskiert er nach dem neuen Konkursrecht Kopf und Kragen, wenn er um sein Unternehmen kämpft
>> verliert er sein mühsam erworbenes Häuschen an die Gläubiger
>> kann er im Alter nicht ausruhen
>> bekommt er einen Kuckuck aufs Auto·usw.

Also liebe Politikerinnen und Politiker, wann hört ihr auf, uns und damit den freien Markt mit Reglements einzuschränken, mit immer neuen Gesetzen den Wasserhahn zuzudrehen, mit neuen Steuerverordnungen und Gesetzen den Gelddschungel undurchschaubar zu machen, mit vorgeschobenen Datenschutzrichtlinien nach Staatsicherheitsmanier zu kontrollieren und eigentlich alles nur zum eigenen Schutz.

Habt ihr je eine Berufung zur Politik gehabt oder nur einen Job?
(TAM: ra)

TAM: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Kommentare und Meinungen

  • Reduktion bürokratischer Hürden war überfällig

    Die Deutsche Kreditwirtschaft (DK) begrüßt, dass die EU-Kommission die Bedeutung des europäischen Verbriefungsmarktes erkannt und konkrete Reformvorschläge vorgelegt hat. Die geplanten Entlastungen bei Sorgfaltspflichten, Reporting und aufsichtlichen Prozessen sind ein Schritt in die richtige Richtung.

  • Haftungsübernahme der Banken & Betrugsproblem

    Die Europäische Union will Betrug eindämmen, bei dem Kundinnen und Kunden von Kriminellen getäuscht und zu Zahlungen verleitet werden. Der Rat hat sich nun auf seine Position zur Änderung des Zahlungsrechts verständigt. Heiner Herkenhoff, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes und diesjähriger DK-Federführer, betont: "Betrug kann nur wirksam bekämpft werden, wenn alle Beteiligten - Kreditinstitute, Telekommunikationsanbieter und Internetplattformen - ihren Beitrag leisten. Das muss auch der gesetzliche Rahmen widerspiegeln." Denn die Kriminellen entwickelten ihre Betrugsmaschen ständig weiter und nutzen neue Einfallstore über Social Media und andere digitale Kommunikationsmittel. Unerlässlich ist aber auch die Wachsamkeit der Kundinnen und Kunden. "Ohne ihre Mithilfe kann das Problem nicht gelöst werden", so Herkenhoff weiter.

  • Neue EU-Labels zu Langlebigkeit

    Am 20. Juni 2025 trat die neue EU-Ökodesignverordnung in Kraft.?Zugleich gibt es neue EU-Labels zu Langlebigkeit und Reparierbarkeit. Dazu erklärt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder: "Die neuen Regelungen zum Ökodesign und entsprechenden Kennzeichen sind ein wichtiger Schritt für mehr Nachhaltigkeit in der digitalen Welt."

  • Finanzsektor muss mitgedacht werden

    Die Deutsche Kreditwirtschaft (DK) sieht Fortschritte, da sich die EU-Mitgliedsstaaten auf eine allgemeine Ausrichtung zur Omnibus Initiative geeinigt haben. Die ursprünglich von der Europäischen Kommission geplanten Vereinfachungen bei Berichtspflichten im Bereich Sustainable Finance sind ein wichtiger Schritt, um Unternehmen von Bürokratie zu entlasten und Nachhaltigkeit in der Praxis wirksamer zu gestalten.

  • Krisenmanagement & Einlagensicherung

    Die Deutsche Kreditwirtschaft (DK) begrüßt den politischen Kompromiss zur Reform des europäischen Rahmens für Krisenmanagement und Einlagensicherung (CMDI). "Der Kompromiss ist ein Schritt in die richtige Richtung. Die Einlagensicherung kann modernisiert, das europäische Abwicklungsregime gestärkt werden. Doch zentrale Fragen zur Rolle und finanziellen Belastung nationaler Sicherungssysteme bleiben offen", sagt Heiner Herkenhoff, Hauptgeschäftsführer des diesjährigen DK-Federführers Bundesverband deutscher Banken."

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen