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Produktpiraterie betrifft auch IT-Branche


Produktpiraterie betrifft auch die IT-Branche – Neben minderwertiger Qualität drohen rechtliche Konsequenzen
Endkunden gehen etwa bei wissentlichem Kauf von Fälschungen ein hohes Risiko ein

(03.11.06) - Armbanduhren, Kleidung oder Unterhaltungselektronik – vor kaum einem Produkt schrecken Fälscher zurück. Allein im Jahre 2005 beschlagnahmte die deutsche Zollverwaltung Waren im Wert von 213 Millionen Euro. Insgesamt wurden in diesem Zeitraum 11,5 Millionen Produkte sichergestellt, mehr als doppelt so viele wie im Jahr zuvor.

Hochwertige Computerteile gehören ebenfalls zum Repertoire der Warenfälscher und so arbeiten täuschend echt nachgemachte Router, Druckerpatronen und Prozessoren in manchem Büronetzwerk – teils unerkannt, teils durchaus offen. Doch nicht nur Händlern und Plagiat-Herstellern droht eine strafrechtliche Verfolgung, auch Endkunden gehen etwa bei wissentlichem Kauf von Fälschungen ein hohes Risiko ein. Max Kühne, Managing Director der Tecowin GmbH, ergänzt: „Neue Markenprodukte zu extrem günstigen Preisen sollten genauestens geprüft werden. Oft stecken gefälschte, akribisch kopierte Geräte in der Verpackung. Zudem steht ein Imageschaden für Hersteller und Händler zu befürchten, da diese eher minderwertigen Produkte öfter mit Defekten ausfallen und somit das Ansehen von Originalmarke und Fachhandel beim Kunden nachhaltig beeinträchtigen.“

Penible Kopien mit gleichen Materialien und Verpackungen oder nur optisch ähnliche Fälschungen mit vorwiegend minderwertigen oder gar gesundheitsschädlichen Inhaltsstoffen – die Bandbreite von Fälschungen ist groß. Ursprungsländer solcher Erzeugnisse sind mit beispielsweise China oder Thailand vor allem im asiatischen Raum zu finden. Aber auch aus den USA stammte 2005 ein Anteil von 11,23 Prozent aller in Deutschland beschlagnahmten Produkte. Insgesamt verzeichnete der deutsche Zoll im Jahre 1995 nur rund 500 Beschlagnahmefälle, 2005 stieg die Rate auf 7.217 Fälle. Obwohl Computerteile im Vergleich zu anderen Warengruppen wie Freizeitbekleidung oder Schmuck weit weniger imitiert werden, finden sich an der Spitze der Top-15-Rangliste des deutschen Zolls nachgeahmte Druckerpatronen für Hewlett-Packard-Geräte.

Attraktiv erscheint für Händler und Endkunden der oft niedrige Preis solcher Produkte und so gehen sie nicht selten bewusst auf solche Geschäfte ein. Doch entstehen durch stetig wachsende Piraterie ernste wirtschaftliche Schäden. Laut Schätzungen der Industrie- und Handelskammer gehen allein in Deutschland jährlich etwa 70.000 Arbeitsplätze aufgrund von Produktpiraterie verloren.

Unzählige Hersteller wie etwa Cisco oder Apple kämpfen gegen den Klau von Idee, Know-how, Design und Image. Ob iPod oder Netzwerkrouter, der Schaden für den ursprünglichen Produzenten erreicht oft Millionenbeträge. Die Qualität der Plagiate beurteilt der langjährige IT-Broker Max Kühne, der mit seinem Unternehmen Tecowin unter anderem Internet Service Provider, große Industrieunternehmen und Fachhändler mit Netzwerktechnik und Storagelösungen beliefert, als mittlerweile erschreckend gut.

Kühne erklärt weiter: „Um nachgemachte Produkte zu identifizieren, ist Erfahrung notwendig. Für Händler gilt, unter anderem Lieferpapiere, Zolldokumente, Namen und Anschriften aufmerksam zu studieren. Auch ein Blick auf die Produktverpackung und deren Qualität sagt vieles aus, denn oft weichen Design und weitere Merkmale vom Original ab. Ebenso stellt die Ausstattungsliste der Ware ein Echtheitsmerkmal dar. Fehlen obligatorische Kabel, wichtige Label oder Seriennummern, ist Vorsicht geboten. Sichtbare Zeichen wie ein noch schwer zu kopierendes Hologrammbild oder selbst die Druckqualität des Firmenlogos auf den Geräten helfen Händlern wie Endkunden, falsche Ware als solche zu erkennen.“

Kühne bekam in der Vergangenheit selbst Angebote, vermeintlich originale Markenware günstig abzunehmen, um diese mit verlockenden Margen an Unternehmen oder Fachhändler weiterzuverkaufen. Selbstverständlich lehnte der Geschäftsmann ab und rät, bei den geringsten Verdachtsmomenten Lieferanten und Originalhersteller zu kontaktieren. „Es ist heutzutage schwer, ein gutes Image bei seinen Kunden aufzubauen. Niemand kann es sich leisten, sein Geschäft für ein paar illegal gesparte Euro aufs Spiel zu setzen“, erläutert Kühne abschließend. Auch die gesetzlichen Strafen sprechen gegen den Handel mit solchen Artikeln. Je nach Lage entscheiden Gerichte auf hohe Geldstrafen oder Freiheitsstrafen von bis zu zehn Jahren. Allein dieses sollte gegen den Handel gefälschter Produkte sprechen. (Tecowin: ra)


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