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Nach Basel II kommt MiFID


Nach Basel II kommt MiFID: Finanzdienstleister können von MiFID profitieren
Das im Jahr 2004 verabschiedete MiFID gilt als eine der größten Herausforderungen der Finanzbranche der letzten Jahre

(09.01.07) - Ab dem 31. Januar 2007 soll die Richtlinie der EU über Märkte für Finanzinstrumente (MiFID) das europäische Wettbewerbsumfeld harmonisieren. Bei Banken und Wertpapierdienstleistern wächst angesichts der immensen Anforderungen die Unsicherheit. Auch die Prognosen für die bei der Umsetzung der MiFID insgesamt anfallenden Kosten klaffen weit auseinander.

Schätzungen reichen von 1,2 Mrd. Euro (Accenture) bis beinahe 40 Mrd. Euro (PPI Consulting Group). Um den Regelungen der MiFID zu entsprechen, sind in jedem Fall weit reichende Anpassungen der IT notwendig.

Laut dem aktuellen E.B.I.F.-Trendbarometer, einer Umfrage der E.B.I.F. und der Financial Times Deutschland unter 34 führenden Experten der Banken- und Versicherungs-IT war zwar Basel II im Herbst 2006 zwar noch immer bestimmendes Thema bei Banken. Jedoch nur zehn Monate nach Inkrafttreten von Basel II, also ab dem 1.11.2007, müssen Banken dann bereits die Richtlinien der MiFID umsetzen. Dabei gilt die im Jahr 2004 verabschiedete MiFID als eine der größten Herausforderungen der Finanzbranche der letzten Jahre. Ziele sind die Stärkung des Anlegerschutzes, die Erhöhung der Markttransparenz sowie der Markteffizienz durch verstärkten Wettbewerb. Dabei verpflichtet die Richtlinie Finanzdienstleister u.a. zur Schaffung umfassender Trans-parenz vor und nach Handelsaktivitäten, zur Ausführung der Aufträge zu den für Kunden günstigsten Bedingungen (Best Execution) sowie zur Aufzeichnung und Speicherung von Transaktionsdaten für bis zu fünf Jahre.

In zahlreichen Bereichen macht die MiFID bei Finanzdienstleistern Neuanschaffungen oder Anpassungen der Hard- und Software notwendig. Allein die erforderlichen Umstellungen der IT-Infrastruktur wird laut Deutschem Aktieninstitut (DAI) die Finanzdienstleister rund 5 Mrd. Euro kosten. Einzelne Großbanken sollten laut DAI mit dreistelligen Millionenbeträgen rechnen. Laut aktueller Umfrage des Frankfurter E-Finance Lab unter 193 deutschen Wertpapierfirmen bietet die MiFID den Banken und Wertpapierdienstleistern aber auch gute Wettbewerbschancen. Insbesondere durch die so genannte Best Execution Policy, also die zu veröffentlichenden Bedingungen der Auftragsausführung, können sich Wertpapierdienstleister und Banken vom Wettbewerb abheben.

Thorsten Wiesner, Sales Leader Financial Markets bei der IBM Deutschland, sagte zum Thema MiFID anlässlich der E.B.I.F.: "Die Auswirkungen der MiFID auf die IT aber auch die sich bietenden Chancen werden derzeit weit unterschätzt. Betroffen sind z.B. Frontoffice- und Middleoffice-Technologien, Handelsprozesse und Compliance-Funktionen. Wir beobachten jedoch einen Fokus auf Prozesse der Kundenberatung und auf die Festlegung der Best Execution Policy."

Ähnlicher Meinung ist Frank Häger, Geschäftsführer der Ilog Deutschland: "Voraussetzung für die bestmögliche Orderausführung sind leistungsfähige IT-Systeme. Wer jetzt in modernste IT wie z.B. in ein Business Rule Management System investiert, wird nicht nur die Zufriedenheit der Kunden erhöhen, sondern sich kontinuierlich an alle Richtlinien-Änderungen anpassen können."

Detlev Zwiener von der T-Systems Enterprise GmbH hält dagegen Outsourcing für das probate Mittel: "MiFID ist ein definitiver Katalysator im Konsolidierungsprozess des Wertpapiergeschäfts in Europa. Die aus der Umsetzung der EU-Richtlinie zu erwartenden Anforderungen an Depot, Abwicklung und Vertrieb werden viele Finanzdienstleister zum Anlass nehmen müssen, um über eine mögliche Auslagerung neu zu entscheiden.“

Eine wesentliche Herausforderung der MiFID ist laut Uwe Probst, Senior Business Consultant und MiFID-Spezialist im Hause ACTIS.BSP, auch die Verarbeitung der Marktdaten: "Es ist von entscheidender Bedeutung, wie die Marktdaten aufbereitet sind, damit sie dem Kunden in Echtzeit zur Verfügung gestellt werden können: Denn jede Straight Through Processing (STP)-Verarbeitung steht und fällt mit der zugrunde liegenden Datenqualität."

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