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EU-Kommission: Rote Karte für überhöhte Ablösesummen im Fußball und ungerechte Wettbewerbsbedingungen
In dem Bericht wird empfohlen, dass die FIFA und die nationalen Fußballverbände für eine bessere Kontrolle der Finanztransaktionen und die Einführung einer "Fairplay-Gebühr" auf Ablösesummen sorgen sollen


(05.03.13) - Fußballvereine geben jährlich rund 3 Mrd. EUR für Spielertransfers aus, aber nur ein sehr geringer Teil davon kommt kleineren Vereinen oder dem Amateursport zugute. Dies geht aus einer heute veröffentlichten Studie der Europäischen Kommission hervor. Demnach hat sich die Zahl der Transfers im europäischen Fußball zwischen 1995 und 2011 mehr als verdreifacht, die von den Vereinen gezahlten Ablösesummen sind im gleichen Zeitraum sogar um das Siebenfache gestiegen. Der größte Teil dieser Gelder konzentriert sich auf einige wenige Vereine mit den höchsten Einnahmen oder finanzkräftigen Investoren im Hintergrund. Diese Entwicklung trägt nur dazu bei, das Ungleichgewicht zwischen Arm und Reich weiter zur verstärken, denn weniger als 2 Prozent der Transfergebühren kommen bei kleineren Vereinen oder im Amateursport an, die für die Entwicklung neuer Talente unerlässlich sind. Die Umverteilung der Mittel, mit denen die Kosten für Training und Ausbildung junger Spielerinnen und Spieler ausgeglichen werden sollen, findet nicht in ausreichendem Maße statt, so dass kleinere Vereine keine Chance haben, sich zu entwickeln und die Überlegenheit der größten Vereine in den Wettbewerben zu beenden.

"Die Europäische Kommission erkennt das Recht der Sportverbände an, den Spielertransfer selbst zu regeln. Unsere Studie zeigt jedoch, dass diese Regeln im Fußball derzeit nicht für ein angemessenes Gleichgewicht oder gerechte Ausgangsbedingungen in den Liga- oder Pokalwettbewerben sorgen. Wir brauchen ein Transfersystem, das zur Entwicklung aller Vereine und junger Spielerinnen und Spieler beiträgt", erklärte Androulla Vassiliou, EU-Kommissarin für Sport.

Die Regeln für Spielertransfers werden von den Sportgremien festgelegt, z. B. der FIFA im Fußball oder der FIBA im Basketball. Dank des Transfer-Matching-Systems (TMS) der FIFA, das von 4.600 Vereinen weltweit online genutzt wird, hat sich die Transparenz im internationalen Transfergeschäft verbessert, auf nationaler Ebene bleibt jedoch noch viel zu tun. Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass das gegenwärtige System weiterhin vor allem den reichsten Vereinen, den Superstars unter den Spielern und ihren Agenten zugute kommt.

In dem Bericht wird empfohlen, dass die FIFA und die nationalen Fußballverbände für eine bessere Kontrolle der Finanztransaktionen und die Einführung einer "Fairplay-Gebühr" auf Ablösesummen sorgen sollen, die einen bestimmten, von den Sportverbänden und den Vereinen vereinbarten Betrag übersteigen, um die Umverteilung der Mittel von reicheren Vereinen zu weniger wohlhabenden Klubs zu verbessern.

Vorgeschlagen werden ferner die Begrenzung der Spielerzahl eines Vereins, die Überprüfung der Frage der Inhaberschaft Dritter an Transferrechten ("third-party ownership"), bei der ein Agent einem Verein einen Spieler "least", sowie ein Ende von Vertragspraktiken, die Ablösesummen in die Höhe treiben, z. B. wenn ein Verein die die Schutzzeit verlängert, in der Spieler nicht ohne Zustimmung des Vereins zu einem anderen Klub wechseln dürfen. In dem Bericht werden zudem die vollständige Umsetzung der UEFA-Regeln zum finanziellen Fairplay sowie stärkere Solidaritätsmechanismen gefordert, um die Jugendarbeit und den Schutz Minderjähriger zu stärken. Die Autoren der Studie fordern die Sportverbände auf, intensiver mit Strafverfolgungsbehörden bei der Bekämpfung von Geldwäsche und Korruption zusammenzuarbeiten.

Die nächsten Schritte
Die EU-Expertengruppe für "Good Governance im Sport" wird die Ergebnisse der Studie auf ihrer nächsten Sitzung im April erörtern. Die Expertengruppe, die auch über Maßnahmen zur Bekämpfung von Spielabsprachen diskutiert, setzt sich aus nationalen Fachleuten und Beobachtern der FIFA, der UEFA, des Verbandes der europäischen Profifußball-Ligen, der European Club Association und des internationalen Verbandes der Profifußballer zusammen. Die Gruppe wird den EU-Sportministern voraussichtlich bis Ende des Jahres einen Bericht vorlegen.

Hintergrund
Der Arbeitsmarkt im Fußball ist stark segmentiert: Der "Primärmarkt" betrifft einige wenige Superstars unter den Spielern, während der Sekundärmarkt aus Profis oder Halbprofis besteht, die nicht viel Geld verdienen und oft Schwierigkeiten haben, ihre Karriere auszubauen, vor allem nach Ende ihrer aktiven Laufbahn.

Um durch eine bessere und verstärkte Umverteilung einen fairen und ausgewogenen Wettbewerb zwischen den Vereinen herzustellen, schlägt die Studie Folgendes vor:

i) Einführung einer "Fairplay-Gebühr" auf Ablösesummen, die einen bestimmten Betrag übersteigen, um die Umverteilung der Mittel von reicheren Vereinen zu weniger finanzkräftigen Klubs zu verbessern. Ziel der Abgabe wäre die Wiederherstellung eines ausgewogenen Wettbewerbs. Der Schwellenwert, die Höhe der Gebühr und ihr Anwendungsbereich sollten von den internationalen Fußballgremien in Absprache mit den Vereinen festgelegt werden;

ii) eine bessere Bekanntmachung der Spielertransfers, damit gewährleistet ist, dass die Vereine die Solidaritätsentschädigung erhalten und über ihre Rechte informiert sind;

iii) Einführung einer Größenbegrenzung des Kaders der Vereine;

iv) Regelung der Leihgabe von Spielern;

v) Klärung der Frage der Inhaberschaft Dritter an Transferrechten ("third-party ownership") durch die Annahme von Regeln zum Schutz der Unversehrtheit und Freiheit von Spielerinnen und Spielern sowie der Fairness im Sport. Die Regeln sollten Investitionen in den Sport nicht unverhältnismäßig behindern und im Einklang mit den EU-Rechtsvorschriften über den freien Kapitalverkehr stehen;

vi) Förderung der Umsetzung der Regeln zum finanziellen Fairplay, damit die Vereine dazu angehalten werden, ihre Ausgaben unter ihren Einnahmen zu halten;

vii) Lösung des Problems der Instabilität von Basketballteams.

Um überhöhte Ablösesummen zu vermeiden, wird Folgendes vorgeschlagen:

i) Vereine sollten die "Schutzperiode", in der ein Spieler nicht ohne Zustimmung den Verein wechseln darf, nicht verlängern dürfen, da dies die Transfersummen in die Höhe treibt (in der Regel sind Verträge bei Spielern bis 28 Jahre drei Jahre lang geschützt, bei älteren Spielern zwei Jahre);

ii) "Buy-Out"-Klauseln in Verträgen sollten verhältnismäßig sein.

In ihrer Mitteilung "Entwicklung der europäischen Dimension des Sports" von 2011 erklärte die Kommission, dass Spielertransfers immer wieder öffentliche Aufmerksamkeit erregten, weil es Bedenken hinsichtlich der Legalität der Vorgänge und der Transparenz der beteiligten Geldströme gebe. Im Januar 2012 gab die Kommission eine Studie über Spielertransfers in Auftrag, die einen detaillierten Überblick über die wirtschaftlichen und rechtlichen Aspekte der Transfersysteme im Mannschaftssport in Europa – vor allem im Fußball und im Basketball – geben sollte. Durchgeführt wurde die Studie von einem Zusammenschluss von KEA European Affairs (Belgien) und dem Centre for the Law and Economics of Sport der Universität Limoges (Frankreich).

Vor siebzehn Jahren wurde mit dem Urteil des EU-Gerichtshofs in der Rechtssache Bosman die Organisation des Profifußballs in Europa und in der ganzen Welt durch die Beseitigung der Hindernisse für den freien Spielerverkehr tiefgreifend verändert; vor zwölf Jahren wurden die Transferbestimmungen für den Profifußball durch eine informelle Vereinbarung zwischen der Kommission, der FIFA und der UEFA neu gestaltet.

Die Europäische Kommission hat ein Sportkapitel für das neue EU-Programm für allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport, Erasmus für alle, vorgeschlagen. Für den Zeitraum 2014 bis 2020 sind für den Bereich Sport durchschnittlich 34 Mio. EUR jährlich vorgesehen. Unterstützt werden transnationale Projekte, die den Austausch von Wissen und bewährten Verfahren vorantreiben sollen, wichtige nichtkommerzielle europäische Sportveranstaltungen sowie Studien und statistische Arbeiten zur Stärkung der Wissensgrundlagen für die Sportpolitik. Von der Förderung profitieren werden hauptsächlich staatliche Stellen und Organisationen der Zivilgesellschaft, die im Breitensport aktiv sind. Die Kommission unterstützt gegenwärtig eine Reihe vorbereitender Initiativen im Bereich des Sports; darunter fünf gesamteuropäische Projekte zur verstärkten Zusammenarbeit bei der Bekämpfung von Spielabsprachen. (Europäische Kommission: ra)


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