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Beeinträchtigung der Interoperabilität?


Fusionskontrolle: EU-Kommission stellt geplante Übernahme von VMware durch Broadcom auf den Prüfstand
Die vorläufige Prüfung der Kommission ergab, dass das Vorhaben Broadcom in die Lage versetzen könnte, den Wettbewerb auf dem Markt für NICs, FC-HBA und Speicheradapter einzuschränken



Die Europäische Kommission hat eine eingehende Prüfung eingeleitet, um die geplante Übernahme von VMware durch Broadcom nach der EU-Fusionskontrollverordnung zu untersuchen. Die Kommission befürchtet insbesondere, dass das Vorhaben Broadcom in die Lage versetzen könnte, den Wettbewerb auf dem Markt für bestimmte mit der Software von VMware interoperable Hardwarekomponenten einzuschränken.

Broadcom ist ein Hardware-Unternehmen, das unter anderem Netzwerkkarten (im Folgenden "NICs"), Fibre-Channel-Host-Bus-Adapter (im Folgenden "FC-HBA") und Speicheradapter anbietet. Broadcom hat kürzlich damit begonnen, ihre Tätigkeit auf Softwaremärkte auszuweiten. VMware ist eine Software-Anbieterin, die hauptsächlich Virtualisierungssoftware bereitstellt, die mit einer großen Bandbreite an Hardware, darunter NICs, FC-HBA und Speicheradapter, interoperabel ist. Die Portfolios der Unternehmen ergänzen einander weitgehend.

Vorläufige wettbewerbsrechtliche Bedenken der Kommission
Die vorläufige Prüfung der Kommission ergab, dass das Vorhaben Broadcom in die Lage versetzen könnte, den Wettbewerb auf dem Markt für NICs, FC-HBA und Speicheradapter einzuschränken, und zwar durch Beeinträchtigung der Interoperabilität zwischen der Server-Virtualisierungssoftware von VMware und der Hardware von Wettbewerbern zugunsten ihrer eigenen Hardware und/oder Ausschluss der Hardware von Wettbewerbern, indem diese daran gehindert werden, die Server-Virtualisierungssoftware von VMware zu nutzen oder indem ihr Zugang zu dieser Software beeinträchtigt wird.
Dies wiederum könnte zu höheren Preisen, geringerer Qualität und weniger Innovation für Geschäftskunden und letztlich auch für die Verbraucher führen.

Darüber hinaus wird die Kommission untersuchen, ob
>> Broadcom die Entwicklung von SmartNICs durch andere Anbieter behindern könnte. Im Jahr 2020 brachte VMware mit den drei SmartNIC-Anbietern NVIDIA, Intel und AMD Pensando das Projekt Monterey auf den Weg. Broadcom könnte die Beteiligung von VMware am Projekt Monterey einschränken, um ihre eigenen mit NICs erzielten Einnahmen zu schützen. Dies könnte zum Nachteil der Kunden Innovationen behindern.
>> Broadcom die Virtualisierungssoftware von VMware mit ihrer eigenen Software (d. h. Mainframe- und Sicherheitssoftware) bündeln könnte und die Virtualisierungssoftware von VMware möglicherweise nicht mehr als eigenständiges Produkt anbieten würde. Dies würde eine Einschränkung der Auswahl und möglicherweise einen Ausschluss konkurrierender Software-Anbieter vom Markt bewirken.

Das Vorhaben wurde am 15. November 2022 bei der Kommission zur Genehmigung angemeldet. Nun muss die Kommission innerhalb von 90 Arbeitstagen, also spätestens am 11. Mai 2023, einen Beschluss erlassen. Die Einleitung eines eingehenden Prüfverfahrens greift dem Ergebnis der Untersuchung nicht vor.

Unternehmen und Produkte
Broadcom ist ein US-amerikanisches Hardwareunternehmen, das unter anderem NICs, FC-HBA und Speicheradapter herstellt. NICs sind Serverkomponenten, die eine Schnittstelle zwischen dem Server und anderen Rechnern und Geräten eines Netzwerks herstellen. FC-HBA sind Speicheradapter, die Server mit Speichern verbinden, die sich außerhalb des Servers in einem Speichernetz befinden. Dies erfolgt unter Verwendung des Fibre-Channel-Protokolls, in der Regel über einen Schalter. Speicheradapter verbinden die Zentraleinheiten (CPUs) der Server direkt mit dem Speicher. Broadcom hat kürzlich begonnen, seine Tätigkeit auf Softwaremärkte auszuweiten, insbesondere durch die Übernahme von CA Technology und Symantec.

VMware ist ein US-amerikanisches Softwareunternehmen, das hauptsächlich Virtualisierungssoftware anbietet, die es IT-Betreibern ermöglicht, virtuelle Versionen von Computerressourcen (z. B. Hardware, Betriebssystemen ("OS"), Speichermedien oder Netzwerkressourcen) zu erstellen, die als virtuelle Maschinen bezeichnet werden. Dies versetzt IT-Organisationen in die Lage, gleichzeitig mehr als ein virtuelles System – und mehrere Betriebssysteme und Anwendungen – auf einem einzigen Server zu betreiben. (Europäische Kommission: ra)

eingetragen: 21.01.23
Newsletterlauf: 03.03.23


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    Die Europäische Kommission hat einen strukturierten Reflexionsprozess zur Überprüfung der EU-Betrugsbekämpfungsarchitektur in Gang gesetzt. Die Überprüfung ergänzt die vorbereitenden Arbeiten für den nächsten mehrjährigen Finanzrahmen (MFR). Ziel ist es, einen verstärkten und effizienteren Schutz der finanziellen Interessen der Union zu gewährleisten.

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    Die Europäische Kommission hat Vivendi ihre vorläufige Auffassung mitgeteilt, dass das Unternehmen gegen die Anmeldepflicht und das Durchführungsverbot nach der EU-Fusionskontrollverordnung sowie gegen die Bedingungen und Auflagen des Kommissionsbeschlusses vom 9. Juni 2023 über die Genehmigung der Übernahme von Lagardère durch Vivendi verstoßen hat.

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    Die Europäische Kommission hat Verpflichtungsangebote von Corning nach den EU-Kartellvorschriften für rechtsverbindlich erklärt. Die Verpflichtungen räumen die Bedenken der Kommission aus in Bezug auf von Corning geschlossene mutmaßlich wettbewerbswidrige Alleinbezugsvereinbarungen für Alkali-Aluminosilikatglas (im Folgenden "Alkali-AS-Glas"), das hauptsächlich als Abdeckglas in Smartphones und anderen tragbaren Elektronikgeräten zum Einsatz kommt.

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    Die Europäische Kommission hat ein förmliches Prüfverfahren eingeleitet, um zu ermitteln, ob KKR & Co. Inc. (im Folgenden "KKR") der Kommission im Rahmen des Fusionskontrollverfahrens zur Übernahme des Unternehmens NetCo unrichtige oder irreführende Angaben übermittelt hat.

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