813 Milliarden Euro faule Kredite in EU


Notleidende Kredite in der Eurozone
Notleidende Kredite gelten als das derzeit größte Risiko für die Stabilität des Bankensektors in der Eurozone



Das Volumen notleidender Kredite bei Banken in der gesamten Europäischen Union betrug Ende letzten Jahres 813 Milliarden Euro. Dies berichtet die Deutsche Bundesregierung in ihrer Antwort (19/3600) auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion (19/2663). Das Volumen notleidender Kredite bei bedeutenden Banken in den an der Eurowährung teilnehmenden Ländern wird mit 721 Milliarden Euro beziffert. Die höchste Summe notleidender Kredite wurde mit 186,7 Milliarden Euro in Italien registriert. Es folgen Banken in Frankreich (135,5 Milliarden Euro), Spanien (106,2), Griechenland (100,8) und Deutschland (49,6 Milliarden Euro). Unter Berufung auf einen EU-Bericht heißt es in der Antwort, der Anteil notleidender Kredite bei Banken liege heute höher als vor Beginn der Finanzkrise.

Vorbemerkung der Fragesteller
Notleidende Kredite (engl. non-performing loans, NPLs) gelten als das derzeit größte Risiko für die Stabilität des Bankensektors in der Eurozone. Im November 2016 präsentierte die Europäische Kommission mit Blick auf die notleidenden Kredite ein Legislativpaket zur Überarbeitung der Richtlinie über die Sanierung und Abwicklung von Kreditinstituten (BRRD), der Verordnung über den einheitlichen Abwicklungsmechanismus (SRMR), der Eigenkapitalrichtlinie IV (CRD IV) und der Eigenkapitalverordnung (CRR). Zusätzlich wurde ein Vorschlag für eine Richtlinie über präventive Restrukturierungsrahmen zur Steigerung der Effizienz von Insolvenzverfahren angenommen.

Im März 2018 stellte die Europäische Kommission eine Reihe von Gesetzentwürfen vor, um das Volumen der notleidenden Kredite in der Eurozone zu verringern. Das Paket sieht politische Maßnahmen in vier Bereichen vor: Erstens erarbeitete die Europäische Kommission einen Vorschlag, die Eigenkapitalverordnung dahingehend zu ändern, Mindestbeträge für Fonds einzuführen, um die Banken vor Kreditverlusten durch notleidende Kredite zu schützen.

Zweitens soll ein Mechanismus zur " beschleunigten außergerichtlichen Realisierung von besicherten Krediten" geschaffen werden. Drittens wurde ein Vorschlag vorgelegt, einen europäischen Sekundärmarkt zu schaffen, auf dem Banken ihre notleidenden Kredite verkaufen können, um ihre Bilanzen aufzubessern. Viertens stellte die Europäische Kommission eine unverbindliche Blaupause für die Einrichtung nationaler Vermögensverwaltungsgesellschaften vor.

Im Mai 2018 wurde bekannt, dass die Regierung in Zypern 2,5 Mrd. Euro an die Cyprus Cooperative Bank Ltd (COOP) gezahlt hat, um deren Liquidität sicherzustellen. Die COOP-Bank hält laut Medienberichten notleidende Kredite im Wert von 6,2 Mrd. Euro in ihren Bilanzen, was etwa einem Drittel des Bruttoinlandsproduktes Zyperns entspricht. Insgesamt beläuft sich das Volumen der NPLs in den Büchern zypriotischer Banken auf circa 90 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung des Landes. Es ist bis jetzt unklar, ob die zypriotische Regierung mit der Rettung der COOP gegen europäisches Recht verstoßen hat.
(Deutsche Bundesregierung: ra)

eingetragen: 28.08.18
Newsletterlauf: 11.10.18


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>



Meldungen: Bundestag, Bundesregierung, Bundesrat

  • Sorgfaltspflichten für Online-Dienste

    Bei einer öffentlichen Anhörung des Digitalausschusses ist das von der Bundesregierung geplante Digitale-Dienste-Gesetz (20/10031) zur Umsetzung des Digital Services Act (DSA) auf nationaler Ebene von den geladenen Sachverständigen überwiegend begrüßt worden. Moderate Kritik wurde an einzelnen Punkten des Entwurfs zur Umsetzung laut.

  • Einsatz von KI birgt auch Risiken

    Die Deutsche Bundesregierung erkennt in der Nutzung Künstlicher Intelligenz (KI) ein "vielfältiges und beträchtliches" Potenzial für Beschäftigte und den Arbeitsmarkt. KI könne die Produktivität von Beschäftigten steigern und diese bei ihren Tätigkeiten entlasten.

  • EU-Plastikabgabe weiter in Abstimmung

    Die Deutsche Bundesregierung befindet sich momentan noch in der Abstimmung hinsichtlich der konkreten Ausgestaltung der nationalen Umlegung der EU-Plastikabgabe. Verschiedene Optionen würden geprüft.

  • Bedeutung gemeinwohlorientierter Unternehmen

    Die Parlamentarische Staatssekretärin des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), Franziska Brantner (Bündnis 90/Die Grünen), hat bei der Aussprache zur Unterrichtung des Bundestages zur Nationale Strategie für Soziale Innovationen und Gemeinwohlorientierte Unternehmen im Wirtschaftsausschuss die Bedeutung des Programms betont.

  • Mehr Recycling-Anreize

    In seiner derzeitigen Form hat Paragraf 21 des Verpackungsgesetzes aus Sicht der Bundesregierung für die Hersteller systembeteiligungspflichtiger Verpackungen bereits ein wichtiges Signal in Richtung des ökologischen Verpackungsdesigns gesetzt.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen