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MiFID, SEPA und Compliance-Richtlinien


SEPA und MiFID rücken DMS und BPM bei Kreditinstituten in ein neues Licht
Notwendigkeit von Dokumentenmanagement und revisionssicherer elektronischer Archivierung noch vor dem Hintergrund der MiFID

Von Manfred Forst *

(02.01.08) - Neue Standards in der Finanzwirtschaft setzen die europäischen Banken derzeit in Zugzwang. Im Januar 2008 tritt die Single Euro Payment Area, kurz SEPA, in Kraft. Ziel dieser Initiative der EU, der Europäischen Zentralbank und mehrerer Privatbanken ist es, einen einheitlichen europäischen Zahlungsverkehrsraums zu schaffen. Die Art, wie Banken und Unternehmen ihre Geschäfte abwickeln, wird sich dadurch signifikant verändern. Und mit dem verbesserten Anlageschutz nach MiFID wartet eine weitere Herausforderung auf die Branche.


Beide Standards werden zu mehr Transparenz und Straffung der Geschäftsprozesse in einem einheitlichen europäischen Markt für Finanzdienstleistungen führen. Gleichzeitig erfordern sie neben strukturellen Änderungen auch eine entsprechende Anpassung der IT-Lösungen in den Banken. Damit verbunden ist Chance, die eigene operative Effizienz zu verbessern.
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Mit SEPA können Eurozahlungen künftig grenzüberschreitend schnell, sicher und kostengünstig abgewickelt werden. Die Konditionen von Finanztransaktionen samt aller Rechte und Pflichten für die mehr als 450 Millionen Bürger/innen und Unternehmen in Europa werden auf diese Weise vereinheitlicht. Für Finanzdienstleistungsinstitute bedeutet dies, sich mit der Anschaffung neuer Technologien auseinanderzusetzen.

Die Anpassung vorhandener IT-Systeme an die neuen Zahlungsstandards umfasst in erster Linie die Integration von SEPA-Formaten, die Migration auf EBICS, den Electronic Banking Internet Communication Standard sowie die Gewährleistung sicherer Authentifizierung. Im Zahlungsverkehrsbereich etwa warten die Hersteller bereits mit neuen "SEPA-fähigen" Systemen auf, welche die neuen SEPA-Überweisungsträger und -Lastschriften-Mandate einlesen und verarbeiten können. Davon sind auch die nachfolgenden Technologien für Business Process Automation (BPA) und Dokumenten Management Systeme (DMS) betroffen, die sich nahtlos in die Frontoffice-Systeme einbinden lassen müssen. Hier stehen die bankinternen IT-Abteilungen in den kommenden Monaten vor der Aufgabe der Integration der Systeme.

Allein weil durch die Zusammenführung einzelstaatlicher Zahlungsmärkte ein riesiger Binnenmarkt entsteht und sich der Wettbewerb zwischen den Anbietern von Zahlungsdienstleistungen verschärfen wird, ist eine Auseinandersetzung mit neuen Technologien im Bereich DMS und BPA ratsam. Denn deren Einsatz sorgt für eine Straffung interner Geschäftsprozesse, führt zur kürzeren Reaktionszeiten, höherem Kundenservice und damit mehr Wettbewerbsfähigkeit.

Deutlicher vor Augen tritt die Notwendigkeit von Dokumentenmanagement und revisionssicherer elektronischer Archivierung noch vor dem Hintergrund der MiFID (Markets in Financial Instruments Directive), der EU-Richtlinie zur Vereinheitlichung und Harmonisierung der europäischen Finanzmärkte, deren Vorschriften ab dem 1. November 2007 Anwendung finden müssen. Hier geht es um verbesserten Anlegerschutz, verstärkten Wettbewerb sowie die Harmonisierung und Öffnung des EU-Binnenmarktes für Finanzdienstleistungen. Anliegen von MiFID ist die Förderung von Investitionen privater und gewerblicher Anleger innerhalb der EU und über ihre Grenzen hinweg sowie eine Erleichterung von Wertpapierdienstleistungen.

Kreditinstitute haben nun umfangreiche Dokumentationspflichten bei der Wertpapierberatung sowie bei der Ausführung von Orders zu beachten. Alle relevanten Transaktionsdaten sind für fünf Jahre zu speichern. Es kommen damit auch auf die eingesetzten DMS- und Archivlösungen erweiterte Anforderungen zu bzw. sind diese neu anzupassen.

Insbesondere müssen deutsche Finanzdienstleister angesichts MiFID und SEPA ihre Compliance-Richtlinien anpassen. Mit der Einrichtung von Compliance-Abteilungen haben sich diese im Prinzip schon seit Verabschiedung des 2. Finanzmarktförderungsgesetzes vom 26. Juli 1994 auseinander zu setzen. Interne Compliance-Richtlinien sollen dafür sorgen, gesetzliche Vorgaben in ein internes Regelwerk zu transformieren und damit der Verantwortung zur Informationspflicht gegenüber Kunden, Partnern und Mitarbeiter/innen gerecht zu werden.

Mit MiFID warten jetzt auf die Compliance-Abteilungen neue Herausforderungen. So müssen Kreditinstitute offen legen, dass sie die Vorschriften für die Auftragsbearbeitung beachten und ihren Kunden die beste Ausführung garantieren. Sie müssen die Kosten für die Finanzdienstleistungen offen legen, sich auf etwaige Interessenkonflikte durchleuchten lassen und vor allem ihre Provisionen veröffentlichen – ein besonders heikler Punkt für viele Kreditinstitute.

Kein Wunder, dass die neuen Vorschriften so manchem Niederlassungsleiter nicht schmecken wollen. Dabei bedeutet jeder Schritt in Richtung Anlegerschutz gleichzeitig auch mehr Schutz für die Bank, weil die Angriffsfläche bei möglichen Streitigkeiten minimiert wird, wenn der Kunde im Vorfeld die maximale Aufklärung erhält.

In den Kreditinstituten muss man sich ab sofort mehr Zeit für die Beratung der Kunden nehmen und diese noch besser und umfassender als bisher informieren. Dazu zählen Informationen über die Bank selbst, ihre Dienstleistungen, die angebotenen Finanzinstrumente und Strategien; die Bank muss über Risiken aufklären, entsprechende Warnungen geben und vieles mehr. Vor der damit verbundenen "Informationsflut", die viele fürchten, muss einem aber nicht angst und bange werden.

Denn jedes Kreditinstitut, das sein Haus bereits mit Dokumenten-Management und Archivierungs-Technologien ausgestattet hat, weiß, dass sich mit Hilfe solcher Lösungen die Datenflut eindämmen und kontrollieren sowie jede Information sofort, strukturiert und ohne langes Suchen zur Verfügung stellen lässt. DMS, BPA und Archiv rücken daher vor dem Hintergrund von SEPA und MiFID in neues Licht, denn sie stellen eine optimale Plattform für die Einhaltung und Umsetzung der neuen Standards dar. (Dmsfactory: ra)

* Manfred Forst ist Geschäftsführer der Dmsfactory GmbH

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