Sie sind hier: Home » Fachartikel » Management

Automatisierung der Trade-Compliance durch IT


Effiziente Organisation eines Trade-Compliance-Managements – ein Praxisbeispiel
Die Erfahrung zeigt, dass die organisatorische Zuordnung des Trade-Compliance-Managements in den einzelnen Firmen stark von den handelnden Personen abhängt



Autor: Kai Schwab, Sales Director Germany, Amber Road

(16.10.15) - Trade Compliance ist in den meisten international tätigen Großunternehmen heute als Topmanagementaufgabe voll anerkannt. Eine heiße Frage bleibt jedoch, wie das Thema inhaltlich und organisatorisch am besten umgesetzt werden kann. Immer mehr Unternehmen legen Wert darauf, als positiver Teil der Gesellschaft wahrgenommen zu werden. Dazu gehört, stets rechtskonform zu handeln. Das Trade-Compliance-Management stellt das Einhalten von Gesetzen und Vorschriften im Außenhandel sicher. Es weist zahlreiche Berührungspunkte mit anderen Managementsystemen und Regelwerken wie zum Beispiel Corporate Governance, Risiko-, Qualitäts-, Umwelt- und Nachhaltigkeits-Management auf. Unternehmen stehen daher vor der Frage, welchem Unternehmensbereich sie das Thema Trade Compliance zuordnen sollen, z. B. der Rechtsabteilung, Finanzen/Controlling, dem Politik- und Regulierungs-Management oder dem Supply-Chain-Management. Und sie müssen entscheiden, wie sie Import- und Exportkontrollen am besten organisieren können.

Die Erfahrung zeigt, dass die organisatorische Zuordnung des Trade-Compliance-Managements in den einzelnen Firmen stark von den handelnden Personen abhängt. Ausschlaggebend ist dabei, dass das Management überzeugt hinter dem Thema steht. Um genau diese Sensibilisierung der Geschäftsführung zu erreichen, bedarf es immer Personen im Unternehmen, die das Thema vorantreiben. Die sehr rechtsbezogene Aufgabe kann sowohl in der Rechtsabteilung wie auch im Finanzbereich oder anderen Zentralfunktionen, wie dem Supply-Chain-Management, gut aufgehoben sein, aber weniger gut in erfolgsabhängigen Funktionen wie Vertrieb und Marketing.

Zentral oder dezentral?
In einem zweiten Schritt muss jedes Unternehmen individuell für sich entscheiden, welcher Grad der Zentralisierung für seine Trade-Compliance-Organisation zielführend ist. Firmenholdings mit unabhängigen Tochtergesellschaften brauchen eine andere Organisationsform als stark zentralisiert geführte Unternehmen.

Wichtig ist, dass für jeden Geschäftsbereich und für jede Regional- und Länderorganisation die Verantwortlichkeiten klar definiert werden. Für alle Firmenteile weltweit sollten die gleichen Standards für die Implementierung von Kontrollprozessen, ihre Ausführung sowie die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter gelten. Es sollten überall die gleichen, homogenen Prozesse angewandt und die gleichen Kommunikationswege eingehalten werden.

Awareness – Kommunikation – Training
Die Geschäftsführung und der zentrale Trade-Compliance-Verantwortliche sind für die Festlegung der Standards verantwortlich. Sie sollten die Risiken von Trade-Compliance-Verstößen in der eigenen Organisation präventiv analysieren, Handlungsbedarfe identifizieren und notwendige Systemänderungen und Kontrollmechanismen installieren.

Eine wichtige Aufgabe des Trade-Compliance-Verantwortlichen ist es, Dokumente und Entscheidungen der Behörden, Gerichtsverfahren und die neuesten Handelsnachrichten zu untersuchen. Diese Informationen werden durch ihn aufbereitet und seinen Mitarbeitern in den verschiedenen Geschäftsbereichen zur Verfügung gestellt. Ergänzend hierzu ist die Aus- und Weiterbildung ein wichtiges Thema. Eine kontinuierliche Schulung stellt sicher, dass die Mitarbeiter auf dem neusten Stand sind, um mögliche Probleme rechtzeitig zu erkennen. Darüber hinaus ist zu empfehlen, mit den lokalen Behörden eine gute Beziehung zu pflegen.

Ein weiterer bedeutender Aufgabenbereich des Trade-Compliance-Verantwortlichen ist die Fehleranalyse. Auf der Basis von Fehlermustern kann er notwendige Maßnahmen ergreifen, damit Fehler zukünftig vermieden und Möglichkeiten von Ordnungwidrigkeiten oder gar einer persönlichen Haftung oder Unternehmenshaftung verringert werden. Dazu gehört, die kontinuierliche Optimierung des Trade-Compliance-Management-Systems, das Anpassen von Arbeitsvorschriften und -Prozessen sowie der IT-Programme. Diese detailorientierte Herangehensweise hat sich bei vielen Firmen bestens bewährt.

Wann ist der Einsatz von IT-Systemen sinnvoll?
Die Entscheidung einer Automatisierung der Trade-Compliance durch IT-Systeme im Unternehmen hängt von vielen Faktoren ab.
Diese sind:
>> Anzahl der Geschäftspartner wie z. B. Kunden, Lieferanten und Finanzinstitute
>> Menge von Geschäftstransaktionen wie z. B. Bestellungen und Kundenaufträgen
>> Anzahl und Komplexität der Endverbleib- und Verwendungszweckkontrollen
>> Menge der Kauf- und Verkaufsprodukte, für die beispielsweise eine Klassifizierung, Tarifierung und Ursprungsbestimmung erfolgen muss
>> Umfang der benötigten Allgemein- und Individualgenehmigungen
>> Anzahl firmeninterner Lieferungen

Eine manuelle Abwicklung der Import- und Exportkontrolle ist durchaus möglich, falls die Anzahl und Komplexität der zuvor genannten Faktoren begrenzt ist und das Team die notwendige personelle Besetzung hat. Bei dieser Besetzung sind auch Vertretungen zu berücksichtigen.

Demgegenüber ist bei Unternehmen mit großem Geschäftsvolumen und komplexen internationalen Herstellungsprozessen eine IT-Unterstützung unerlässlich. Eine nahtlose Integration der Trade-Compliance-Lösung in Enterprise-Ressource-Planning- (ERP-)Systeme ist in jeden Fall empfehlenswert. Nur so können Kontrollen schnell und unkompliziert durchgeführt, eine maximale Wirksamkeit und ein optimaler Nutzen aus der Automatisierung der Geschäftsprozesse erreicht werden. Von Insellösungen einzelner Abteilungen ist abzuraten.

Vor allem das Durchleuchten von Geschäftspartnern vor der Aufnahme von Geschäftsbeziehungen unter Berücksichtigung von Sanktionen und Embargos muss schnell und nachhaltig vollzogen werden. Der Umfang geltender Einschränkungen ist sehr groß und laufenden Änderungen unterworfen. Ein zuverlässiges Screening kann daher nur mit Hilfe automatisierter Prozesse erfolgen.

Management of Exceptions
In den meisten Unternehmen stellt ein erfolgreiches Trade-Compliance-Management-System das Rückgrat in der Abwicklung der Handelstransaktionen dar. Ein solches System zeichnet sich dadurch aus, dass es global eingesetzt werden kann. Es stellt zum Beispiel sicher, dass weltweit im Konzern die gleichen Prozesse bei Exportkontrollen eingehalten werden und die Freigabe von Sendungen sowohl zentral also auch dezentral erfolgen kann. Die Prüfung von Ausfuhrvorgängen erfolgt auf der Grundlage von nationalem Exportrecht und US-Re-Export-Recht. Nur Sonderfälle müssen per Einzelbearbeitung in Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden gelöst werden. Statt sich um jedes Detail zu kümmern, betreibt das Unternehmen ein "Management of Exceptions":Die Software informiert die Verantwortlichen, sobald ein Problem auftritt. Dadurch wird das Fehlerrisiko minimiert und die Exportkontrollen können so durchgeführt werden, dass es zu keinen Verzögerungen in der Lieferkette kommt.

Beispiel: Infineon Technologies AG
Seit der Ausgründung aus dem Siemens-Konzern 1999/2000 hat der international tätige Halbleiterproduzent Infineon Technologies AG eine kosteneffiziente Trade-Compliance-Management-Organisation aufgebaut. Die Organisation ist im Finanzbereich angesiedelt. Ein kleines Team in der Firmenzentrale wird von Teams in den Regionen Amerika, im Asien-Pazifik-Raum und in Europa in einem globalen Netzwerk von Export-Compliance-Beauftragten unterstützt. Die Kommunikation von Neuigkeiten aus den Märkten in die Zentrale erfolgt regelmäßig. Im Gegenzug informiert die Zentrale über Gesetzesänderungen und macht beispielsweise auf anstehende politische Veränderungen in Bezug auf Sanktionen oder Gesetzesänderungen aufmerksam. Die Firmenzentrale berät zudem die regional Verantwortlichen bei Einzelfallprüfungen. Die Exportfreigabe erfolgt jedoch regional bzw. auf nationaler Ebene.

Regelmäßig werden regionale und globale Workshops organisiert. Damit wird sichergestellt, dass alle Regionen den gleichen Wissenstand und homogene Prozesse etabliert haben sowie gleich hohe Standards einhalten.

Bei allen Export- und Importkontrollen wird die Organisation von einem modular aufgebauten, stabilen IT-System unterstützt. Dieses ist in das firmeneigene ERP-System integriert.

Herstellung und Verkauf von Halbleitern sind ein Massengeschäft mit komplexen globalen Lieferketten im Herstellungsprozess. Einige Endprodukte haben – abstrakt gesprochen – bereits vier Mal die Welt umflogen, bevor sie zum Endabnehmer versandt werden. Risiko-Management und rechtskonformes Handeln sind unter diesen Umständen zwingend notwendig.

Bei einigen Produkten gibt es zudem Abweichungen bei der Produktklassifizierung zwischen Ziel- und Fertigungsstandorten. Dies erhöht den Komplexitätsgrad. Darüber hinaus gelten manche Halbleiter als Dual-Use-Produkte, was zusätzliche Anforderungen an das Compliance-Management stellt. Ohne ein ausgefeiltes IT-System wäre eine nahtlose Abwicklung der Exporte nicht möglich.
(Amber Road: ra)

Amber Road: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>


Meldungen: Management

  • Intelligente SIEM-Lösungen sind gute Hilfsmittel

    Jedes Netzwerk benötigt Schutz. Schutz vor feindlichen Angriffen, Schutz vor versehentlichen Datenverlusten. Gewährleisten kann diesen Schutz nur ein durchdachtes und konsequent in der Praxis angewandtes Regelwerk, die sogenannte Compliance. Das richtige Management der Compliance ist eine komplizierte Angelegenheit. Um sicherzustellen, dass Regeln befolgt und Verstöße geahndet werden, ist ein Indikator erforderlich, mit dem das Regelwerk auf seine konsequente Einhaltung überprüft werden kann. Hier kommen Protokolldateien, die sogenannten Logfiles, ins Spiel.Logfiles entstehen, wenn in einer digitalen Umgebung eine Funktion ausgeführt wird. Sie beinhalten Informationen über die Aktivität, die ausgeführt wurde, und Zusatzinformationen, wie z.B. zum Ausführungszeitpunkt, dem Akteur, etc.Richtig eingesetzt können mit Hilfe dieser Logfiles problemlos Verstöße gegen die Compliance erkannt, nachträglich sogar, über digitale Forensik-Analysen, bis zu ihrem Ursprung zurückverfolgt werden. So ist es mit ihrer Hilfe möglich, Sicherheitslücken zu schließen.

  • Automatisierung der Trade-Compliance durch IT

    Trade Compliance ist in den meisten international tätigen Großunternehmen heute als Topmanagementaufgabe voll anerkannt. Eine heiße Frage bleibt jedoch, wie das Thema inhaltlich und organisatorisch am besten umgesetzt werden kann. Immer mehr Unternehmen legen Wert darauf, als positiver Teil der Gesellschaft wahrgenommen zu werden. Dazu gehört, stets rechtskonform zu handeln. Das Trade-Compliance-Management stellt das Einhalten von Gesetzen und Vorschriften im Außenhandel sicher. Es weist zahlreiche Berührungspunkte mit anderen Managementsystemen und Regelwerken wie zum Beispiel Corporate Governance, Risiko-, Qualitäts-, Umwelt- und Nachhaltigkeits-Management auf. Unternehmen stehen daher vor der Frage, welchem Unternehmensbereich sie das Thema Trade Compliance zuordnen sollen, z. B. der Rechtsabteilung, Finanzen/Controlling, dem Politik- und Regulierungs-Management oder dem Supply-Chain-Management. Und sie müssen entscheiden, wie sie Import- und Exportkontrollen am besten organisieren können.

  • IT-gestützte Compliance ist kein Hexenwerk

    Compliance wird immer wichtiger. Unternehmen müssen umfangreiche gesetzliche Vorgaben und Richtlinien einhalten und deren Befolgung auch nachweisen. Bei Rechtsverletzungen drohen empfindliche Strafen und ein erheblicher Imageschaden. Doch viele Firmen sind mit dem Compliance-Management überfordert. Abhilfe schafft hier ein pragmatischer, IT-gestützter Ansatz wie das Compliance-Framework von Computacenter, das die Regularien mit den entsprechenden IT- und Geschäftsprozessen verzahnt und Abweichungen erkennt. Compliance gilt für alle Fachbereiche eines Unternehmens, auch für die IT-Abteilung. In den meisten Unternehmen sind heutzutage alle Daten elektronisch gespeichert und sämtliche Geschäftsprozesse in Software abgebildet. Angesichts der zentralen Rolle der IT fordert der Gesetzgeber verstärkt IT-Sicherheit und Datenschutz. Daher ist IT-Compliance oft geschäftskritisch für Unternehmen.

  • Compliance-konforme Datensicherheit

    Die Vertraulichkeit und Integrität von Daten ist unverzichtbar – nicht zuletzt auch aus Compliance-Gründen. Eine Grundlage dafür: Die konsequente Verschlüsselung von wichtigen Informationen. Ein besonders hohes Schutzniveau bieten Hardware-basierte Verschlüsselungssysteme, so genannte Hardware Security Module (HSM). Zur Sicherung von Daten und Transaktionen sind kryptographische Verfahren unverzichtbar. Sie umfassen zwei Bereiche: das Erzeugen, Speichern und Verwalten von Schlüsseln sowie die Anwendung für die Signaturerstellung und Verschlüsselung mit diesen kryptographischen Schlüsseln. Hier kommen Hardware Security-Module ins Spiel: Sie erzeugen hochwertige kryptographische Schlüssel und speichern sie so sicher, dass unautorisierte Personen keinen Zugriff darauf haben.

  • Schutz kritischer Infrastrukturen

    Das IT-Sicherheitsgesetz - das erste seiner Art in Deutschland - ist vom Kabinett verabschiedet worden und liegt nun im Bundestag zur Beratung. Es ist ein Anfang und eine Chance für Unternehmen, um sich vor Angriffen zu schützen. Die Notwendigkeit dieser Gesetzgebung ist offenkundig: Das zivile Leben in Deutschland darf nicht durch Cyberattacken beeinträchtigt werden. Besonders das Thema Wirtschaftspionage soll mit dem Gesetz adressiert werden, denn beinahe jede Woche werden neue Angriffe auf Unternehmens- und Organisationsstrukturen gemeldet. Offensichtlich ist es für Wirtschaftskriminelle, politische Akteure und Cyberterroristen immer noch viel zu einfach, in die Infrastrukturen einzudringen, zu sabotieren und Daten zu entwenden. Vollständig verhindern wird das IT-Sicherheitsgesetz diese Attacken nicht, es soll aber zumindest die gröbsten Sicherheitslücken beseitigen. Es soll unter anderem sicherstellen, dass es ein dokumentiertes Sicherheitsmanagement gibt und dass alle sicherheitskritischen Elemente in der IT-Infrastruktur im Unternehmen identifiziert und ganzheitlich überwacht werden.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen